Tiga - DJ Kicks
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K7 Records/Soul Seduction (D 2002)
Das Altwerden ist etwas Furchtbares: Wenn die Gesichtszüge erschlaffen, spielt sich im Bereich dahinter verzweifelte Nostalgie nach einem Zustand ab, der bei der Würstelbrigade ohnehin nie existiert hat: Sleaze. Eine Compilation für Leute, die Sex, Drugs & Rock´n´Roll nur vom Hörensagen kennen. 24.02.2003
"The fame, the vanity, the glitz" und "I´m gonna be a star you know". Der Mann, der diese starken Worte so gelassen singt, ist kein Geringerer als Tiga und war vor kurzem auf Stippvisite in Wien. Von Montreal aus demonstriert der väterlich vorbelastete kanadische DJ nicht nur der Welt solo oder mit Yori Hulkkonen (alias Zyntherius), daß beherzter Electroclash doch eine Zukunft hat; er belebt auch das zuletzt unheimlich schal gewordene Genre der DJ-Kicks durch eine echt heiße Scheibe. Das vibrierende, dance-kompatibel gemixte Familienalbum schickt nacheinander housige und 80s-lastige Discobeats ins Rennen, die jede noch so triste 2-Raumwohnung in energetischen Glamour tauchen. Das hottet und rockt ziemlich, denn Tigas großer Verdienst ist es, eine fast vergessene Dimension der 80er großartig neu zu inszenieren: er huldigt einem genußvollen Hedonismus und Narzißmus. Fütter mein Ego, hieß das damals.
Und neumodern richtet sich der geschmackssichere Mann mit einem Cover, das Marc Almond vor Neid erblassen ließe, aufmunternd an gute Menschen, die ihre Sonnenbrillen auch nachts tragen, stets ein frisches Rüschenhemd im Schrank haben und Haarspray, Nietengürtel und Sex für die wichtigsten Erfindungen halten. Dafür gibt es einen Frontalunterricht in Sachen Sleaze, Trash, Schönheitschirurgie und einem "Dying in Beauty". Exzellent selektiertes Liedgut von Crowdpleaser, Swayzak, Soft Cell, Le Tigre und dem plattenverlegenden Zeremonienmeister himself lassen uns moderne Ich-AGs also nicht länger auf dem downgetempten Chillout-Sofa vergammeln, sondern schicken uns zu lasziven Klängen mit einer knackigen Botschaft auf den verspiegelten Dancefloor: Die Welt ist ungleich spannender, wenn man sich für ihren (gutaussehenden) Mittelpunkt hält. Oder wie uns die genialen Märtini Brös am Ende der superben Compilation ihr Lebensmotto im Denglisch-Kauderwelsch so schön an unsere abgeschlafften Seelchen legen: "I am myself my biggest fan." Amen.
Tiga - DJ Kicks
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K7 Records/Soul Seduction (D 2002)
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