Ladytron - Witching Hour (New Edition inkl. Bonus-Remix-CD)
Major Records/edel (GB 2007)
Heute sind Ladytron beim "Frequency"-Festival am Salzburgring zu bewundern - wenn auch "nur" mit einem DJ-Set. Aber künftige Live-Gigs sollten nicht mehr allzulange auf sich warten lassen, steht doch ein neues Album schon in den Startlöchern. Bis es soweit sein wird, ist aber noch ein wenig Vergangenheitsbewältigung vonnöten: Reuben Wu im Interview. 16.08.2007
EVOLVER: Reuben, wir befinden uns in der seltsamen Situation, daß wir hier über euer sogenanntes neues Album sprechen, das aber in Wahrheit schon etwa zwei Jahre auf dem Buckel hat. Was ist da passiert?
Reuben: Ohne jetzt allzu sehr ins Detail gehen zu wollen: Das alles hat einfach mit gewissen Strukturen zu tun, die in Majorlabels vorherrschen. Vieles von dem, was mit dem Release von "Witching Hour" zusammenhängt, hatten wir irgendwann überhaupt nicht mehr unter Kontrolle - und so haben wir uns entschlossen, das Label zu wechseln.
EVOLVER: Zu einem sogenannten Indie-Label, das aber ironischerweise Major Records heißt ...
Reuben: Stimmt (lacht). Aber es war uns einfach wichtig, daß das Album jetzt auch noch mal bei euch erscheint, weil es hier sonst bislang ja nur als Import erhältlich war, für uns aber ein ganz entscheidendes Album in unserer Entwicklung darstellt. Besser spät als nie also.
EVOLVER: Trotzdem kann man wohl davon ausgehen, daß ihr auch schon bald wirklich neues Material rausbringen werdet, oder?
Reuben: Ja, wir arbeiten bereits seit einiger Zeit an einem neuen Album und sind damit auch schon etwa zur Hälfte fertig. Wir haben wohl schon so um die 20 Songs, die quasi zwischendurch auf Tour entstanden sind.
EVOLVER: Wie sieht denn das Songwriting aus? Dürft ihr anderen Mitglieder eigentlich mittlerweile mehr in den Prozeß des Schreibens eingreifen? Anfangs hat Daniel Hunt die Songs ja quasi im Alleingang verfaßt.
Reuben: Wir kollaborieren mittlerweile schon mehr, obwohl Daniel noch immer für den Großteil der Songs verantwortlich zeichnet. Aber wie gesagt: Wir haben jetzt schon auch unsere Möglichkeiten, uns einzubringen.
EVOLVER: Als ihr vor etwa fünf Jahren das erste Mal in Erscheinung getreten seid, hat man euch gleich in eine Schublade mit diversen anderen zu der Zeit ebenfalls neu auftauchenden Bands getan. Das ganze hieß dann Retro-Achtziger-Jahre-Electro-Pop oder gleich ganz blöd: Electroclash. Nachdem aber jeder Trend - und sei er noch so konstruiert - irgendwann abstirbt und dadurch auch die damit unfreiwillig verbundenen Bands zum Handkuß kommen: Habt ihr Angst, als Auslaufmodell betrachtet zu werden?
Reuben: Ich denke, daß wir diese Zuordnungen mittlerweile ganz einfach transzendiert haben. Das war halt eine etwas komische Zeit damals, als man sich in der Wahrnehmung sehr auf die Verwendung von elektronischem Equipment wie Synths versteift hat. Und wie das eben so ist, hat es damals einige gute Leute gegeben - und natürlich auch einige eher miese. Aber die guten haben sich der Zuordnung in solche Schubladen ohnehin längst entzogen.
EVOLVER: Hat euch diese ganze leidige Hype-Angelegenheit also im Nachhinein betrachtet mehr genützt oder geschadet?
Reuben: Natürlich hatten und haben diese Schubladisierungen auch ihre guten Seiten. Sie machen es für die Leute einfacher, Bands mit einem ähnlichen Ansatz kennenzulernen und herauszufinden, welche Musiker mit welchen verbunden sind - und somit auch wieder auf neue Bands aufmerksam zu werden. So in der Art: Du magst Ladytron? Dann könnte dir auch Miss Kittin gefallen. Oder auch Minimal Techno auf Kompakt. Und von da kannst du wieder in zig verschiedene Richtungen weitergehen.
Live-Tip: Ladytron beim "Frequency"-Festival (Open-Minded Stage/Electro Zone): 16. August, Salzburgring, 5322 Hof bei Salzburg
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