Musik_Martina Topley Bird - Quixotic

Glückseligkeit is round the Corner

Trickys Gesangsassistentin beschreitet Solowege. Wenn man TripHop mag, sollte man sich dieses Album etwas genauer anhören.    28.07.2003

Schlafzimmerstimme. Diese etwas lockere Etikettierung sollte gleich am Anfang dieser Lobhudelei stehen, nur damit wir's hinter uns haben. Obwohl die noch ungerechtere wohl "Die Stimme der frühen Tricky-Alben" wäre, da Martina Topley Bird mit ihrem rauchig-verruchten Timbre u. a. "Maxinquaye" und "Pre-Millennium Tension" zu den beispiellosen, verwunschenen Meisterwerken vervollkommnte, die sie sind. Dass dann der privaten Trennung vom kleinen Prinzen der Düsterkeit auch gleich die geschäftliche folgte, dürfte Trickys Abstieg nicht unwesentlich beschleunigt haben. Break.

Ihr Solodebüt "Quixotic" heißt uns nun erstmal willkommen in Martinas kontinuierlich erweiterten Wahrnehmungs- und Schaffensbereich. Im Gegensatz zum Debütalbum der anderen großen Stimme des - ähm - Trip Hop, Beth Gibbons' "Out Of Season", strahlt ihr Album eine eklektizistische Kraft aus, die man so nicht unbedingt erwartet hätte. Ob nun bei der konfrontativen Wucht der unter Beistand der beiden Königinnen der Steinzeit Homme & Lanegan entstandenen Single "Need One", bei den Breitwand-Soul-Fantasien von "Soul Food" oder dem verklebten Blues "Too Tough To Die": nie hat man das Gefühl, dass hier bloß nett anzuhörende Klangtapeten für eine außergewöhnliche Stimme geschaffen wurden. "Quixotic" knistert, zwickt, liebkost und raspelt dann wieder Metallspäne unter die Haut, schmiert dir wahlweise Honig und Rasierklingen ums Maul. Und wenn dann bei "Ragga" unter Mithilfe von seiner Trickyness persönlich die alte, verwunschene Magie plötzlich wieder aufblitzt, dann ist man sowieso gefangen, verfallen dieser mysteriösen, dunstverhangenen Zwischenwelt und dieser - ja - Schlafzimmerstimme.

Christoph Prenner

Martina Topley Bird - Quixotic

ØØØØ


Independiente/Sony (GB 2003)

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