Stories_Das Surfboard im Möbel
Von der Surf-Idee überzeugt
Jakob Puchegger ist ein junger Möbeldesigner, der eine interessante Plattform gewählt hat, um seine Produkte zu präsentieren. Stephan Skrobar und Markus Rumler berichten.
16.02.2004
Es ist ja nicht so, daß es Österreich an kreativen, innovativen oder auch nur einfach durchgeknallten Leuten mangelt. Dieser Umstand ist nicht nur den Kreativen, Innovativen oder auch nur einfach Durchgeknallten bekannt, was an der begrüßenswerten Öffentlichkeit liegt, die Künstler (im weitesten Sinne) bei uns genießen. Dieses Land Land hat - auch abgesehen von den Großstädten - im Laufe seiner Geschichte ja tatsächlich eine erkleckliche Anzahl qualitativ wertvoller Gemälde, Bauwerke, Gebrauchsgegenstände und Musikstücke produziert, die sich sehen und hören lassen können.
Gerade in Wien haben junge und/oder unbekannte Hersteller kreativer Erzeugnisse ganz gute Chancen, ihre Werke einem Publikum zugänglich zu machen. Es gibt hier die unterschiedlichsten Möglichkeiten; eine davon, die jungen, unbekannten Designern zur Verfügung steht, bietet "das möbel" in der Burggasse. Es handelt sich dabei um ein nettes Lokal, in dem sich bei einem gepflegten Bier ebensolche Gespräche führen lassen, "aber mit einer ungewöhnlichen Einrichtung: innovativen Möbeln, die gleichzeitig ein Preisschild tragen und gekauft werden können. So ist es den Besuchern möglich, in Ruhe ein Stück zu testen, ohne eine Kaufabsicht zeigen zu müssen", wie es auf der "möbel"-Website heißt. Oder, um es mit einem der Designer zu sagen: "Da gibt es ein Lokal, das heißt 'möbel", da gibt es Leute, die bringen ihre Möbel hin, und andere kommen und kaufen die dann."
Besagter Designer, der seit Oktober 2003 das Lokal nützt, um dort eines seiner Möbelprojekte auszustellen, heißt Jakob Puchegger und ist ein hochgewachsener, grundsympathischer junger Mann. Der hauptberufliche Lichtplaner und Innenarchitekt stellt sich im Gespräch als pragmatischer Formgestalter heraus, der über sein im "möbel" ausgestelltes Produkt referiert. Es handelt sich hierbei um einen CD Ständer in Form eines Surfboards, und es hat auch einen Namen: surf-board.
Bei der Entwicklung dieses Racks folgte die Optik der Funktion. In den zwei Meter hohen Ständer werden die CDs in Vertiefungen eingeschoben und sind so für den Musikliebenden adrett angerichtet. "Eigentlich wollte ich es F2 anbieten, damit die es in ihren Shops als Display einsetzen. Die Gespräche waren gut, aber schlußendlich hat´s halt leider nicht geklappt", berichtet Puchegger von seiner anfänglichen Vertriebspolitik.
Irgendwann machte er dann auf seinen nächtlichen Streifzügen durch die Trinkstuben der Stadt im "möbel" halt. Geschäftstüchtig, wie er ist, konnte er sich mit der Dame des Hauses schnell einigen - und seit Oktober 2003 steht das surf-board im Lokal. Doch obwohl es gut sichtbar, gleich beim Eingang am Fenster stationiert ist, läßt sich dieses Produkt nicht so leicht in den alltäglichen Betrieb des Cafés integrieren wie zum Beispiel Sitzgelegenheiten oder Tische. Ist ja auch schwierig; schließlich bringen nur wenige Besucher ihre eigenen Tonträger mit, um sie im Board zu lagern.
"Aber was ist denn jetzt eigentlich Design?"
"Ein guter Konsens zwischen Form und Funktion", lautet Bucheggers lapidare Antwort. Deshalb steht bei ihm auch immer die Frage nach den "consumer needs" am Beginn einer schöpferischen Phase. Erst danach geht es darum, das Ding auch so zu bauen, daß es jemandem gefällt. Er ist also ein klassischer Verfechter der "form follows function"-Fraktion. Zu Recht - Nagelbretter haben es ja auch nicht geschafft, sich in heimischen Schlafzimmern zu etablieren (zumindest nicht in unseren Breitengraden).
Puchegger beschränkt sich in seinem Schaffen aber nicht auf einzelne Gegenstände, sondern ist seiner Passion - der Innenarchitektur - treu geblieben. Gemeinsam mit der italienischen Designerin Loredana Scapin-Vesely rief er "entro", das Planungsbüro für Innenarchitektur, ins Leben, in dessen Rahmen er individuelle Wohnträume für internationale Kunden umsetzt. "Wir sprechen damit einen Kundenkreis an, der seine Individualität auch in seinem Wohnraum zum Ausdruck bringen will", sagt er. "Der leere Raum mit seinen nackten weißen Wänden wird von uns durch Einsatz von Farben, Möbeln und Materialien funktionell und optisch an den Bewohner angepaßt." (Womit wir wieder bei den Konsumentenbedürfnissen angelangt wären...)
Eine Eingliederung Jakob Pucheggers in eine Design-Sparte fällt schwer. Er bezeichnet sich auch selbst als "Spontandesigner", da er nicht zu jenen gehört, die wochenlang am Zeichentisch sitzen, bis etwas halbwegs Passables entsteht, sondern vielmehr in der Euphorie des Augenblicks schnelle Skizzen auf Kaffeehausservietten wirft. Im Interview ließ er durchklingen, daß er gerade wieder eine Eingebung hatte: "Da geht´s um die Nutzung von toten Räumen, aber mehr kann ich dazu noch nicht sagen, aber das könnte ... na, das wird revolutionär!" Man freut sich darauf.
Stephan Skrobar & Markus Rumler
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