Musik_CD-Tips KW 48/07

Knockin´ On Hell´s Door

Hellbilly, Dylan und die eiserne Jungfrau – alt macht sich mal wieder bezahlt. Neue Musik mag zwar anders klingen, aber so aufregend ist sie selten.    30.11.2007

Emmerich Thürmer & Manfred Prescher

Th´ Legendary Shack Shakers - Swampblood

ØØØØØ

Yep Roc Records/Cargo (USA 2007)

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Angefangen haben die Shack Shakers beim Chicagoer Neo-Alternative-Country-Label Bloodshot. Inzwischen sind sie im Heimathafen von Yep Roc Records angekommen, für die Band sicherlich das gelobte Land. Zu hören gibt es auf "Swampblood" Musik für Festzelte unheiliger Wanderprediger, aus einer Zeit, als das Böse noch mit dem Pferdefuß umhertingelte, aus einer Landschaft, in der sich Sumpf, Schlamm und Bayous "Ungute Nacht" sagen: Aus dem Mississippi-Delta, Hintereingang!

Das Quartett aus "good old Kentuck" (?) zeichnet düstere Gemälde, in deren Zentrum eine Art Bizarritäten-Show-Zirkus voller Verlorener, Verlierer und Verzweifelter sein schwarzes Zelt aufgeschlagen hat: ein pandämonisches Bilder-Pandelirium (wie in "American Gothic"), wo musikalisch deftiger Bronchial-Blues zelebriert wird. Angereichert wird das Ganze mit Hellbilly-Sound-Sentimentalitäten, also mit abgedrehtem Schlagwerk (Marke Stehschlagzeug, am Berghang abwärts schief aufgestellt), kaputten Banjos, verstimmten Fiddles, einer fast zahnlosen Harmonika, die aber noch immer zubeißen kann, sowie mit verdrehten Gitarren-Licks, dröhnenden Baßungetümen und durchgedrehten Vocals. So klingt Musik fürs Erntedankfest des Satans.

Links:

V/A - I´m Not There (O.S.T.)

ØØØØ 1/2

SonyBMG (USA 2007)

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Wenn das mal gut endet: "I´m Not There" ist ein Film um und über Bob Dylan. Und auch, wenn Regisseur Todd Haynes ("Velvet Goldmine") die Figur von verschiedenen Schauspielern in Szene setzen läßt, was an sich spannend klingt, hätte Mr. Zimmerman gegen das Projekt sein sollen. Man weiß ja schließlich, wie das endet: Ray Charles und Johnny Cash verstarben während oder nach Beendigung ihres Biopics, und Dylan ist schließlich auch nicht mehr der Jüngste. Die Zeit im Village liegt Lichtjahre zurück. Interessant ist sein Leben auf jeden Fall, was er schon gemeinsam mit Scorcese bewiesen hat. Wahrscheinlich wird "I´m Not There" gar nicht mal schlecht, denn der Soundtrack ist schlicht phantastisch.

Die Doppel-CD ragt aus der Vielfalt der Tribute-Werke heraus und ist ein weiterer Beleg dafür, daß zwar "niemand Dylan wie Dylan singt", aber doch etwas Eigenständiges und Gleichwertiges hinbekommt. So schafft es Antony sogar, dem für Peckinpah geschriebenen Gassenhauer "Knockin´ On Heaven´s Door" eine neue, sehr zarte Note abzugewinnen. Mark Lanegan und Jeff Tweedy wandeln mit "Man In The Long Black Coat" und "Simple Twist Of Fate" wesentlich exakter auf Dylans Spuren als Antony oder Sufjan Stevens, der mit seinem "Ring Them Bells" eine jazzige Richtung einschlägt. Yo La Tengo, Willie Nelson, Charlotte Gainsbourg, Cat Power, Eddie Vedder oder auch The Hold Steady gelingen große Würfe. Viele Künstler werden bei ihrer Interpretation von Calexico begleitet, was Sinn ergibt, denn ihr Tex-Mex-Folk-Rock-Mix ist von Klang und Attitüde her nah an den aktuellen Dylan-Meisterwerken.

Links:

Queen Latifah - Trav´Lin´ Light

ØØØ

Verve/Universal (USA 2007)

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Old School Rap oder Jazz? Bei Queen Latifah waren die Grenzen immer schon fließend. Schon bei ihren ersten beiden LPs "All Hail The Queen" (1989) und "Nature Of A Sista" (1991) ließ sie die Reime fließen, als sei ihre Stimme die Trompete von Miles Davis. Mittlerweile hat sich die Künstlerin aus New Jersey einem noch jazzigeren Style zugewandt; der typische Beat der frühen Jahre wird immer wieder gebrochen, wird Teil eines swingenden Gesamtkonzepts. Die Queen hat sichtlich Spaß am Singen, es gefällt ihr, eine moderne Ella abzugeben. Genau das ist der Grund, warum sie ihre Hollywood-Karriere ab und zu noch unterbricht.

Leider sind die Stücke auf "Trav´Lin´ Light", darunter Versionen von Nina Simones "I Want A Little Sugar In My Bowl", "How Long" von den Pointer Sisters oder "I´m Not In Love" von 10cc etwas zu üppig produziert. Sehr gut, weil richtig intim ist allerdings das Titelstück, bei dem Piano und Baß alleine die Melodie tragen.

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