Stories_evoPod - Januar 2006

evoPod Januar 2006

Das erste Mal im nicht mehr ganz neuen Jahr: die Tracks, ohne die Sie und Ihr MP3-Player unterwegs nicht mehr auskommen. Oder auch zu Hause - je nach Isolationswunsch.    31.01.2006

 

Christoph Prenner

The Futureheads - Area

von der Single "Area"


Ein Hit, ein Hit, ein Hit! So muß das losgehen im soeben erst angebrochenen Jahr. Das Sunderlander Quartett The Futureheads, im letztjährigen großen Durchbruchsjahr so vieler toller britischer Formationen trotz überzeugenden Debüts irgendwie nur in der zweiten Reihe etabliert, setzt mit der Vorab-Single seines für März angekündigten neuen Albums zum Überholmänover an. "Area" ist ein unverschämt eingängiger Neo-Wave-Pop-Ohrwurm, der schnell einmal so alles in den Schatten stellt, was den gerade hochgejubelten Arctic Monkeys bisher eingefallen ist.

 

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Beck - Broken Drum (Boards Of Canada Remix)

vom Album: "Guerolito"


So der ganz große Wurf war es im Nachhinein betrachet tatsächlich nicht, das letzte Beck-Album namens "Guero". Die Musikpresse hat ihn deshalb mittlerweile eher abgeschrieben, ebenso wie das Publikum, das zu seiner vorjährigen Tour nicht mehr ganz so zahlreich wie zur besten Zeit des Slackers in die Clubs und Hallen strömen wollte. Ein Remix-Album soll nun frischen Wind bringen: "Guerolito" vereint Re- und Dekonstruktionen von Hoffnungsträgern wie Islands oder Diplo mit jenen von großen Namen wie Air oder Boards Of Canada. Von letzteren, deren aktuelles Werk ebenfalls nicht so der Bringer war, stammt auch der gelungenste Beitrag. Ambient-Space-Pop, sagen wir einmal. Der Rest wagt meist zuwenig.

 

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My Morning Jacket - Wordless Chorus

aus dem Album: "Z"


Americana - ein Wort, mit dem man Plattenkäufer hierzulande leicht verschrecken kann. Doch das muß nicht so sein, wie sich am vierten Album der hochsympathischen Landeier von My Morning Jacket feststellen läßt. Die erweitern auf "Z" (für viele US-Kritiker das Album des Jahres 2005) das Einzugsgebiet des Genres in etwa so unbeirrbar und doch subtil, wie es Radiohead einst für Britpop erledigten. Was im Opener "Wordless Chorus", getragen von der verhallten Kopfstimme des Jim James, in einem beinahe an Prince gemahnenden Finale kulminiert. Uns fehlen da ebenfalls die Worte.

 

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Suzanne Vega - Tom´s Diner (Danger Mouse Remix)


Ein Song, der gleich in doppelter Hinsicht die Geschichte von Musik im Internet spiegelt: Zum einen soll Suzanne Vegas A-cappella-Stück "Tom´s Diner" 1987 das erste Musikstück überhaupt gewesen sein, das ins MP3-Format konvertiert wurde; zum anderen löste DJ Danger Mouse, also der Typ, der den Song nun 20 Jahre später remixt, mit seinem Beatles-/Jay-Z-Mash-Up "Grey Album" ein gleichfalls heftiges Copyright-Erdbeben aus. Soweit die gut klingende Theorie. Die Praxis überzeugt nicht zu 100 Prozent, weil man das 50-Cent-Instrumental schlichtweg kaum mehr hören kann. Falls man es überhaupt je konnte.

 

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Calla - This Better Go As Planned

vom Album: "Collisions"


Wieder einmal Shoegazer-Pop - aber ganz großartiger, von einer Band, die man bisher eher nur mit einem Seitenblick gewürdigt hatte. Mit neuem Label wollten es die drei New Yorker von Calla mitsamt ihrer todtraurigen Hymnen-Schönheiten aber noch einmal wissen. Hoffen wir, daß sie recht behalten und nun alles genau genauso läuft wie geplant. Der dazugehörende Motto-Song sollte für den (Neu-) Anfang genug der Überzeugungsarbeit leisten.

 

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The Flaming Lips - The Wand

vom kommenden Album: "At War With The Mystics"


"Wand" heißt übersetzt zwar Zauberstab, doch auch mit dem deutschen "Wand" wird man dem Teaser für das kommende Flaming-Lips-Werk gerecht. Er ist psychedelisch wie eh und je geraten, nur eben auch ein richtiger Wall aus Fuzz-Gitarren und phantastischem Flirren. Ungewohnt anfangs, gewinnt aber durch Wayne Coynes prägnante Stimme mit jedem Hören.

Richard Ashcroft - Keys To The World

vom Album: "Keys To The World"


Stimmt schon: Man hört "Break The Night With Colour", die aktuelle Single des Ex-The-Verve-Frontmanns, derzeit ein- bis zehnmal zu oft auf sogenannten Hitradios. Dafür kann er aber nix, der gute Song. Verdient hat er es sich allemal. Wie auch der Titeltrack des dritten Ashcroft-Solowerks, dieser Northern-Soul-Hit, nun ja, allererster Kajüte, wie man beim Nachbarn sagt. Unlock the doors, Ash.

 

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Hot Chip - Playboy

vom Album: "Coming On Strong"


Bereits 2004 wurde diesen Australiern von der BBC der große Durchbruch vorhergesagt. Bis dato blieb er jedoch aus. Wenigstens erscheint "Coming On Strong" nun endlich in größerem Rahmen und auch bei uns. Leider aber wieder zur falschen Zeit - denn der Winter ist garantiert nicht die richtige Saison für Hot Chips ungemein relaxte Groove-"Sause" (The Beta Band trifft Ween und DFA am Strand), deren größter Trumpf im respektlosen Humor liegt: "I´m like Stevie Wonder, but I can see things", heißt es da beispielsweise einmal. Im Hit-Hit des Albums bekommen wir es mit einem "Playboy" zu tun, der im Peugeot und mit Yo La Tengo durch die Stadt "cruised". Humor does belong in Music.

 

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Plan B - No Good

von der Single: "No Good"


Ein aktueller Hot Chip der BBC-Trendprognosen für 2006 ist Plan B, der schon als britischer Eminem gehandelt wird. Zumindest die Koordinaten (weiß, HipHop, explicit language) stimmen definitiv. Die Single "No Good" weiß die Vorschußlorbeeren einigermaßen überzeugend einzulösen, zitiert The Prodigy auf gar nicht unclevere Art und gibt sich als Singer-/Songwriter-Rap an der Schnittstelle von The Streets, Anticon und - genau - Eminem. Mehr davon.

 

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Clipse - Zen

vom Mixtape: "We Got It 4 Cheap Vol. 2"


Im Windschatten ihres von den Neptunes produzierten Tracks "Grindin´" galten Clipse einst als aufsteigender HipHop-Act. Heftige Plattenfirmen-Troubles und ein bis heute unter Verschluß gehaltenes neues Album später sah die Sache dann schon ganz anders aus - nicht so rosig nämlich. Doch Pusha T. und Malice brachten auf eigenes Risiko 2005 kurzerhand zwei Mixtapes im Umlauf und sind damit erneut sehr weit vorn. Für so ultrareduzierte Club-Banger wie "Zen" würden Snoop & Fiffy wohl das ein oder andere Goldschmuckkasterl eintauschen. Future Shit.

 

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