Luomo - The Present Lover
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ForceTracks/BMG (Finnland 2003)
Der finnische Elektronikguru Vladislav Delay liefert mit seinem Projekt Luomo erneut höchst innovative House-Mannskost ab. 30.06.2003
Es gibt ein Leben nach dem SPEX! Und das hüllt sich ganz un-nerd-gemäß in eine Rüstung aus Armani-Düften, unterwürfigen Elite-Models und hedonistischen Pulsschlägen. Der Finnenboy Vladislav Delay war erst 2000 das Cover-Babe der Laptop-Degeneration, durfte sich als Insignienträger des nordischen Ultra-Minimalismus in elektronischer Musique auf die Schlafzimmerwände der Kunststudenten und Progressivarchitekten dieser Welt pappen lassen. Doch nur ein Jahr später folgt die weit gesündere Wiedergeburt: Statt asketischer Brummelepen wird er neben Akufen und MRI Geburtshelfer der MicroHouse-Bewegung - jenes experimentellen Dance-Untergrund, der hyperabstraktes Knurpseln, Shiften und "ProTools"-Cutten wieder in den Dienst des Diskotheken-Gottesgrals stellte. Saturday Night Avantgarde. So balzt das Zweitwerk nach der epochalen 12"-Compilation "Vocal City" über die Catwalks dieser Welt. Gurren Studiotransen (Raz Ohara) Pop-Croonings, daß es Neo-Chartschlumpf Madonna nur so in den Mülleimer des Zeitgeists verbläst. Wummert die Housewalze so unerbittlich, daß Prozac zum zarten Morgenvitamin verkommt. Mainstream, Kunstmusik und Dance-Dekonstruktion sind spätestens hier komplett austauschbar geworden.
Luomo - The Present Lover
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ForceTracks/BMG (Finnland 2003)
Das Prinzip der Rache ist eine der elementarsten Lebenserfahrungen, schneidet erfrischend hemmungslos durch Gesellschaftsauftrag und PC-Behaviorismus. Nichts ist entsprechend logischer, als "Medea" - das "Revenge Epic No. 1" - mit Häftlingen hinter Zellenmauern zu inszenieren.
What a Fuck! Gerödel und Geruckel von wahrhaft historischem Wert, zusammengefangen in einer in jedem Sinn erschöpfenden Monsterladung Kopulationsfilm.
Die Zukunft ist Crossbreeding, also Querpuderei - gesellschaftlich, körperlich und kulturell. Das größte Balkan-Musikfestival macht´s auch ohne EU-Verordnung schmackhaft.
Duck you, Sucker! Der Schlamm menschlicher Niedertracht fliegt tief: sexy Sozialpornographie, verliebt flatternde Mongoloidenherzen und die Wiedergeburt der Virgin Prunes.
Eine theatralische Abrechnung mit der selektiven Ausmerzung unwerten Lebens in der Nazi-Ära. Statt aufklärerischem Thrill regiert jedoch der bigott jenseitige Zeigefinger.
Halbgott sei bei uns! Pissposeure wie Darkness und die Strokes mögen zwar die Alternative-Charts beeindrucken, aber nicht den Freund von Orgel und Headbang-Gitarre.
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