Stories_Phantom Planet

The Happy Ending?

Warum die Kalifornier ihren sonnigen Surf-Pop gegen Garagenrock und Zombies getauscht haben? Im EVOLVER geben Sänger Alex Greenwald und Bassist Sam Farrar Auskunft.    07.06.2004

EVOLVER: Ihr habt euer neues Werk ja unter einigermaßen abenteuerlichen Umständen aufgenommen...

 

Phantom Planet: Ja, allerdings. Wir nahmen das Album in einer sehr, sehr kleinen Hütte, irgendwo im Nirgendwo, auf. Wir waren dabei immer alle im selben Raum, also ohne die bei Studioaufnahmen üblichen Einzelkabinen. Ganz nach dem Motto: keep it simple, stupid!

 

EVOLVER: Jetzt ist "Phantom Planet" aber doch - verglichen mit seinem Vorgänger - ein wesentlich rauheres Album. Welche Vision lag dem zugrunde?

 

Phantom Planet: Wie waren sehr lange auf Tour, und das Songwriting stellte sich als ständiger Kampf, als dauerndes Teile-Zusammensetzen heraus. Die Songs hören sich eventuell deswegen rauher oder schroffer an, weil wir auch herausfinden wollten, was und wie wir miteinander spielen wollen.

 

EVOLVER: Wie groß war dabei der Einfluß von Produzent Dave Fridmann (u. a. Flaming Lips, Mercury Rev)?

 

Phantom Planet: Dave ist ganz einfach phantastisch. Er ist in allen Belangen wie ein extrem neugieriges Kind. Und er ist ein wunderbarer Lehrer. Because he is so inspired ... to be inspired. Wenn du mit Leuten arbeitest, die so sehr von etwas begeistert sind, wirst du selbst auch immer begeisterter davon. Und außerdem hat er einige unserer All-time-favourite-Platten produziert.

 

EVOLVER: Deswegen ist er schließlich auch für einen ganz anderen Zugang bekannt, als den, den ihr mit dieser Platte eingeschlagen habt.

 

Phantom Planet: Das hatten wir uns auch gedacht. Deswegen war es wohl für beide Seiten eine gute Herausforderung. Wir sprachen im Vorfeld über Bands, die wir und er mögen, und kamen über Bands wie Wire etc. schnell auf einen gemeinsamen Nenner.

 

EVOLVER: Jetzt hat sich nach den Hits und dem damit verbundenen Erfolg des vorigen Albums doch sicherlich einiges an Erwartungsdruck von Seiten der Anhänger aufgebaut?

 

Phantom Planet: Wir spielten die neuen Songs ja auch schon vor Publikum live. Und das mochte sie offensichtlich gleich ziemlich. Am wichtigsten war natürlich, daß wir uns selbst überraschen und damit zufriedenstellen konnten. Die meisten Bands, die wir mögen, die Beatles oder Radiohead zum Beispiel, hielten sich nie an eine bestimmte Formel und wurden deshalb auch nie langweilig. Das wollten wir auch erreichen.

 

EVOLVER: Am ehesten erinnert mich eure Entwicklung an die, die Blur mit "13" eingeschlagen haben.

 

Phantom Planet: Kann schon sein. Unsere Idee dabei war, das Ganze weit offensichtlicher zu machen - also bösere Texte nicht mehr hinter netten Arrangements zu verstecken. Es gibt da diesen Spruch von Mary Poppins: "A spoonful of sugar helps the medicine go down." Genauso wollten wir es nicht machen. Am besten also einfach gleich direkt runter mit der bitteren Medizin.

 

EVOLVER: Warum habt ihr dem Album keinen Titel verpaßt?

 

Phantom Planet: Weil wir uns ganz einfach auf keinen einigen konnten (schallendes Gelächter). Aber das Cover und alles, was darauf passiert, das ist der Name des Albums.

 

EVOLVER: Von wem stammt der Entwurf?

 

Phantom Planet: Von einem Freund namens Rob Bronco. Der ist immer pleite, immer unterwegs, immer einsam. Wenn es einen typischen Künstler gibt, dann ist er es. Er hatte einen Autounfall und wachte schließlich mit Gedächtnisschwund im Spital auf. Während seiner Genesung im Krankenhaus machte er dieses Bild mit "MS Paint". Wir fanden es großartig und nahmen es.

 

EVOLVER: Apropos Künstler: Kein Geringerer als der magische Spike Jonze drehte das Video zu eurer Single "Big Brat".

 

Phantom Planet: Spike hat tatsächlich noch nie ein schlechtes Video gemacht. Er ist auch so einer mit dieser kindlichen Neugier und Inspiration. Und soviel Energie. Wie ein hyperaktives Kind.

 

EVOLVER: War diese Zombie-Geschichte seine oder eure eigene Idee?

 

Phantom Planet: Wir hatten für "Lonely Day", die letzte Single von "The Guest", schon einmal ein ähnliches Treatment geschrieben, das aus Kostengründen aber nie realisiert wurde. Über Umwege erfuhr Spike davon; er meinte dann: "Das ist immer noch eine großartige Idee. Warum macht ihr das nicht selbst und spart dabei die Kohle? Und ich filme euch dabei? Zumindest das wird interessant werden, auch im Fall, daß das Video Scheiße wird."

 

EVOLVER: Ihr wurdet anscheinend ziemlich von Horrorfilmen beeinflußt, oder?

 

Phantom Planet: Ja, auf jeden Fall. All die Argento-, Romero- und Fulci-Flicks, davon sind wir definitiv Fans. Prinzipiell schätzen wir jede Art von Kunst, die dich stärker empfinden läßt. Bei diesen Filmen fühlt sich so ziemlich jeder verängstigt. Ich mag das.

 

EVOLVER: Zum Schluß noch: Wie ist euer Verhältnis zu eurem Ex-Drummer Jason Schwartzman, der sich von euch zugunsten seiner Schauspielkarriere (u. a. durch die Hauptrolle in "Rushmore" bekannt geworden, Anm. d. Verfassers) getrennt hat?

 

Phantom Planet: Sehr freundschaftlich. Er bekam irgendwann einfach zu viele Angebote. Wir haben die Band immerhin gegründet, als wir 14 waren. Und Jason entschied sich dann ganz einfach für das, was am besten für seine Kreativität war.

 

 

Der EVOLVER verlost in Kooperation mit Sony Music Austria zwei handsignierte Exemplare von "Phantom Planet". Mehr dazu auf unserer Gewinnspielseite (siehe Links).

Christoph Prenner

Phantom Planet - Phantom Planet


Epic/Sony (USA 2004)

 

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