Stories_Wiener Internationale Kochkunstausstellung

Aufkocht is!

Vom 6. bis 9.11. stand das Wiener Messegelände im Zeichen lukullischer Genüsse. Käse, Speck, Wein - darf´s ein bisserl mehr sein? Österreichs Starköche gaben Antwort.    12.11.2003

Kochen ist wieder "in". Dank sei Jamie Oliver - dem coolen, jungen, englischen Fernsehkoch, der Österreich allwöchentlich zeigt, daß Kochen Spaß macht und gar nicht so schwierig ist. Aber auch in Österreich gibt es Starköche; davon konnte man sich von 6. bis 9.11. in der Halle C des Wiener Messegeländes überzeugen, bei der Wiener Internationalen Kochkunstausstellung.

16 renommierte Köche, darunter Reinhard Gerer, Lisl Wagner-Bacher, Helmut Österreicher oder Toni Mörwald, führten dem Publikum in vier Schauküchen ihre Kochkünste vor. Mit dem eingangs erwähnten Jamie Oliver hatte das sehr wenig zu tun, eher mit einer "Willkommen Österreich"-Sendung. Genügt es denn nicht, daß Kochen dem Koch einfach Spaß macht? So stellte man doch glatt einem der letzten Show-Kocher des letzten Abends, dem eh sehr charismatischen Tiroler Martin Sieberer, "Medicopter"-Schauspieler Serge Falck als Küchen- und Sprechhilfe auf die Bühne. Kochen als Comedy-Show, sozusagen.

Anders aber als bei einer "Willkommen Österreich"-Sendung konnte man die Menüs der Starköche selbst verkosten. Die Eintrittskarte galt als Essensbon für ein Gericht der Wahl: Räucherforellenmousse im Brotmantel, Paprikarahmsuppe mit Kutteln, Entenbrust mit Muskatkürbis und Honig-Koriandersauce, Mariazeller Lebkuchenknödel mit Nougat etc. Weitere Minigerichte konnte man um jeweils vier Euro nachbestellen. Die Häppchen stillten den Hunger zwar nicht wirklich, doch der Gaumen hatte Freude an den Leckereien - denn sie können schon was, die österreichischen Starköche!

Neben dem Show-Kochen gab es auf der Kochkunstmesse keine bemerkenswerten Höhepunkte. Produktpräsentation neben Produktpräsentation auf 8000 Quadratmetern: Vorarlberger Käse, Tiroler Rinderschinken, niederösterreichische Marmelade, frisches Bauernbrot oder Fruchtsäfte, größtenteils von Biobauern präsentiert. Man konnte probieren und wurde über die Besonderheiten der Produkte informiert. Wußten Sie beispielsweise, daß Bauernbrot aus Sauerteig bis zu einem Monat hält? Oder daß es Torten aus Hanf gibt?

Was fehlte, war die Vielfalt der Produkte. Die angekündigten Abteilungen "Tabak & Rauch" oder "Fisch & Meer" waren kaum vorhanden, und auch das Gastland Italien bemerkte man nicht. Internationalität war überhaupt wenig zu spüren auf der Wiener Internationalen Kochkunstausstellung. Lediglich italienischer Schinken, französischer Käse und spanische Tapas wurden angeboten. Und keine Frage, die waren auch sehr gut. Bei den meisten Ausstellungsständen durfte man gratis Häppchen verkosten, sich den Bauch damit voll schlagen und die Miniportionen der Starköche und andere Enttäuschungen wieder vergessen.

Beim Vergessen half auch der Wein. Winzer und ihre Produkte machten den wohl größten Teil der Ausstellung aus. Hier ein Schlückchen Spätlese, da ein Schlückchen Riesling, noch ein Gläschen Chardonnay und ein bißchen was vom Blauburger - und schon war man nicht mehr ganz so enttäuscht von der mit so großen Worten angepriesenen Kochkunstausstellung.

Enttäuschung, vor allem über die geringe Besucherzahl, spürte man auch bei den Ausstellern. "Am Donnerstag und Freitag war fast gar nix los, am Samstag und Sonntag schon ein bissl mehr", erzählte eine Ausstellerin. Und ein anderer meinte ernüchtert: "Wir hätten uns schon mehr erwartet." Auch die Veranstalter dürften von der Besucherzahl enttäuscht gewesen sein; immerhin hatten sie, wie man auf ihrer Homepage nachlesen kann, mehr als 100.000 Besucher erwartet.

Wo waren sie bloß, die kochbegeisterten Massen? Waren die teuren Eintrittspreise abschreckend? Oder gar das Werbeplakat - ganz in rot gehalten, weiße Schrift und eine zufrieden dreinschauende Lisl Wagner-Bacher? Oder war das schöne Wochenendwetter schuld? Oder geht es wirklich nur mit einem wie Jamie Oliver?

 

Marianne Lang

Wiener Internationale Kochkunstausstellung


Photos © Stephan Schmatz

Links:

Kommentare_

Stories
Wiener Internationale Kochkunstausstellung

Aufkocht is!

Vom 6. bis 9.11. stand das Wiener Messegelände im Zeichen lukullischer Genüsse. Käse, Speck, Wein - darf´s ein bisserl mehr sein? Österreichs Starköche gaben Antwort.  

Kino
Elephant

Ist etwa Beethoven schuld?

Fragen ohne Antworten liefert Gus Van Sants heuer in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneter Spielfilm "Elephant".  

Kino
Dogville

Im Amerika des Lars von Trier

Der dänische Regisseur und Dogma Film-Schöpfer Lars von Trier erfindet sein Kino wieder einmal neu. Jetzt holt er das Theater auf die Leinwand.