Trash in fünf Kulissen

Die Computerspiel-Verfilmung "Resident Evil", getragen von "Mister Constantin-Film" Bernd Eichinger und den Stars Michelle Rodriguez und Milla Jovovich, wirkt billig und kann in keiner Weise mit den Games Schritt halten. Nicht spielende Horror-Action-Genrefans könnten aber durchaus Gefallen daran finden.

In naher Zukunft ist die Umbrella Corporation der größte Konzern der Welt. Sie beherrscht sämtliche Consumer-Märkte. Das wirklich große Geld verdient die Firma aber in der Rüstungs- und Gentechnikindustrie. In einer riesigen unterirdischen Forschungsanlage, süffisant "The Hive" genannt, werden garstige Viren zusammengebaut, die besser nicht an die frische Luft geraten. Aber - wie üblich durch eine nebulöse Verschwörung - gerät der schauderliche T-Virus doch in das Belüftungssystem des Hive. Sogleich werden alle Türen verriegelt, keiner kommt mehr raus, und bald sind alle tot.

Wir finden uns wieder in einem mysteriösen Herrenhaus, wo die leicht bekleidete Alice (Milla Jovovich) erwacht, um frappanten Gedächtnisverlust bei sich festzustellen. Ähnlich geht es dem Mann, auf den sie wenig später trifft - war das vielleicht ihr Gatte? Zum Überlegen bleibt keine Zeit, denn ein Trupp von Marines (unter ihnen Michelle Rodriguez als tough-lapidare Rain) stürmt das Gebäude und nimmt beide gefangen und führt sie bei der Mission, den Hive-Zentralcomputer ("Red Queen" genannt und vertreten durch das Hologramm eines kleinen, britischen Mädchens) lahmzulegen, kurzentschlossen mit. Im Hive angekommen, stellt man schnell fest, daß sich die Red Queen nicht gerne lumpen läßt. Noch viel problematischer als die tödlichen Sicherheitsfallen ist aber das Personal des Hive (darunter auch Heike Makatsch): Das T-Virus hat alle in bissige Zombies verwandelt, und sie greifen selbstvergessen alles an, was nach frischem Blut riecht. Natürlich verwandelt sich jeder, der gebissen (ergo infiziert) wird, sukzessive selber in einen Zombie. Und dann ist da noch dieses Monstervieh, das unter Einfluß des Virus in immer schrecklichere Formen mutiert...

Von der Perspektive des Unbedarften aus betrachtet ist der Film eine mehr als solide Genrearbeit. Schauspielerisch in Ordnung, hält er die Waage zwischen passabler Spannung, regelmäßiger Action und deftigen Horror-Einlagen. Der Gore-Faktor ist höher als zuletzt Hollywood-üblich: Eine Frau steckt in der Fahrstuhltür und wird halbiert (wenn auch nicht voll sichtbar), es gibt Kopfschüsse, Blutbäder, wilde Kugelhagel. In einer Laserfalle verliert ein Marine seine Finger, eine andere ihren Kopf, und der Boß wird schließlich würfelig geschnitten (was allerdings vom Film "Cube" übernommen ist). Die Digital-Effekte sind zwar nicht State-of-the-art, befinden sich aber noch im akzeptablen Bereich (auch wenn man gern mehr gesehen hätte). Moderne Musts wie die fallweise Martial-Arts-Einlage (Milla macht sich dabei ganz gut) fehlen auch nicht. Und das offene Ende ist erfrischend, weil in letzter Zeit ohnehin viel zu selten. Man könnte "Resident Evil" sogar Parallelen zu Romeros "Day Of The Dead" zuschreiben.

Ganz anders ist das Bild aber, wenn man die Spiele von Capcom kennt und wirklich intensiv gespielt hat. Denen gegenüber stinkt der Film gewaltig ab. Am enttäuschendsten ist die Atmophäre; hier fällt der Film im Vergleich zu den Games ins Nichts. Von all den düsteren, geheimnisvollen Schauplätzen der bislang vier "Resident Evil"-Spiele bietet der Film nur drei kurze Reminiszenzen: anfangs im Herrenhaus, später im elektrischen Zug und schließlich ganz am Schluß, wenn Alice das Tageslicht von Racoon City erblickt. Die Kulissen sind keinesfalls eine Stärke des Films; man hat vielmehr das Gefühl, er wurde in maximal fünf Sets gedreht. Und der Brutalitätsfaktor ist gegenüber den Spielen gleich Null; nicht ein einziger Zombiekopf zerplatzt unter dem Einfluß einer Ladung Schrot aus nächster Nähe. Außerdem sind die Horror-Kreaturen in den Spielen weitaus zahlreicher und vielfältiger. Aber hier greift dasselbe Syndrom, unter dem zuletzt "Tomb Raider" gelitten hat: Würde man die im Spiel enthaltene Vielfalt filmisch umsetzen wollen, bräuchte es ein Budget, das derzeit nur Leuten wie Spielberg oder Lucas zur Verfügung steht. Und die machen bekanntlich keine solchen Filme. Regisseur Paul Anderson dafür umso mehr: z. B. "Mortal Kombat", "Event Horizon" und "Soldier".

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Was?
(Gerhard, 26.03.2002 17:52)

Re:Was?
(jf, 28.03.2002 22:19)

Re: Re:Was?
(Gerhard, 29.03.2002 09:15)

Haarfabe
(Michelle Rodriguez, 05.06.2005 00:13)

Haarfabe
(Michelle Rodriguez, 05.06.2005 00:15)