Pest - Necessary Measures
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Ninja Tune/Zomba (GB 2002)
Es ist eine tödliche Seuche, die um sich greift: das Zu-Tode-Samplen, das Überall-nur-mehr-Zitieren, die pophistorisch verbrämte dumme alte Ironie, die selten Gutes hervorbringt, sondern meistens Grauenhaftes wie FM4. 14.04.2003
Man muß sich diese fünf, unter dem feschen Nom de guerre Pest produzierenden Londoner als eine Kohorte hibbeliger, hyperaktiver Kinder vorstellen. Kleine, quengelnde Bälger, die Hände in jedem offenen Marmeladenglas, an allem herumzupfend, was nicht niet- und samplefest ist. Gemacht haben die sowieso schon alles: Klassik, Techno, HipHop, Jazz, Teufelsaustreibung. Und all die angelernte Kunstfertigkeit soll man auch hören, am besten alles gleichzeitig, und genau das ist die - ja - Seuche. Wem Coldcut zu seriös und Mr. Scruff noch nicht abgedreht genug ist, der darf sich gern hieran erquicken. Geboten wird einiges: daddeliger Freako-Funk, Sampling-Eifer, bis die Kragennaht platzt, James Brown im Strahlenschutzanzug, Jimi Tenor nach drei Jahren Sylt/Ibiza und als Belohnung dann auch noch zwei wirklich herausragende Stücke: das schaumgebremste, pianoperlende "St. Pest" und die euphorische Vorab-Single, das kinematische Big-Beat-Großkunstwerk "Jefferson Shuffle", mitsamt obskuren deutschen Sprach-Samples, das genau jenen Spritzer Schöpferkraft besitzt, für den Fatboy Slim seine Mutter und seinen Blur-Produzentenjob verkaufen würde.
Pest - Necessary Measures
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Ninja Tune/Zomba (GB 2002)
Im finalen Teil der EVOLVER-Festival-Berichterstattung müssen sowohl Woody Harrelson als auch Mads Mikkelsen mit einem ihnen feindlich gesinnten Umfeld fertig werden - freilich aus ganz unterschiedlichen Gründen. Hereinspaziert in "Rampart" und "Jagten".
Alte Helden, neue Helden: Takeshi Kitano findet in "Autoreiji: Biyondo" langsam wieder zu seiner Form zurück, verheddert sich aber letztlich zu sehr in der Handlung. Dafür darf Ben Wheatley nach "Sightseers" endgültig in die Riege der erstaunlichsten europäischen Regisseure aufgenommen werden.
Bleibende Eindrücke der ersten Viennale-Tage: Die akribische Doku "Room 237" zerlegt "The Shining" in alle Einzelbilder, die große Matthew-McConaughey-Schau "Killer Joe" dafür Hendln in mundgerechte Portionen.
Plötzlich A-List: Spätestens seit seinen Auftritten im "Avengers"-Film und im vierten "Mission: Impossible"-Teil gilt Jeremy Renner als Hollywoods kommender Superstar, auch wenn er darin eher nur in der zweiten Reihe stand. Im aktuellen "Bourne"-Sidequel spielt er nun auch erstmals in einem Blockbuster die Hauptrolle - zumindest so lange, bis Matt Damon wieder zurückkehrt. Der EVOLVER hat den 41jährigen zum Interview getroffen.
Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor.
Das dritte und letzte Kapitel unserer Viennale-Berichterstattung steht im Zeichen der Unruhe vor dem Sturm - und damit der beeindruckendsten Arbeit des Festivals: "Take Shelter".
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