Kino_Film-Tips September 2016

Das Millionenspiel

Wo Timur Bekmambetow versagt, glänzt Antoine Fuqua in bewährter Popcorn-Manier. Wer seine Zeit hingegen nicht mit Remakes verschwenden will, läßt sich von Fede Alvarez die Nackenhaare aufstellen oder von neuen Programmkino-Sozialpornos mehr oder weniger gut unterhalten. Die Kinostarts im September.    12.09.2016

EVOLVER-Redaktion

Ben Hur

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Filmstart: 1. September 2016

 

Wer die klassische "Ben Hur"-Verfilmung aus dem Jahr 1959 noch im Kino gesehen hat, ist zu alt für diese Welt. Wer sich das Remake aus dem Jahr 2016 im Kino anschauen geht, ist zu blöd für dieses Universum.

Der klassische Stoff nach einem beliebten christlichen Bestseller (erschienen 1880) wurde ja schon mehrmals verfilmt - als Stummfilm, als Zeichentrickstreifen und in der berühmtesten Version mit Charlton Heston. Ich betone: Charlton Heston! Guter Mann ... was auch immer Idioten wie Michael Moore und dessen Fans ihm anhängen wollten.

"Ben Hur" erzählt die Geschichte eines israelitischen Prinzen, der in der römischen Besatzungszeit einen existentiellen Konflikt mit einem ehemals engen Freund (bzw. in der Neuversion Adoptivbruder - was haben diese Schwachsinnigen aus der Alptraumfabrik nur immer mit ihrem Familendreck?!) hat und zudem an mehreren wichtigen Stationen in seinem Leben Jesus Christus begegnet. Und die Version, die alle biblisch alten Menschen kennen (und alle anderen kennen sollten), war ein Monumentalfilm. Das hieß damals noch was: Myriaden von Statisten, aufwendige Actionszenen (das Wagenrennen), epische Landschaften etc. pp. UND Herr Jesus!

Heute aber, da praktisch jede Hollywood-Hervorbringung mit größerem Budget schon definitionsgemäß ein Monumentalfilm ist und alle Actionszenen immer gleich aussehen, brauchen wir sowas nicht mehr - oder bestenfalls, um die absolute Ideenlosigkeit der Anzüge in den Geschäftsführungsetagen zu demonstrieren. Jaja, der neue "Ben Hur" ist kein Remake, sondern eine "Neuinterpretation" der Romanvorlage. Jaja, Hauptdarsteller Jack Huston soll irgendwie beeindruckend sein, obwohl man sich sein Gesicht kaum merken kann. Jaja, Regisseur Timur Bekmambetow hat seinerzeit mit seinen russischen "Wächter der Nacht"-Filmen ganz schön beeindruckt, ist aber in Los Angeles mit Machwerken wie "Abraham Lincoln Vampirjäger" zum Klassenclown geworden. Jaja, damals im alten Israel war es hundertprozentig so, daß der Mentor eines jüdischen Aristokraten ein Typ wie Morgan Freeman war - mit Dreadlocks! Alles in allem: verdammte Benhurerei! Schon recht, daß der Film der gewaltigste Flop dieses Sommers war und laut Rechenschieber-Journaille 120 Millionen Dollar Verlust gemacht haben soll. Vielleicht überlegen sich die Verantwortlichen bei Disney ihr nächstes Remake zweimal ...  (ph)

 

 

Don't Breathe

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Filmstart: 9. September 2016

 

Daß es das noch gibt: ein billiger kleiner Horror-Thriller (Budget unter 10 Millionen Dollar), der sein Potential so clever ausreizt, daß es zum Überraschungserfolg des Sommers (26 Millionen am Startwochenende) gereicht hat. Drei Jugendliche brechen in ein entlegenes Haus ein, in dem sie ein blinder Kriegsveteran erwartet - that´s it. Aber was Regisseur und Drehbuchmitautor Fede Alvarez (Evil Dead, 2013) aus der minimalistischen Grundkonstellation herausholt, ist zum Nägelbeißen spannend. Immer wieder hetzt die Inszenierung die vier Personen in neuen Konstellationen aufeinander, nützt die Architektur des Hauses vom Keller bis zum Dachboden zu verblüffenden Kamerafahrten und verlagert die Sympathien des Publikums geschickt vom an sich unschuldigen Opfer zu den überforderten jungen Einbrechern. Wenn hier anfangs ein riesiger Vorschlaghammer ins Bild rückt, darf man sicher sein, daß der später auch Verwendung finden wird ... Ein John Carpenter in seiner Glanzzeit hätte das nicht ökonomischer hinbekommen, zumal der ganze Spuk in nicht einmal 90 Minuten über die Leinwand flimmert.

Vergeßt die öden teuren Blockbuster, haltet lieber hier den Atem an!  (HL)

 

Safari

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Filmstart: 16. September 2016

 

Ulrich Seidl ist nun wahrlich nicht jedermanns Sache, aber sein jüngster Streich geriet ziemlich toll. Das hat mehrere Gründe: Erstens wird hier - anders als in manchen früheren Arbeiten Seidls - deutlich, worauf der kritische Fokus des Regisseurs liegt, nämlich auf dem unangenehm kolonialistischen Habitus, mit dem hier eine Handvoll österreichischer und deutscher Jagdtouristen in Afrika wahllos Wildtiere abknallen. Die Eingeborenen dürfen ihnen die Fährten zeigen, die Geschoßhülsen aufheben und das Wild zerlegen. Das bedarf nicht vieler Worte, das erklärt sich von selbst und ist mehr zum Kotzen als die drastischen Bilder, die der brillante Kameramann Wolfgang Thaler von den blutigen Vorgängen einfängt. Dazu kommt zweitens noch, daß sich Seidl hier erstmals in ein soziales Milieu vorwagt, dem er bisher ausgewichen war: ins gehobene (Klein-)Bürgertum (das allein sich solche Vergnügungen leisten kann). Den näselnden Snobs und jungen Tussis, die hier von der Wahl der Waffen und dem Kitzel beim Töten schwärmen, gönnt man es von Herzen, in den berüchtigten Zentralperspektiven-Tableaus Seidls ausgestellt zu werden. Das war bisher, als Seidl sich mehr in den gesellschaftlichen Unterschichten bewegte, doch etwas anders. Dazu kommt, dass "Safari", an dem auch Seidls Gefährtin Veronika Franz maßgeblich mitwirkte, deutlich besser, konziser und konzentrierter gebaut ist als etwa noch "Im Keller", Seidls voriger und vieldiskutierter Film. Wer einen Einstieg in das Werk dieses zumindest unverwechselbaren Regisseurs sucht - hier ist er.  (HL)   

 

Die glorreichen Sieben

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Filmstart: 23. September 2016

 

Man könnte sich natürlich auch fragen, wozu ein Remake des 1956er-Westernklassikers des großen Regisseurs John Sturges notwendig ist. Und diese Frage wäre auch durchaus berechtigt. Andererseits: Zur Inszenierung dieser Neufassung hat man Antoine Fuqua eingesetzt - und der hat mit Filmen wie "Training Day", "Shooter" und "Southpaw" bereits hinreichend bewiesen, daß er nicht nur bunte Leinwandspektakel drehen kann, sondern wirklich was von Action, Spannung und Darstellerauswahl versteht. Statt der Original-(Anti-)Helden Yul Brynner, Eli Wallach, Steve McQueen, James Coburn, Charles Bronson usw. hat er harte Hunde der aktuellen Kinogeneration wie Denzel Washington, Ethan Hawke, Chris Pratt und Lee Byung-hun ("I Saw the Devil") ausgeschickt, um die Westernstadt von ihrem miesen kleinen Diktator (Peter Sarsgaard) zu befreien. Das Resultat funktioniert bestens: prägnant, lakonisch, ohne dümmliche Sentimentalität und auch ohne wandelnde Hipster-Klischees, wie man sie in "The Hateful Eight" ertragen mußte. Das haben "Die sieben Samurai" (die schon dem Original als Vorlage dienten) wirklich verdient. Und so soll ein moderner Western aussehen.  (ph)

 

24 Wochen

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Filmstart: 23. September 2016

Erinnert sich noch jemand? Der "Neue Deutsche Film" begann seinerzeit mit einem Film über eine ungeplante Schwangerschaft, Ulrich Schamonis "es".

Hier schließt sich ein Kreis, denn auch in "24 Wochen" erwartet ein (nicht mehr ganz) junges Paar ein Kind - allerdings eines, von dem sich herausstellt, daß es mit Down-Syndrom zur Welt kommen wird. Das stellt die beiden vor beklemmende Fragen: austragen oder abtreiben? Was dann folgt, ist - vor allem von Julia Jentsch als werdender Mutter - intensiv gespielt und knüpft mit atemlos wackeliger Handkamera ein bißchen an den Reportage-Stil der belgischen Dardennes-Brüder an. Darf man zugeben, daß der Film einem dennoch allmählich auf die Nerven zu gehen beginnt? Sämtliche Situationen, vom Arztbesuch bis zum Fernsehauftritt (die Heldin ist TV-Comedienne) illustrieren das Dilemma so lückenlos, daß der gute (?) alte "Problemfilm" sein müdes Haupt zu erheben droht. Und als sich dann noch herausstellt, daß das Kind zusätzlich noch mit einem Herzfehler belastet wäre, fiel mir nur noch der alte Kalauer ein: Schlimm genug, wenn man kein Glück hat - aber wenn das Pech auch noch dazu kommt ...  (HL)    

 

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