The Beta Band - Heroes to Zeros
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Labels/EMI (GB 2004)
Adieu Hakenschlagen: Die Innovationsmatadoren aus den schottischen Hochland-Nerd-Bastelstuben versuchen sich in Geradlinigkeit und machen dabei alles richtig. Und richtig gut. 12.05.2004
The Beta Band war von jeher eine äußerst knifflige Angelegenheit. Richtig ins Herz schließen konnte man die vier schottischen Exzentriker bislang nur unter tüchtiger Unterwanderung des hauseigenen Hype-Frühwarnsensoriums (was spätestens beim Namedropping in der Verfilmung von Nick Hornbys "High Fidelity" unumgänglich wurde).
Ihr Renommee verdankte sich zum Großteil den Verweisen auf genialische Exzentrizität und unerhörtes Innovationspotential. Und der Betasche Sound-Kosmos war bis obenhin mit Vignetten aus Pop, Folk, Dub oder Psychedelic- und Krautrock vollgestopft. Dennoch vermittelten die bisherigen Ergüsse - in Form des selbstbetitelten Debütalbums und seines Nachfolgers "Hot Shots 2" - stets den Eindruck betont clever verpackter Halbideen und des ein wenig zu prätentiös ausformulierten Unausgegorenen.
Andererseits führte trotz berechtigter Skepsis kaum ein Weg an ihnen vorbei. Zu hell und verlockend funkelten die kleinen großen Momente im überdimensionierten Anspruchskorsett.
"Heroes To Zeros", ihr drittes Werk (wenn man die Zusammenstellung ihrer frühen EPs ausläßt), löst die Versprechen der Vergangenheit nun endlich ein, gibt weitere für die Zukunft ab und ist dabei vor allem eines: bezaubernd. Und sehr weit draußen. Draußen in den unendlichen Weiten des Outer-Space, dort, wo sich auch die famosen Super Furry Animals ihre Headtrips zu Tonkunst hauen. Von konventionellen Song-Strukturen zu sprechen, wäre daher zwar immer noch krasse Übertreibung, aber dennoch zurren die bärtigen Mannen um Sänger und Gitarrist Steve Mason das freiformatige Schwelgen zu kompakteren Einheiten zusammen. Was nicht zuletzt am hinzugezogenen Producer Nigel Godrich liegen dürfte, der schon Radiohead, Air oder Beck bei Außergewöhnlichem assistierte.
Obwohl: Schwelgen ist auch hier gottlob immer noch mehr als nur möglich. Ob vertripptes Hallraumkino und bekiffter Zauberpop in "Assessment", "Troubles" oder "Wonderful", ob forsches Power-Riffing wie in "Liquid Bird" - man genießt und schweigt, wenn man nicht gerade darüber schreiben muß. "I´m so glad you found me", heißt es im sachten, Melodika-gestützten Rausschmeißer "Pure For". Bleibt zu hoffen, daß sich diese Feststellung am Ende des Tages auch auf möglichst viele Musikkonsumenten übertragen läßt. Denn diesmal hätten es sich die Beta-Exzentriker wirklich verdient.
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