The Pattern - Real Feelness
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Clearspot/Ixthuluh (USA 2002)
Auch "Indie" wird immer wieder ausgeschlachtet, ersteht immer neu von den Toten auf, entfernt sich immer weiter von seiner ursprünglichen Bedeutung - und bringt doch immerdar kleine Perlen hervor. 21.10.2002
Da wartet man in Electronica-verseuchten Zeiten auf das längst ausständige Wiedererstehen des puren, kathartischen Rock-Spektakels voll Trieb und Feuerwasser spuckender Ungestalten - und was dann kommt, sind zuerst ein paar abgefrühstückte Stadionmumien. Als üble Dreingabe folgen sodann die Zitatfatzkes in der zweiten Reihe: Second-Hand-Retro-Fadesse der Strokes oder die Mopedschwuchteln vom B.M.R.C., die eher minderbemittelte Feedback-Tapeten bieten. Die Sportjugend der Alibi-Division NuMetal ignorieren wir da mal wohlweislich und schenken ihr ein wenig Heroin zur Weiterentwicklung. Was allerdings im großen Bild verschütt geht, in dem plötzlich Pink als Punk und Grönemeyer als weiser alter Songwriter gelten, das ist das Wiedererstarken des totgesagten Indie-Undergrounds.
Jawoll! Es ist wieder Frühlingszeit in amerikanischen Garagen! Die Jugendrevolte im 65er-Rewind wird neu gestartet - die Wahrheit hinter Fatboy Slims Samples als voll ausgespielte 2,5-Minuten-Kracher. Da entwickeln sich so obskure Schätzchen wie die Yeah Yeah Yeahs, Death Cab For Cutie oder Pretty Girls Make Graves zu dem Gout du independent jour. Und auch Calis The Pattern (Ex-Peechees, -St.-James-Infirmary) gelten als begnadete Live-Entertainer wie als Wellenreiter des Neo-ModPunks. "Real Feelness" ist dafür (nach etlichen öden Singles) erstmals glaubhaftes Zeugnis. Kickt das Popscherl quite nicely!
Das Prinzip der Rache ist eine der elementarsten Lebenserfahrungen, schneidet erfrischend hemmungslos durch Gesellschaftsauftrag und PC-Behaviorismus. Nichts ist entsprechend logischer, als "Medea" - das "Revenge Epic No. 1" - mit Häftlingen hinter Zellenmauern zu inszenieren.
What a Fuck! Gerödel und Geruckel von wahrhaft historischem Wert, zusammengefangen in einer in jedem Sinn erschöpfenden Monsterladung Kopulationsfilm.
Die Zukunft ist Crossbreeding, also Querpuderei - gesellschaftlich, körperlich und kulturell. Das größte Balkan-Musikfestival macht´s auch ohne EU-Verordnung schmackhaft.
Duck you, Sucker! Der Schlamm menschlicher Niedertracht fliegt tief: sexy Sozialpornographie, verliebt flatternde Mongoloidenherzen und die Wiedergeburt der Virgin Prunes.
Eine theatralische Abrechnung mit der selektiven Ausmerzung unwerten Lebens in der Nazi-Ära. Statt aufklärerischem Thrill regiert jedoch der bigott jenseitige Zeigefinger.
Halbgott sei bei uns! Pissposeure wie Darkness und die Strokes mögen zwar die Alternative-Charts beeindrucken, aber nicht den Freund von Orgel und Headbang-Gitarre.
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