Video_Attack the Block

Fuck, es regnet Gollums!

Invasion! Die Außerirdischen kommen! Diesmal haben Sie es auf einen verwahrlosten Wohnblock im Süden von London abgesehen - allerdings haben sie nicht mit dem Widerstand bewaffneter Straßengangs gerechnet ...    16.04.2012

In einer Silvesternacht eilt die junge Krankenschwester Sam nach Hause. Da stellt sich ihr eine Gruppe vermummter Straßenkinder in den Weg und übt den Überfall - so ist das eben im abgefuckten Südlondon, da kämpft jeder um sein eigenes Glück.

Die Gang will Geld, Handy, Schmuck und zögert nicht, mit dem gezückten Messer zu argumentieren; Schwester Sam gibt daher lieber ihre Wertsachen heraus.

 

In diesem Augenblick schlägt etwas direkt neben dem Schauplatz des harmlosen kleinen Verbrechens ein. Und während die Krankenschwester das Weite sucht, attackiert ein soeben entschlüpftes kleines Monster mit reichlich Zähnen den Anführer der Gang, Moses.

Das kann der 15jährige nicht auf sich sitzenlassen, schließlich geht’s um seinen Status als Anführer. Zusammen mit seinen Kumpanen bringt er das Alien - coole Sprüche klopfend - zur Strecke.

Blöd nur, daß jetzt noch mehr Monster kommen; noch größere Monster, die bald darauf den Plattenbau-Wohnblock belagern, in dem Moses, seine Freunde und übrigens auch die Krankenschwester Sam wohnen.

 

Die Geschichte schubst den Zuschauer sofort mitten in die Auseinandersetzung, und so gehören die ersten 30 Minuten zum Besten, was ich in den letzten Jahren gesehen habe.

Statt auf besonnene Wissenschaftler oder schießwütige Militärs prallt die Alien-Invasion in diesem sehenswerten Creature-Feature mit leichtem 80er-Jahre-Aroma auf eine Gruppe verwahrloster Jugendlicher, die sich mit gewaltverherrlichenden Videospielen, Horrorvideos und allerlei Drogen schon einmal in Stimmung gebracht hat.

Die Polizei ist ihnen keine Hilfe, schließlich sind sie alle Straftäter - oder zumindest höchst verdächtig, auch wenn sie sich für die Alien-Hatz noch eben bei Mama abmelden müssen. Jedenfalls treten die Jugendlichen kurzerhand selbst mit Baseballschläger, Fahrradketten, Silvesterraketen sowie benzingefüllten Wasserpistolen gegen die gefräßigen Aliens an.

 

Die spannende SF-Horror-Komödie holt aus dem eigentlich völlig ausgelutschten Sujet neue Aspekte heraus und erfreut durch lässigen Soundtrack, beeindruckende jugendliche Darsteller und ein gutes Drehbuch, dem nur gegen Ende etwas die Luft ausgeht.

Egal: Ein Big-Alien-Gorilla-Wolf-Motherfucker-Riesenspaß mit minimaler Moral-Message, nämlich: Am Ende wohnen wir alle im selben Block.

 

        

Andreas Winterer

Attack The Block

ØØØØ

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Produktion: UK 2011

Videovertrieb: Capelight (Alive Ag)

 

DVD Region 2 oder Blu-ray
84 Min. + Zusatzmaterial, dt. Fassung oder engl. OF

 

Regie: Joe Cornish
Darsteller: Nick Frost, Jodie Whittaker, John Boyega, Luke Treadaway, Alex Esmail, Leeon Jones, Jumayn Hunter, Franz Drameh
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Kommentare_

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