Musik_CD-Tips KW 50/07

Christmas Culture Clash

Weihnachten steht vor der Tür, doch was wünsch´ ich mir? Gediegenen Sound zum Feste und für den Groove das Allerbeste - von Amis und vom Briten, daß es rumpelt in der Hütten.    14.12.2007

Manfred Prescher

Neil Landstrumm - Restaurant Of Assassins

ØØØØ 1/2

Scandinavia/Megaphon Import (GB 2007)

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In der Electro-Szene ist man auch nach dem 30. Geburtstag noch gut im Geschäft. Das ist fast wie bei Whiskey, der mit dem Alter besser wird ... Als lebender Beweis für diese Behauptung kann der Schotte Neil Landstrumm gelten, der wirklich mit jeder CD, die er produziert oder aufnimmt, besser wird. Erster Höhepunkt war das traumwandlerisch groovige "She Took A Bullet Meant For Me" aus dem Jahre 2001. Mit dem aktuellen Meisterwerk, das den schönen Titel "Restaurant Of Assassins" trägt, nähert sich Landstrumm dem in London gerade sehr gehypeten Dubstep-Klüngel an. Diese trendige, aus 2Step, Drum´n´Bass und Garage-Dub hervorgegangene, sehr minimalistische Sound-Verbindung wird vom Techno-Pionier mit überraschend warmen Untertönen ausgestattet. In hippen Clubs funktionieren Tracks wie "Assassin Master" oder "Harlem Shoot Me" sehr gut, der Rest eignet sich auch für zu Hause. Ins strikte Dubstep-Korsett werden auch die legendären Ragga Twins (im genialen "Reverse Rebel") eingebunden - und es ist schön zu hören, daß sie wieder da sind. Also: Shut up and dance! Wer sich mit Wobble-Baß-Style oder Halfstep-Beats näher beschäftigen möchte, findet über das neue Landstrumm-Album einen perfekten Zugang.

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Wu-Tang Clan - 8 Diagrams

ØØØ 1/2

Edel (USA 2007)

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Wahrscheinlich haben sich RZA, GZA, Raekwon, Ghostface und die anderen vier Shaolin-Priester des Rap auf der Suche nach Qualität in ihre 36 Kammern zurückziehen müssen, da seit der Veröffentlichung des letzten offiziellen Wu-Tang-Albums "Iron Flag" gut sechs Jahre verstrichen sind. Aber das Teil war so mau, daß nicht nur ich den Clan schon fast abgeschrieben hatte. Wer uns aber einige famose, im Verbund aufgenommene Platten und ziemlich viele Solo-Meisterwerke bescherte, kann immer einen Geniestreich aus den Ärmeln schütteln.

Gut, so toll ist "8 Diagrams" nicht - doch die Rückkehr zu den "Enter The Wu-Tang"-Wurzeln ist definitiv ein Schritt zurück nach vorn. Die frühen 90er kehren wieder; das heißt, hier gibt es Samples satt und jede Menge funkige Bezüge, etwa in "Wolves", dem Altmeister George Clinton seinen Stempel aufdrückt. Geraldine Austin, Erykah Badu oder Sunny Valentine sorgen für soulige Wärme inmitten des rüden Rappings. "Get Them Out Ya Way Pa" ist ein echter Wu-Tang-Gassenhauer, "Tar Pit" oder "Sunlight" sind dagegen sogar als Lückenfüller zu schwach.

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Frank Sinatra - A Jolly Christmas From Frank Sinatra

ØØØØ

EMI (USA 1957)

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Bei Dinos entspannten Winter-Wonder-Songs werden Frauen garantiert schwach. Frankies Weihnachtslieder sind dagegen mehr etwas für den wohligen Brandy, den man sich nach überstandener Bescherung auf das Zäpfchen gießt. Und das gilt durchgängig für alle fünf Feiertags-LPs, die Ol´ Blue Eyes im Laufe seiner langen Karriere aufnahm, also auch für die vergleichsweise intime "The Sinatra Family Wish You A Merry Christmas".

Von ganz anderem Kaliber ist "A Jolly Christmas", was vor allem an den opulenten Arrangements von Gordon Jenkins liegt. Jenkins, der auch für den Klang des Meilensteins "September Of My Years" verantwortlich zeichnete, ließ den Crooner mit Schmackes in Zuckerwatte eintauchen. Sinatra singt dazu präzise und sehr lakonisch, was dem Album einen unwirtlichen Touch verleiht. Der Opener "Jingle Bells" swingt höllisch gut, während der Rest doch eher getragen und christkindmäßig daher kommt. Übrigens: Die Platte feiert in diesem Advent ihren 50. Geburtstag, weshalb sie in hervorragender Klangqualität neu herausgebracht wurde. Kenner sollten hellhörig werden: Vor 50 Jahren schrieb man das Jahr 1957 - und die Zeit 1956-58 markiert Frankies beste Phase beim Capitol-Label. Das hört man "A Jolly Christmas" auch an.

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