The Streets - A Grand Don´t Come For Free
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WEA (GB 2004)
Erfreuliche Neuigkeiten aus der Ein-Mann-Straße: Mike Skinner versteht es auch auf CD Nr. 2, aus dem Leben gefischte Geschichten mit musikalischer Frische kurzzuschließen. 01.06.2004
Das war doch einmal was, damals, als vor rund zwei Saisonen ein bislang selbst in UK-Club-Auskennerkreisen spärlich beschriebenes Blatt zum großen Wurf ansetzte und mit einem hochsympathischen Gebräu aus 2Step, HipHop und Garage bis zum Ende eben jenes Abrechnungszeitsraums 2002 nicht wenige (auch jeglichen Hype-Mitläufertums grundsätzlich abgeneigte) Musikhörerherzen mit kauzigem Charme und schnoddriger Außenseiter-Attitüde eingewickelt hatte...
Der Einwickelanlaßfall: ein gleichwohl in ungemeinem Street- und Pop-Appeal blitzendes Album namens "Original Pirate Material". Das Blatt: Mike Skinner aka The Streets, selbstdeklarierter Geezer, demnach einer von vielen sich (hier: in trostlosen Birminghamer Suburbs) durch mühsame 9-to-5-Arbeitswoche in wochenendlichen Club-Exzeß und folgenden Hangover Fliehenden und doch - einer wie keiner. Denn die im von tiefstem Cockney-Slang infizierten Textfluß nicht nur (dar)gestellte Liebe zum oftmals banalen Detail und die darin gespiegelte Authentizität, mit der Skinner sein Universum aus Mädchen, Drogen und Videogames über teils überaus ruppig-rumpelnde Instrumentals rüberzubringen wußte, unterschied ihn wohlwollend von den unzähligen heißen Dampf und Bullshit plaudernden Selbstdarstellern im (US-)HipHop-Biz.
Da an der Aufgabe, einem Instant-Standardwerk dieser Wichtigkeitsordnung einen würdigen Nachfolger angedeihen zu lassen, aber schon ganz andere gescheitert sind, durfte dem Streets-Zweitling doch skeptischen Auges entgegengeblickt werden. Womit? Mit Unrecht; denn Skinner wischt die Bedenken mit einer Leichtigkeit vom Tisch, die staunen macht. Keine Minute klingt "A Grand Don´t Come For Free" überstrapaziert, konstruiert oder ob des eilig ereilten Ruhms abgehoben und bling-bling-überproduziert. Fast könnte man von einer "Pirate Material"-Reprise sprechen, wäre da nicht diskret eingefügtes Feintuning: ein unangestrengt eingewobenes Konzept - Mike verliert einen "Grand" (1000-Pfund-Schein), Fernseher und Freundin - durchzieht das Album, das musicwise ausgefuchst wie eh und je diverse Subculture-Styles (bis zum Punkriff auf "Fit But You Know It" hin) durchspielt - ja, mischt - und sich textwise wie gehabt einem Nicht-Native-Speaker in ganzem Umfang wohl nie erschließen wird.
Fazit: Der Hype ist erledigt, Spaß, Seele und grandiose Musik sind geblieben. Geezer: you´re fit and we know it.
The Streets - A Grand Don´t Come For Free
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WEA (GB 2004)
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