Kino_Confession

Das kindische Jahrhundert

Die autobiographische Romanvorlage von Alfred de Musset heißt "Confession d’un enfant du siècle" und stammt aus dem Jahr 1836. Die Verfilmung von Sylvie Verheyde zeigt deutlich, warum es heute statt Dandys nur mehr häßliche Hipster gibt.    10.06.2013

Sofia Coppola hat damit angefangen, und jetzt machen es ihr alle nach. Sie hatte vor den Dreharbeiten zu ihrem Film "Marie Antoinette" anscheinend die ebenso einfache wie überzeugende Idee: "Wer sagt denn, daß die Menschen in Kostümfilmen aussehen müssen wie überschminkte Hollywood-Stars? Warum können sie nicht ganz natürliche, normale Menschen sein, die daherkommen wie Jugendliche und Fast-Erwachsene von heute, mit schlecht operierten Hasenscharten, einem Sinn für Mode, wie ihn die Hipster haben (also keinem) und zweifelhaften Frisuren?"

Daß die Protagonisten ihres Historienfilms dann auch noch von Musik aus dem 21. Jahrhundert begleitet wurden, gab nicht unbedingt ein gutes Beispiel. Was aus solchen Ideen nämlich werden kann, sieht man jetzt in "Confession" der französischen Regisseurin Sylvie Verheyde, die das größte Pop-Unglück der Gegenwart ins Kino bringt.

Junkie-Chic. Ja, genau, es handelt sich um Pete Doherty, den britischen Drogen-Skandalburschen, der nichts richtig draufhat - er macht weder brauchbare Musik, noch hat er es geschafft, Kate Moss zu halten oder mit 27 zu sterben, wie jeder anständige Rockstar. Stattdessen blamiert sich der 34jährige jetzt auf der Leinwand in der Rolle eines von der Liebe enttäuschten Mannes, der beschließt, von nun an nur noch für die Dekadenz zu leben (und sich ausgerechnet in Charlotte Gainsbourg zu verlieben, die wahrscheinlich auch nur ihrem Papa richtig gefallen hat ...).

Dummerweise sorgt Dohertys Untalent in "Confession" dafür, daß ihn sogar sein Zylinder an die Wand spielt und er wie im wirklichen Leben scheinbar nie weiß, in welchem Film er gerade ist. Aber wir wissen es: im falschen. Ein Vorbild für die Hipster-Generation, fürwahr.

Peter Hiess