Musik_Pest - Necessary Measures

Stillsitzen, bitte!

Es ist eine tödliche Seuche, die um sich greift: das Zu-Tode-Samplen, das Überall-nur-mehr-Zitieren, die pophistorisch verbrämte dumme alte Ironie, die selten Gutes hervorbringt, sondern meistens Grauenhaftes wie FM4.    14.04.2003

Man muß sich diese fünf, unter dem feschen Nom de guerre Pest produzierenden Londoner als eine Kohorte hibbeliger, hyperaktiver Kinder vorstellen. Kleine, quengelnde Bälger, die Hände in jedem offenen Marmeladenglas, an allem herumzupfend, was nicht niet- und samplefest ist. Gemacht haben die sowieso schon alles: Klassik, Techno, HipHop, Jazz, Teufelsaustreibung. Und all die angelernte Kunstfertigkeit soll man auch hören, am besten alles gleichzeitig, und genau das ist die - ja - Seuche. Wem Coldcut zu seriös und Mr. Scruff noch nicht abgedreht genug ist, der darf sich gern hieran erquicken. Geboten wird einiges: daddeliger Freako-Funk, Sampling-Eifer, bis die Kragennaht platzt, James Brown im Strahlenschutzanzug, Jimi Tenor nach drei Jahren Sylt/Ibiza und als Belohnung dann auch noch zwei wirklich herausragende Stücke: das schaumgebremste, pianoperlende "St. Pest" und die euphorische Vorab-Single, das kinematische Big-Beat-Großkunstwerk "Jefferson Shuffle", mitsamt obskuren deutschen Sprach-Samples, das genau jenen Spritzer Schöpferkraft besitzt, für den Fatboy Slim seine Mutter und seinen Blur-Produzentenjob verkaufen würde.

Christoph Prenner

Pest - Necessary Measures

ØØØ


Ninja Tune/Zomba (GB 2002)

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