Video_DVD-Tips 3/2006

Ab sofort wird zurückgeschossen!

Schlagkräftige Bräute, boshafte Nagetiere und schwergewichtige Psychologen sind in unserer aktuellen Einkaufsliste für Sammler und Filmfreunde vertreten.    05.10.2006

 

Jürgen Fichtinger

Toughe Chicks in Lack und Leder


Æon Flux

(USA 2005/Region 2/Paramount)

Underworld: Evolution

(USA 2006/Region 2/Sony)

 

Gleich zwei Filme, in denen es hauptsächlich um Tschinbumm in aufpoliertem Genre-Ambiente geht und das zarte Geschlecht kräftig Watschen sowie Martial-Arts-Tritte austeilend im Mittelpunkt steht, finden sich derzeit in den Verkaufsregalen.

Die bereits seit Sommer erhältliche Realverfilmung der unbedingt sehenswerten MTV-Serie Æon Flux bringt Charlize Theron als Widerstandskämpferin in hautengem Outfit, die im Jahre 2415 dem bösen Herrscher Trevor Goodchild Manieren beibringen will. Leider hat der Kinofilm mit der animierten Vorlage nur noch wenig gemeinsam. Statt surrealem Touch gibt´s hohles Geballer und jede Menge Effekte. Theron reiht sich mit ihrem Auftritt in der aufgeblasenen Chose nahtlos vor Hally Berry in die "Oscar-Gewinner machen Humbug"-Liga ein, wobei "Æon Flux" in Sachen Unterhaltungswert immer noch weit vor dem "Catwoman"-Debakel chargiert.

Auch Kate Beckinsale läßt in Underworld: Evolution wieder die Vampirbeißerchen blitzen, wenn sie uneinsichtige Revenanten und reißerische Lykanthropen via sexy Hüftschwung zurück unter die Erde befördert. Wo Teil eins noch in schönen Kulissen und Kostümen schwelgte und während seiner relativ langen Dauer relativ wenig erzählte, peitscht das Sequel von Beginn an dem Höhepunkt entgegen - der mangels Story und Charakter-Unterbau leider auch nicht gerade für Euphorie sorgt. Fans der Reihe werden trotzdem ihren Spaß daran haben, wenn Ur-Vampir und Ur-Werwolf der lieben Kate und ihrem Hybriden-Freund das Leben schwer machen ...

Wenn jetzt noch irgend jemand hierzulande endlich Kurt Wimmers Ultraviolet mit Frau Jovovich herausbrächte, wären die drei Kick-ass-Grazien jedenfalls komplett.

 

Links:

Domino


(USA 2005/Region 2/Highlight)

 

Während der ältere der Gebrüder Scott vor kurzem noch mit seinem lauwarmen Kreuzzugschinken "Kingdom of Heaven" langweilte (seit einiger Zeit auch als noch längerer Director´s Cut auf DVD erhältlich), hat Tony Scott dem Publikum zuletzt mit seinem "Man on Fire"-Remake kräftig eingeheizt. Auch bei "Domino" stehen alle Hebel auf "fast forward"; das bis zum Exzeß hochstilisierte Biopic legt ein bildgewaltiges Tempo an den Tag, wie man es nur selten zu sehen bekommt. Piratenbraut Keira Knightley spielt die Kopfgeldjägerin Domino Harvey, die sich lieber mit schweren Jungs und jeder Menge Waffen umgibt, als brav Beverly-Hills-Girlie oder Laufsteg-Model zu mimen, wie es ihre Herkunft verlangen würde. Stattdessen schließt sie sich dem Bounty-Hunter-Duo Ed (Mickey Rourke, sehenswert wie immer) und Choco (Edgar Ramirez) an und bringt fortan böse Buben in den Knast. Alles läuft wunderbar, bis das Trio plötzlich zwischen die Fronten von FBI, Mafia und einem Big Player aus Las-Vegas gerät ... Leider kommen zwischen all dem High-Speed-Chaos die erzählerischen Qualitäten etwas zu kurz, doch was soll´s: It´s time to Rock´n´Roll - und Mickey Rourke ist auch dabei. Schändlicherweise mangelt es der hiesigen DVD-Veröffentlichung an beiden Audiokommentaren des US-Pendants. Ach ja, das Drehbuch zu "Domino" stammt übrigens von "Donnie Darko"-Regisseur Richard Kelly.

 

Links:

Die Bären sind los


(USA 2005/Region 2/Paramount)

 

Nach dem charmanten Jack-Black-Vehikel "School of Rock" betraute man Regisseur Richard Linklater gleich noch einmal mit der Regie einer "Gemeinsam könnt ihr alles schaffen"-Schulkinderkomödie. Statt grumpy old man Walter Matthau gibt im Remake der "Bad News Bears" Billy Bob Thornton den Baseball-Coach Buttermaker, einen versoffenen Taugenichts, der früher einmal für ein paar Minuten Major-League-Luft schnuppern durfte. Inzwischen verdingt er sich als Kammerjäger und läßt sich dazu breitschlagen, einem Haufen Nerds die Freuden des Baseball-Spiels näher zu bringen. Daß am Ende die Underdogs gewinnen, liegt auf der Hand.

Bei weitem familienfreundlicher als "Bad Santa", amüsiert Billy Bob trotzdem in gewohnt rauhbeiniger Manier und rettet den Schema-F-Streifen gemeinsam mit der einen oder anderen hundsgemeinen Dialogzeile dann doch wieder vor der drohenden Belanglosigkeit.

 

Links:

Pause für Zapper


Battlestar Galactica - Season 1

(USA 2004/Region 2/Universal)

Vénus & Apoll - Staffel 1

(F 2005/Region 2/Sunfilm)

Nip/Tuck - Season 3

(USA 2006/Region 2/Warner)

Für alle Fälle Fitz - Staffel 3

(GB 1995/Region 2/Koch)

 

Spät, aber doch kehrt Battlestar Galactica in seiner aktuellen Reinkarnation endlich auch in unseren Breitengraden ein und liefert SF vom Feinsten: lange Handlungsbögen, spannende Stories und mitten drin zerrissene, menschliche Helden - vom Alkoholiker über den verräterischen Wissenschaftler mit Machtkomplex und Halluzinationen bis hin zur sexy-verführerischen Zylonenbraut. Die beste SF-Serie seit langem; für Trekkies wäre dieses finstere Pflaster garantiert zu heiß. Wer noch 20 Euro drauflegen will, sollte allerdings gleich zum US-Release greifen. Der hat nicht nur mehr Extras (informative Audiokommentare usw.), sondern auch gleich die komplette - vor der Serienhandlung stattfindende - Miniserie mit an Bord.

Und wenn Sie schon dabei sind: die zweite (und vorläufig leider letzte) Staffel von Carnivàle gibt es in den Staaten natürlich auch schon längst.

Aber auch der heimische DVD-Markt liefert keinen Grund zur Verzweiflung. In der dritten Nip/Tuck-Season geht es dem bösen Messerschwinger Carver an den Kragen, während die von ARTE produzierte französische Serie Vénus & Apoll ihren Einstand feiert. Sie wird als Pendant zu "Sex & the City" angepriesen, hat mit dem HBO-Gevögel allerdings nicht allzuviel gemeinsam. Skurrile Charaktere und die liebenswerten Begebenheiten rund um die vier Damen und ihren Universal-Schönheitssalon wissen trotzdem durchaus zu amüsieren.

Zum Abschluß dürfen wir auch dem großartigen Fitz wieder beim Entwirren menschlicher Psychen zuschauen. Hier kann man sich selbst die minutenlangen Dialogpassagen auf der Zunge zergehen lassen, vom sarkastischen Humor und den gelungenen Plots ganz zu schweigen.

 

Links:

Von Angesicht zu Angesicht


Import-Tip: GB

The Proposition - 2-Disc-Special-Edition

(Australien 2005/Region 2/Tartan)

 

Import-Tip: USA

Cheeky!

(I 2000/Region 0/Cult Epics)

Private

(I 2003/Region 0/Cult Epics)

 

Es gibt Regisseure, die nur alle heiligen Zeiten einen Film drehen. Wenn sie sich jedoch dazu aufraffen, darf man das Ergebnis keinesfalls verpassen. So wie bei John Hillcoats großartigem Outback-Western aus der Feder des Düsterbarden Nick Cave. Wer lange genug warten konnte, um sich The Proposition nicht aus "down under" auf DVD zu ordern, wird jetzt mit dem britischen Release belohnt. Der hat nicht nur einen Audiokommentar von Hillcoat und Cave zu bieten, sondern auch zahlreiche Featurettes.

Slippery when wet: Freunde des Italo-Schweinigels Tinto Brass sollten lieber ihre Finger von den hiesigen Splendid-Releases lassen, da das US-Spezialisten-Label Cult Epics die Brasschen Erotik-Eskapaden allesamt mit Interviews, Dokus und natürlich ungekürzt - oder gleich in zwei Fassungen - veröffentlicht. Sowohl Cheeky! als auch der überraschend explizite Private stehen dort mittlerweile neben der großartigen Fernando-Arrabal-Box, charmanten Betty-Page-Tänzeleien oder dem verstörenden "In A Glass Cage" (dagegen ist Kings "Musterschüler" wirklich einer) auf dem Programm.

 

Links:

Unheimliche Begegnung

Nice-Price-Tip


(USA 1983/Region 2/Warner)

 

Die einen können gar nicht genug Gift auslegen, wenn die pelzigen Vierbeiner ihr Unwesen treiben; andere halten sich Ratten als Haustierchen und würden sie am liebsten mit ins Bett nehmen. In Filmen stoßen wir immer wieder auf beide Menschentypen. Während die einstigen Pestboten besonders im Horrorgenre stets in Scharen auftreten, reicht in George P. Cosmatos´ "Of Unknown Origin" bereits ein Exemplar aus, um Peter Weller in den Wahnsinn zu treiben. Mensch gegen Ratte - ein spannend umgesetzter Konflikt auf kleinem Raum, von dem sich die "AvP 2"-Autoren sicher eine Scheibe abschneiden könnten ... Regisseur Cosmatos zeichnet übrigens auch für das erste "First Blood"-Sequel und den Stallone-80er-Jahre-Baddie "Cobra" verantwortlich.

 

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