Print_Christoph Hein - Landnahme

Vertrieben und angefeindet

Das geteilte Deutschland sowie das das Leben eines Außenseiters in der Provinz stehen im Mittelpunkt dieses hochliterarischen Entwicklungsromans.    03.08.2004

Bernhard Haber, der Protagonist in Heins neuem Deutschland-Roman "Landnahme", kommt im Alter von zehn Jahren als Vertriebener mit seinen Eltern in eine sächsische Kleinstadt. Dort werden die Zuwanderer mit Argwohn betrachtet und angefeindet bis zur Gewalttätigkeit. Die Einheimischen lassen Habers Vater, einen Tischler, geschäftlich nicht Fuß fassen, obwohl Handwerker eigentlich dringend gebraucht würden.

Hein begleitet Haber durch 50 Jahre (ost-)deutsche Geschichte - von seiner Schulzeit, in der Bernhard hauptsächlich Schläge einstecken muß, über die Tischlerlehre und seine erste Liebe bis zu den Touren "für zahlende Fahrgäste" nach Westberlin. Haber baut mit Entschlossenheit seine eigene Tischlerei auf und wird sogar in den Kegelclub der Stadt aufgenommen, in dem die Selbständigen Einfluß auf die Politik nehmen. Schließlich sind da noch die Wende und die Wiedervereinigung mit der BRD, mit allen Konsequenzen für Haber und seinen Beruf. Erzählt werden all diese Lebensabschnitte aus der Perspektive der Lebensbegleiter und - begleiterinnen des Bernhard Haber.

"Landnahme" ist somit ein klassischer Entwicklungsroman über einen spannenden Zeitabschnitt europäischer Geschichte, gut geschrieben und spannend zu lesen. Der Autor Christoph Hein stammt übrigens selbst aus Schlesien und lebt heute in Berlin.

 

Anni Bürkl

Christoph Hein - Landnahme

ØØØØ


Suhrkamp (Frankfurt/Main 2004)

 

Photo © Thomas Sandberg

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