Diggle/Jock: The Losers
ØØØ 1/2
DC Comics (USA 2003-2006)
Inzwischen ist es fast schon Tradition, daß die besten US-Comics aus britischen Federn stammen - angefangen beim großen Alan Moore, bis hin zu Garth Ennis' und Steve Dillons umjubelter "Preacher"-Serie.
Mit ihrer Comic-Reihe "The Losers" untermauern Andy Diggle und Mark Simpson alias Jock den Ruf der Briten auf eindrucksvolle Weise.
17.06.2010
2010 wird das Kinojahr, in dem die militärischen Geheimteams zurückschlagen. Von Sylvester Stallones "The Expendables" bis hin zu "Das A-Team" und "The Losers" kann sich das Publikum auf zähe Kerle in Camouflage freuen, die mit frechen Sprüchen Despoten und Militär Probleme bereiten. "Sie wollen nicht so ganz ernstgenommen werden, aber ihre Gegner müssen sie ernstnehmen", propagierte seinerzeit der TV-Vorspann zur Kult-Serie "Das A-Team".
Daß es Hannibal, Murdock und Co. waren, die Andy Diggle zur Comic-Reihe "The Losers" inspirierten, dürfte außer Frage stehen. Seine Geschichte - graphisch umgesetzt von Mark Simpson, der sich als Zeichner "Jock" nennt - handelt vom Black-Ops-Teams der Loser: einer Einheit rund um Lieutenant Colonel Franklin Clay und dessen vier Untergebene. Nach einer verdeckten Mission von ihrem Kommandeur abgeschossen und für tot gehalten, haben sie es sich zum Ziel gesetzt, ihr Leben zurückzuholen und jenen Vorgesetzten, den mysteriösen Max, zu liquidieren.
Die Rollen im Comic sind unmißverständlich typisiert. Anführer der Losers ist Clay, ein Idealist und Patriot, der nicht eher aufgibt, bis Max für seine Tat bezahlt hat. Roque wiederum, sein zweiter Mann, orientiert sich eher am eigenen Wohl - und daran, was bei den Aktionen für ihn herausspringt. In Jensen findet sich der Technik-Experte, der zugleich ein extrem loses Mundwerk hat und ausspricht, was die anderen Charaktere vermutlich nur denken. Mit Pooch hat die Einheit ihr Fahrzeug-As; er kann alles lenken und steuern, was sich irgendwie fortbewegt. Und schließlich ist da noch Cougar, ein schweigsamer Scharfschütze, der stets das Richtige tut. Komplettiert wird die Truppe später von der Geheimagentin Aisha, einer gewaltgeilen Amazone aus dem Morgenland, die ihrer eigenen Agenda folgt.
Über 32 Ausgaben erstreckt sich anschließend jene Jagd auf den CIA-Betreuer Max, während der das Team selbst ein ums andere Mal nur mit Glück davonkommt. Dabei stoßen sie auf eine Verschwörung weltweiten Ausmaßes, in die neben dem Königreich Katar anscheinend auch das Verteidigungsministerium der USA verwickelt ist. Schnell verwischen die Grenzen zwischen Freund und Feind, und immer wieder fragen sich die Losers, ob sie nicht bloß Spielball und Mittel zum Zweck sind.
Wie es sich für eine gute Geheimagenten-Geschichte gehört, wechselt die Szenerie häufig. Von den USA über Afghanistan bis hin zu Katar oder der Ukraine können sich die "Verlierer" an den verschiedensten Orten austoben. Wobei es erwartungsgemäß nicht an Explosionen mangelt, von kleinen bis ... naja, ziemlich großen. Mit graphischer Gewalt wird der Leser generell gut bedient. Doch trotz verstümmelter Sklaven und jeder Menge weggeblasener Schädel gleiten die betreffenden Szenen nie übermäßig in den Gore-Bereich ab. Und so todernst der Feldzug der Truppe auch sein mag, streut Diggle - etwa über die Figur des Jensen - immer wieder humoristische Elemente ein.
Bei allem berechtigten Lob scheint das Handlungsgefüge von "The Losers" jedoch etwas überfrachtet. Mit jedem Band vergrößert sich das Komplott, wird die Verschwörung immer komplexer. Daß es einem seit Jahrzehnten die Weltgeschichte lenkenden Bösewicht nicht gelingen soll, fünf Ex-Soldaten auszuschalten, wirkt ebenso unplausibel wie sein finaler Schachzug.
Auch Jocks Zeichenstil variiert von Ausgabe zu Ausgabe, wodurch die Bilder manchmal mehr, manchmal weniger gelungen sind. Mehr Konstanz und Realismus (wie etwa bei Pia Guerra in Brian K. Vaughans "Y: The Last Man") wären wünschenswert gewesen. So wirken die Figuren vereinzelt wie aus einem Samstag-Morgen-Cartoon - ein ziemlich störender Wechsel.
Clays Lieblingswort "Outstanding" läßt sich somit nur bedingt auf die Comic-Serie selbst münzen. Aber was solls: Als moderne Variation des "A-Teams" macht sie einfach Spaß. Und wer den letzten Band "Endgame" dann nicht vor Spannung in einem Zug verschlingt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Auch auf die filmische Adaption von Regisseur Sylvain White und Drehbuchautor Peter Berg (der ursprünglich Regie führen sollte) darf man neugierig sein. Immerhin suggeriert der bereits erschienene Trailer, daß mit sehr viel Vorlagentreue gearbeitet wurde. Der Streifen beschränkt sich handlungsmäßig im wesentlichen auf den ersten Band "ante UP"; angesichts des komplexen Gesamtplots wohl eine vernünftige Entscheidung.
Warten wir es ab. Oder, wie schon Clay sagte: "Open your eyes, kid."
Jim Jarmusch machte zuletzt Vampire zu Rockstars und Busfahrer zu Dichtern. In seinem jüngsten Film "The Dead Don´t Die" finden sich Kleinstadtpolizisten infolge einer Klimakatastrophe plötzlich in der Zombie-Apokalypse wieder. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß so skurril wie schrullig und verquickt dabei geschickt klassische Zombie-Tropen mit Meta-Momenten und bissiger Persiflage auf die amerikanische Rechte.
Willst du groß und stark werden, dann mußt du ordentlich Fleisch zu dir nehmen. Diesem Glauben hängen vor allem Männer gern nach - so auch der britische Mixed-Martial-Arts-Kämpfer James Wilks. Zumindest so lange, bis er sich nach einer Verletzung schlau machte und entdeckte, daß viele erfolgreiche Athleten vegane Ernährung bevorzugen, um mehr Leistung bringen zu können. Oscar-Gewinner Louie Psihoyos dokumentiert diese Erkenntnis in seinem Netflix-Film "The Game Changers".
Mehr als 50 Jahre ist es her, daß George A. Romero in "Night of the Living Dead" Zombies als reanimierte Kannibalen salonfähig machte. Seither treiben die Untoten munter ihr Unwesen, sei es im Schnee ("Dead Snow"), im Zug ("Train to Busan") oder beim Schulball ("Dance of the Dead"). Umso beachtlicher, daß Ueda Shin’ichirō in seiner No-Budget-Komödie "One Cut of the Dead" dem Genre dennoch etwas Originelles abgewinnt.
Der Tenor nach Terrence Malicks jüngstem Werk fiel aus wie immer: Der Auteur präsentiere stets dasselbe - ähnlich wie die Kritik an seinen Werken, die sich in Witzeleien über gehauchte Erzählstimmen, an Parfümwerbung erinnernde Kameraarbeit und das Frohlocken in den Feldern erschöpft. Sein neuer Film wird ihm kaum neue Anhänger bescheren, liefert Fans aber das, was sie an ihm schätzen.
Kleine Dinge können eine große Wirkung haben. Das veranschaulicht auch Regisseur Hong Sang-soo in seinem jüngsten Film. Der beginnt nach der Hälfte seiner Laufzeit einfach nochmal von vorne - mit einigen Abweichungen, die der Geschichte eine neue Wendung geben. Das Ergebnis daraus: ein vergnüglicher Doppel-Film über den Moment des Augenblicks.
Vor 17 Jahren avancierte der sehr preisgünstige Found-Footage-Horror "Blair Witch Project" zum Kassenschlager im Kino. Dennoch folgte auf den Indie-Hit lediglich eine einzige Fortsetzung, die den Erfolg nicht wiederholen konnte. Nun bringt Regisseur Adam Wingard die Kameras und den Schrecken zurück in den Black Hills Forest - und das durchaus überzeugend.
Kommentare_