Secret Machines - Now Here Is Nowhere
ØØØ
Reprise/Warner (USA 2004)
Wenn Rock lieber wie Germteig in die Breite als gerade nach vorn geht, nennt man ihn gern progressiv. Das dies nicht immer langweilig sein muß, beweist dieses Trio - zeitweise. 27.09.2004
Der Prog Rock, dieses hutzelige Überbleibsel aus den verhangenen Winkeln der Musikhistorie, hatte bei weitem schon einmal bessere Tage als die jetzigen. Wo in den Siebzigern Endlos-Solieren und virtuos vorgetragenes Muckertum noch Insignien des Aufbruchs aus tradierten Song-Mustern waren, verkamen sie doch recht schnell zum hoffnungslos überholten Auslaufmodell, an dem sich außer ambitionierten Amateurmusikern und Musiklehrern kaum noch jemand erfreuen konnte und wollte. Was notorische Fadgaser wie Rush und Saga natürlich nicht davon abhalten konnte, ihre Bombast-Briketts bis heute unters Volk zu bringen - unbeirrt davon, daß heute zum Beispiel selbst der durchschnittlichste Charts-R´n´B mehr Futurismus ausstrahlt als die selbsternannten Progressiven. Zweifel sind also angebracht, wenn plötzlich The Mars Volta als der heiße Scheiß schlechthin angepriesen werden und man dann doch nur die alten Kamellen wieder neu durchgekaut bekommt.
Die Secret Machines aus Dallas/Texas sind ein ähnlich gelagerter Fall, zumindest was das Medienecho anbelangt. Hochdekoriert in der nordamerikanischen Heimat, erscheint deren Debüt "Now Here Is Nowhere" mit Verspätung auch hierzulande. Zugute halten muß man dem Trio um Brandon und Benjamin Curtis sowie Josh Garza den Willen, fernab abgetrampelter Pfade eine eigene Form des Virtuosen-Rock zu etablieren. Und über den größten Teil der Strecke gelingt das aufgrund des Einarbeitens krautrockiger Strukturen auch ziemlich überzeugend, beim drängenden "Lights On" oder bei der MP3-Auskopplung (der ersten je von Warner genehmigten) "Nowhere Again" etwa. Aber obwohl auf "Now Here Is Nowhere" alles kompakt sitzt und doch auch noch Platz zum Atmen hat, läßt es den Rezensenten doch leider zu kalt, um selbst nach dem x-ten Hördurchlauf auch nur einen einzigen erinnungswürdigen Augenblick entdeckt zu haben. So viel (Hör-) Arbeit, so wenig Lohn. Schade.
Secret Machines - Now Here Is Nowhere
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Reprise/Warner (USA 2004)
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