Mouse On Mars - Radical Connector
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Sonig/edel (D 2004)
Gesprengte Ketten: Das traditionelle Experimentieren mit Klängen und Rhythmen führt bei den Frickel-Rolemodels diesmal zur radikalen Verknüpfung mit Pop-Insignien. 13.09.2004
Vertrackt und über die Maßen ambitioniert. Aussichtslos verkopft, verkrampft gar. Und daher im besseren Fall schwierig, im schlechteren unhörbar. All das hielt man Jan St. Werner und Andi Toma vor in den letzten zehn Jahren, seit sie sich als Mouse On Mars - ihrem künstlerischen Anspruch von visionärer elektronischer Musik folgend - an avancierten Struktur- und Rhythmusexperimenten (stets mit einem Hauch zumindest vermittelter Niedlichkeit) versuchen. Obgleich dies beharrlich fernab jeglicher Anbiederung an Hörers Vorlieben geschah, wuchs die Gefolgschaft der Köln/Düsseldorfer Klangexperimentiergruppe beharrlich weiter und ließ sie beispielsweise in Japan zu so etwas wie Semi-Superstars werden. Dabei hatten sie sich mit Werken wie "Niun Niggung" und "Idiology" zuletzt zumindest künstlerisch doch ziemlich ins Eck manövriert und erzeugten Kopfschmerz anstelle anregenden Gehirn-Joggings.
Trotzdem oder deswegen: So radikal der Schritt hin zum Pop (ja, es muß doch einmal gesagt werden), den Toma und Werner mit ihrem nunmehr achten Album "Radical Connector" unternommen haben, auch sein mag, richtig überraschend kommt er nicht. Und ungelegen schon gar nicht. Jedenfalls nicht, nachdem sich etwa auch die Kollegen von Funkstörung mit ihrem bisher letzten Album in eine ähnliche Konstellation befördert hatten. Pop also. Melodien und Songstrukturen. Und mehr noch: supersexy aus der Hüfte geschüttelter Future Funk, der den Braindance spielerisch zum echten Tanz werden läßt, wie im luxuriös verstrahlten "Wipe That Sound". Oder das von Label-Kollegin Niobe (wie noch drei weitere Stücke) intonierte, mit gleichen Anteilen Anmut und Verve versprühende "Send Me Shivers", das sich aus einer Grundhaltung zwischen Aufgeregtheit und Schneidigkeit ständig neu formiert. Auf die bekannt störrischen gebrochenen Beats und in- bzw. gegeneinander verschobenen Sound-Schnipsel verzichteten Mouse On Mars nichtsdestotrotz keinesfalls, sie steckten sie ganz einfach nur mit der neuen Eingängigkeit zusammen, oder präziser: verknüpften sie radikal. Das Feuer, es lodert wieder.
Mouse On Mars - Radical Connector
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Sonig/edel (D 2004)
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