Sixtoo - Chewing on Glass & Other Miracle Cures
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Ninja Tune/Soul Seduction (Kanada 2004)
Erstaunliches aus Maple-Leaf-Landen: Kanadischer Beatbauer aus erweitertem Anticon-Umfeld erschließt sich den Krautrock. 29.06.2004
The return of polymanisches Krautgerocke in Gestalt des Abstract-HipHop. Das hat man nicht aller, wohl aber dieser Tage. Denn jener seltenen Synergien gibt und gab es in den vergangenen Wochen gleich zwei zu bewundern: einerseits die grenzwertig verschrobene Albumkollaboration "Derbe Respekt, Alder!" zwischen den schwäbischen 70er-Jahre-Klangavantgardisten von Faust und den New Jerseyer Avant-HipHoppern von Dälek, andererseits jetzt das hier.
Kein Geringerer als Cans own Damo Suzuki sprechbrabbelt, hyperventiliert und schreit sich durch "Storm Clouds & Silver Linings", den vorletzten Track des ersten auf Ninja Tune erschienenen Albums des kanadischen HipHop-Producers Vaughn Robert Squire, besser bekannt als Sixtoo. Offensichtlich auch ein Zeichen dafür, daß sich viele der legitimen Nachfolger solch innovativer Klangforscher heute weder im Laptop-Bastlerumfeld oder gar im Rockkontext, sondern tatsächlich in den ausgemergelten Gebeinen des HipHop finden lassen, was sich nicht zuletzt auch an der hervorragenden Reputation von Labels von Mush oder Anticon ausmachen läßt.
Aus deren Umfeld heraus operiert auch Sixtoo (u. a. schon Producer von Buck 65 etc.) an seinen Klanggebilden. Und solch gebildeter Klang muß erst mal verarbeitet werden. Gleich einer pechverschmierten Brut aus DJ-Shadowschen Instrumentalepen und Word-Sounds-Endzeitmoritaten brodeln eingeweidezerrüttende Baßmonster, Zähneknirsch-Blues und abstrakter Schotterfunk im psychedelischen Mahlstrom von "Chewing on Glass & Other Miracle Cures" - das somit (ebenso wie das ohnehin tolle Vorgängerwerk "Antagonist Survival Kit") allen Sympathisanten ungezügelter Audioabgründe anvertraut sei.
Sixtoo - Chewing on Glass & Other Miracle Cures
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Ninja Tune/Soul Seduction (Kanada 2004)
Im finalen Teil der EVOLVER-Festival-Berichterstattung müssen sowohl Woody Harrelson als auch Mads Mikkelsen mit einem ihnen feindlich gesinnten Umfeld fertig werden - freilich aus ganz unterschiedlichen Gründen. Hereinspaziert in "Rampart" und "Jagten".
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Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor.
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