Musik_Simon Finn - Accidental Life

Das Leben - ein Unfall

Vor knapp einem Jahr demonstrierte der Folk-Sänger beim Donaufestival, daß Stimme und Akustikgitarre immer noch ausreichen können, um ein Publikum zu begeistern. Daß er nicht nur live beeindruckend ist, beweist sein (immer noch) aktuelles Album.    29.01.2008

Bereits im März 2007 veröffentlichte Folkie Simon Finn den Tonträger "Accidental Life". Darauf sind 16 Songs zu hören - vollgepackt mit Gefühlen, Erinnerungen und Eindrücken. Es ist eines jener Alben, die man sich endlos anhören kann, ohne daß sie je langweilig werden; die nicht überproduziert, sondern nach guter handgemachter Musik klingen; eine Platte, auf der man immer wieder Neues entdeckt. An ihrer Entstehung war übrigens Sprach- und Klangkünstler David Tibet (vom Industrial/Neofolk/Obskur-Musikprojekt Current 93) beteiligt. Im Rahmen von dessen David Tibet Project legte Simon Finn schließlich auch einen fulminanten Auftritt beim Donaufestival 2007 hin.

Aber zurück zum Tonträger: Mit Hilfe seines gesanglichen, kompositorischen und schreiberischen Talents erschafft Simon Finn ein musikalisches Potpourri, das mit persönlicher Songwriter-Note und eingängigen Melodien zu überzeugen weiß. Unterstützt wird er dabei von großartigen Sängern und Musikern, allen voran der Violinistin Joolie Wood, die die Klangwelten Finns mit ihrem melancholischen Spiel erweitert und teilweise auch ein wenig verdüstert. Im Vordergrund steht aber immer Finns markante Stimme, die gelegentlich an Johnny Cash erinnert, sowie natürlich die Gitarre, die er mit ausdrucksstarkem Spiel beinahe zur Explosion zu treiben scheint.

 

Doch nicht nur das kraftvolle und leidenschaftliche Gitarrenspiel macht "Accidental Life" so ausdrucksstark - auch Simon Finns lyrisches Können geht unter die Haut. Seine Texte bewegen und berühren vor allem durch ihre aufregende Schlichtheit. Zeilen wie "All I am today is blood and bone" oder "Paper birds missing half their folds" scheinen dank ihrer Unaufdringlichkeit beinahe genial einfach und sprechen Fans ehrlicher Musik gerade deshalb so an.

All diese Aspekte verleihen den Liedern Tiefgang, eine akustische Dreidimensionalität, wie sie etwa der Titelsong, einer der markantesten Tracks auf dem Album, besonders gut wiedergibt. Simon Finn singt intensiv, beginnt manchmal beinahe zu schreien und schafft es so, dem Hörer die Emotionen seiner Lieder direkt in die Gehörgänge und ins Bewußtsein zu pusten.

Daß Finn auch Überraschungen in petto hat, beweist er mit seiner Version des Schlaflieds "Twinkle Twinkle Little Star", das den ruhigen Abschluß des Albums bildet. Dazwischen wechselt Finn immer wieder gekonnt von weichen Klängen zu lyrisch-düsteren Emotionen. Kennzeichnet nicht gerade eine solche Vielfalt das wahre Können eines Künstlers?

Wir meinen: ja. Genau.

J H

Simon Finn - Accidental Life

ØØØ 1/2

1 To 10 Records (Kanada 2007)

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