Musik_Lacuna Coil - Comalies

Starmania in Stahl und Eisen

Wenn dem Rezensenten ein Achtel in die Hose - oder auch auf seinen Starschnitt - geht, ist nicht nur im Eigenheim höchste Vorsicht angesagt. Da ergießen sich dann auch die Worte ganz heftig ...    14.11.2002

Die Wiedergeburt des Metalls im Geiste des Pop. Savagely necrofried a-ha, partying thru Eternal Darkness. Meine Lebenslady mault eher: Claudia Jung im Hardcore-Bouquet. Aber das liegt daran, daß ich seit Stunden mit voll aufgecrankter Anlage durch die Wohnung tanze - im Arm die daumendick mit Körperflüssigkeit benetzten Bandposter. Grund: nicht nur Glamour, Sex und Star-Appeal, sondern besonders Christina Scabbia, enigmatisch mediterrane Crooner-Sphinx, deren bloße Präsenz die Kinnladen unter den Hallenboden klappen läßt. But let´s face the Muzak ... Da sind wir an einem Punkt der Geschichte angelangt, wo Brachialgeriffe, Über-Rock, moshender Ballermann wie einst in den MTV-hybridisierten Früh-80ern (Van Halen, Faith No More, Mötley Crue) fähig waren, die Fönwelle des Mainstream zu nehmen. Ob als von Klon-Kultur und Stabhochsprung emanzipierter NuMetal (Papa Roach, Linkin Park) oder skandinavende Schwarzgevatter, die es schaffen, das große Erbe von Grunzgeböller und Suizid-Pathos in smarte Mitgröhl-Popper zu gießen (Borknagar, Sentenced). Zu zweiteren zählt besonders dieses Mailänder Six-Piece, das seit sechs Jahren und drei Platten süßen, schwarzherzernen Power-Metal mit Goblin-esk barocken Prog-Synths, dezentem Hintergrund-Mystizismus und heroischem Pärchengeheul veredelt. Das zeigt sich zwar nicht immer souverän - stürzt man doch zeitweise immer noch in die Untiefen weißbesockter Shout-outs oder balladesker Songcontest-Sperrzone. Zieht man dem allmächtigem Rockgott aber blank vom Headbanger-Schwanz (Swamped, Self Deception), machen sich Lacuna Coil mit Recht zum Bravo-Starschnitt von morgen. Und wenn die Boys´n´Girls dann alle so aussehen - yeahbabyyeah - HER DAMIT!

Paul Poet