Kino_Kino-News KW 49/2004

Die Routinen des Wahnsinns

Neu im Kino: Der Film des Jahres und der österreichische Beitrag zum Auslands-Oscar, humorfreies Tröstkino für weibliche Thirtysomethings sowie Auslandspolitik.    03.12.2004

 

Christoph Prenner

Old Boy


Südkorea 2003

120 Min.

Regie: Chan-wook Park

Darsteller: Min-sik Choi, Ji-tae Yu, Hye-jeong Kang u. a.

 

Rache verbindet. Lesen Sie dazu die ausführliche EVOLVER-Filmbesprechung.

 

Links:

Antares


Ö 2004

105 Min.

Regie: Götz Spielmann

Darsteller: Dennis Cubic, Andreas Kiendl, Petra Morze u. a.

 

Stark angefangen und genauso stark nachgelassen - so könnte man Götz Spielmanns ("Die Fremde", "Spiel im Morgengrauen") neuen Film "Antares" und damit zugleich den diesjährigen österreichischen Beitrag für den Auslands-Oscar subsummieren.

Zumindest die erste seiner drei Episoden, die sich allesamt um den Themenkreis Beziehung drehen, ist durchaus wirkungsvoll inszeniert. Fast könnte man meinen, einem "letzten Tango in Wien" beizuwohnen; zu schonungslos wird da eine Hotel-Fickbeziehung zweier einander Fremder (beide verheiratet) in aller Freizügigkeit und dramaturgischen Dringlichkeit verarbeitet. Doch leider verlieren sich die beiden übrigen Episoden dann wieder allzu sehr in den Standardroutinen des prototypischen österreichischen Sozialdramas und rauben dem Film dabei viel an Reiz. Und auch die etwas sehr forcierte Verknüpfung der Geschichten untereinander geht nicht unbedingt als gelungen durch.

 

Links:

Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns

(Bridget Jones: The Edge of Reason)


GB 2004

108 Min.

Regie: Beeban Kidron

Darsteller: Renee Zellweger, Hugh Grant, Colin Firth u. a.

 

Etwa drei Jahre ist es her, daß Kolonien weiblicher Thirtysomethings ins Kino stürmten, um sich die so dünne wie aufgequollene Geschichte von einer ihr Leid Teilenden erzählen zu lassen: "Bridget Jones", aus der nicht sehr edlen Feder von Helen Fielding, brauchte aus lauter Liebeskummer schon "Schokolade zum Frühstück" und sprach auch sonst frustrierten Single-Frauen über dreißig aus dem Herzen.

Und da es davon anscheinend mehr als genug gibt, ist dieser zweite Teil nur eine finanziell logische Folge. In "Am Rande des Wahnsinns" jagt die so tölpelig und unlustig wie eh und je agierende Renee Zellweger als Titelheldin nun nicht nur auf der britischen Insel, sondern gleich weltweit nach dem Mann ihres Lebens (und findet ihn in Colin Firth oder Hugh Grant) und der perfekten Beziehung. Genauso altbacken, wie das klingt, ist es auch. Trotzdem werden die Kinos auch dieses Mal wieder gestürmt werden.

 

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How Arnold Won the West


F/GB 2004

80 Min.

Regie: Alex Cooke

Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Mary Carey, Gray Davis u. a.

 

Obwohl Mr. Arnold Schwarzenegger vergangenen Sommer die Show- zugunsten der Politbühne auswechselte, muß man zumeist schon zweimal hinsehen, um in der Präsenz des Ex-Terminators gravierende ästhetische Unterschiede zu seinem früheren Betätigungsfeld zu erkennen.

Schon bei seinem Wahlkampf zum berüchtigten Recall im US-Bundesstaat Kalifornien wurde schnell klar, daß dieser lediglich die Fortschreibung des Medienphänomens Schwarzenegger auf anderer, gewichtigerer Ebene war. Die britische Dokumentarfilmerin Alex Cooke hielt seine Wahlkampftour und die einiger anderer, noch weit skurrilerer Kandidaten (wie Clowns und Pornohäschen) in ihrem Film "How Arnold Won the West" fest und kommt dabei zu einem recht betrüblichen und doch alles andere als neuen Ergebnis: dem, daß Wahlen heute oft nicht mehr viel mehr sind als eine Farce, die sich über die Medien ihre eigene Wirklichkeit schafft.

 

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