Iris Anna Otto - Liebe, Lügen, die Luschinskis
ØØØØ
Carlsen-Verlag (Hamburg 2002)
Ob die Sackbauers, die Osbournes oder die Sopranos - Familiengeschichten sind doch immer wieder für Überraschungen, Amüsement und allerlei Abartigkeiten gut. 19.11.2003
Manchmal dauert es etwas länger, bis man das Gute entdeckt. Deshalb sind wir auch erst jetzt auf den ganz wunderbaren Band "Liebe, Lügen, die Luschinskis" gestoßen. Das Werk der Autorin Iris Anna Otto (klingt wie ein Pseudonym, ist aber keines) erschien zwar bereits im vergangenen Jahr, aber Gott sei Dank setzen Bücher ja keinen Rost an - ganz im Gegenteil. Es muß nur irgendwann einmal jemand die Stimme dafür erheben, und schon wird aus dem vergessenen Klassiker der Geheimtip der Saison. (Wie so etwas geht, macht Elke Heidenreich im Fernsehen mit ihrer Sendung "Lesen!" ja gerade sehr schön vor.)
"Liebe, Lügen, die Luschinskis" ist genau das Buch, das wir brauchen, wenn wir wieder einmal nicht weiter wissen. Der Ursprung allen Übels, das ist bei den Luschinkis - genau wie im richtigen Leben - natürlich die Familie. Ben, Ruth und Monalena Luschinski, die 14jährigen Drillinge, wie sie verschiedener nicht sein könnten, versuchen sich einmal mit, ein andermal ohne ihre getrennt lebenden Eltern Viola und Thorsten durchs Leben zu schlagen. Ben, abenteuerlustig, naturbegeistert und pragmatisch, wird von Schlammbeißern in den Teich befördert und muß seinen betrunkenen Kumpel Jan aus Thorstens Weinkeller retten. Ruth, klug, belesen und überlegt, ist vielleicht lesbisch - wenigstens behauptet das genau der Typ, der gerade mit ihrer Angehimmelten Schluß gemacht hat. Monalena, hübsch und ebenso konsum- wie mediengeil, will unbedingt berühmt werden, ob nun durch den TV-Emporkömmling Joschi oder Wuddi.
Und natürlich kommt es, wie es kommen muß: Die gemeinsame Geburtstags-Party der Drillinge endet genauso im Desaster wie das gemeinschaftlich anberaumte Familienabendessen. Von den Eltern, Viola (freie Buch-Autorin und -Lektorin: "Ohne diesen Krimi kommen wir nicht durch den Herbst!") und Thorsten (zur Zeit gerade arbeitslos: "Ich schreie, weil es mir Spaß macht!"), und dem Hund Ouzo wollen wir jetzt gar nicht erst anfangen...
Absolut stilsichere Dialoge, feine Überzeichnungen und eine strikt vorangetriebene Geschichte machen aus den Luschinskis den Rettungsanker für alle Eltern und ihre pubertierenden Kinder. Selten so herzlich gelacht! Übrigens: Es gibt einen Vorläuferband - "Die Luschinskis", und gerade dieser Tage kam der dritte und abschließende Band der Trilogie heraus: "Kinder, Kinder, die Luschinskis". Nur soviel sei verraten: In diesem Teil erhärten sich alle Vorurteile, die wir so gehegt haben (Viola ist wirklich nochmals schwanger, Ruth wirklich lesbisch, und Viola kotzt noch mehr), und trotzdem passieren wieder so viele überraschende Dinge (Ben läßt sich von einem Hund das Leben retten, um dann auszubüchsen), daß es die reine Freude ist. Daß mit diesem Band das turbulente Familienleben der Luschinskis allerdings wirklich zu Ende gehen soll, können wir, trotz der hartnäckigen Versicherungen der Pressefrau, nun wirklich nicht glauben. Liebe, liebe Iris Anna Otto: "Einer geht doch immer!"
Iris Anna Otto - Liebe, Lügen, die Luschinskis
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Carlsen-Verlag (Hamburg 2002)
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