Stories_10 Gründe: M.I.A.

Fire Fire!

Maya Arulpragasam ist zweifelsohne das erste globale Pop-Phänomen dieses Jahres. Doch hält sie dem Hype auch stand? Wir meinen ja - und liefern dafür zehn gute Gründe.
   22.06.2005

1. Weil M.I.A.s Debütalbum "Arular" - ein grandioser und wegweisender Bastard aus HipHop, Dancehall, Electro, Wut im Bauch und Unbändigkeit in den Gliedern - tatsächlich klingt wie nichts anderes auf dem derzeitigen Musikmarkt.

 

2. Weil bei ihr - im Gegensatz zu fließbandmäßig produzierten Designer-Lederjacken-Rockern - Rebellionsgesten nicht Teil einer Vermarktungsmasche, sondern gelebte Realität sind: Ihr Vater, den sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat, ist tatsächlich Kämpfer bei einer tamilischen Untergrundarmee.

 

3. Weil sie die selbstgefällige, sich auf Lügen, Paranoia und Panikmache aufbauende Propagandamaschinerie der vereinten Plattenindustrie gnadenlos entlarvt: "Piracy Funds Terrorism" hieß ihr Ende 2004 gemeinsam mit Floridas Dopebeat-DJ Diplo veröffentlichtes Bastard-Pop-Mixtape - in Anlehnung an den wohl dümmsten Plattenindustrie-Hetzspruch ever.

 

4. Weil sich bei Maya Arulpragasam - so M.I.A.s bürgerlicher Name - Credibility und Postertauglichkeit keineswegs ausschließen, sondern gegenseitig nur noch untermauern. Ein absoluter Glücksfall - nicht nur aus vermarktungstechnischer Sicht.

 

5. Weil sie genau aus diesem Grund auch von den Titelseiten so unterschiedlicher Magazine wie der Style-Bibel "i-D" oder des Gscheiterl-Magazines "Spex" blicken kann, ohne daß sich daraus große Widersprüche ergeben würden.

 

6. Weil sie selbst der dauerskeptische Cartoon-Großmeister Warren Ellis M.I.A. toll findet. Wie im übrigen auch Nine-Inch-Nails-Kopf Trent Reznor. Wie auch Peaches. Wie auch die Chemical Brothers. Wie auch ...

 

7. Weil sie zum Glück so überhaupt gar nichts mit den tranigen Berliner Elektro-Schlager-Heinis gleichen Namens gemein hat.

 

8. Weil sie für ihre Träume und Ziele notfalls auch mit dem Kopf gegen die Wand läuft. "Entweder du nimmst mich, oder ich werde Prostituierte. Das hier ist meine einzige Chance, es zu etwas zu bringen", soll sie dem Leiter eines Londoner Kunst-Colleges beim Aufnahmegespräch gesagt haben. Maya wurde natürlich aufgenommen.

 

9. Weil "Galang", der Underground-Sommerhit 2004, mit ziemlicher Sicherheit einer der Konsens-Sommerhits 2005 sein wird. Oder eben "Bucky Done Gun". Oder "Amazon" ...

 

10. Weil ... ach, hören, sehen, staunen Sie doch selbst!

Christoph Prenner

M.I.A. - Arular

ØØØØ 1/2


XL/Beggars/edel (GB 2005)

 

Links:

Kommentare_

Kino
Viennale 2012/Journal III

Me vs. The Mob

Im finalen Teil der EVOLVER-Festival-Berichterstattung müssen sowohl Woody Harrelson als auch Mads Mikkelsen mit einem ihnen feindlich gesinnten Umfeld fertig werden - freilich aus ganz unterschiedlichen Gründen. Hereinspaziert in "Rampart" und "Jagten".  

Kino
Viennale 2012/Journal II

Sehen und Raunen

Alte Helden, neue Helden: Takeshi Kitano findet in "Autoreiji: Biyondo" langsam wieder zu seiner Form zurück, verheddert sich aber letztlich zu sehr in der Handlung. Dafür darf Ben Wheatley nach "Sightseers" endgültig in die Riege der erstaunlichsten europäischen Regisseure aufgenommen werden.  

Kino
Viennale 2012/Journal I

Perspektiven-Rausch

Bleibende Eindrücke der ersten Viennale-Tage: Die akribische Doku "Room 237" zerlegt "The Shining" in alle Einzelbilder, die große Matthew-McConaughey-Schau "Killer Joe" dafür Hendln in mundgerechte Portionen.  

Kino
Das Bourne Vermächtnis / Interview Jeremy Renner

Der zweite Mann

Plötzlich A-List: Spätestens seit seinen Auftritten im "Avengers"-Film und im vierten "Mission: Impossible"-Teil gilt Jeremy Renner als Hollywoods kommender Superstar, auch wenn er darin eher nur in der zweiten Reihe stand. Im aktuellen "Bourne"-Sidequel spielt er nun auch erstmals in einem Blockbuster die Hauptrolle - zumindest so lange, bis Matt Damon wieder zurückkehrt. Der EVOLVER hat den 41jährigen zum Interview getroffen.  

Kino
/slashfilmfestival 2012

Sieben /slash-Schönheiten

Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor.  

Kino
Viennale 2011/Journal III

Sturm und Zwang

Das dritte und letzte Kapitel unserer Viennale-Berichterstattung steht im Zeichen der Unruhe vor dem Sturm - und damit der beeindruckendsten Arbeit des Festivals: "Take Shelter".