Stories_UFOs in der Steiermark

Der Himmel über Knittelfeld

Wer sehnsüchtig darauf wartet, daß die Außerirdischen ihn endlich von unserem öden Planeten abholen, muß nicht mehr zur amerikanischen Area 51 reisen, um den UFOs näher zu sein. Die Flugobjekte zeigen sich seit 2003 nämlich auch über einer steirischen Kleinstadt - und werden dort von zwei Motorsportphotographen akribisch dokumentiert.
Peter Hiess hat Waltraud Kaliba und Jürgen Trieb besucht.    11.04.2014

Sonntag, 18. März 2012. "Galaktischer Urlaub in Knittelfeld" betitelt die Kleine Zeitung einen Artikel über spektakuläre Phänomene am Himmel der steirischen Kleinstadt. Aufhänger für die Story ist ein Auftritt des UFO-Experten Alexander Knörr in Stefan Raabs Fernsehshow TV Total. Der Vorsitzende der DEGUFO (Deutschsprachige Gesellschaft für UFO-Forschung) hatte dort Anfang des Monats ein Video gezeigt, in dem eine mysteriöse Lichtkugel rasend schnell vor den Bergen bei Knittelfeld dahinflitzt. Die österreichische Gemeinde, kommentierte der Experte den ebenso kurzen wie eindrucksvollen Film, sei ein "Hotspot" für unbekannte Flugobjekte, wahrscheinlich einer der wichtigsten im gesamten deutschsprachigen Raum. Und sofort macht sich der Obmann des örtlichen Tourismusverbandes in der Zeitung Gedanken über "die Verwertbarkeit des Themas".

Wird auch höchste Zeit. Immerhin beobachten die Motorsportphotographen Waltraud Kaliba und Jürgen Trieb schon seit einigen Jahren unerklärliche Lichterscheinungen über ihrer Stadt. Doch anscheinend mußte erst das deutsche Fernsehen daherkommen, damit man sie in ihrer Heimat ernst nimmt.

"Da sieht man wieder, daß der Prophet im eigenen Land nichts gilt", sagt Trieb abgeklärt.

 

 

 

Sonntag, 24. August 2003. "Wir waren den ganzen Tag beim DTM-Lauf am damaligen Österreich-Ring und haben dort photographiert", erinnert sich Kaliba an den Tag, der ihr Leben veränderte. "Es war ein warmer Sommerabend, und ich bin so gegen elf auf den Balkon rausgegangen, weil ich dort eine rauchen wollte. Plötzlich habe ich gesehen, wie von dort drüben über der Bergkuppe grell leuchtende rote Kugeln daherkommen, eine nach der anderen, wie an einer Perlenschnur aufgefädelt. Zuerst habe ich geglaubt, ich hab´ was bei den Augen - aber als ich sie ein paarmal auf- und zugemacht habe, waren die Kugeln immer noch da. Und sie flogen immer näher auf mich zu. Also habe ich den Jürgen gerufen und ihm gesagt, er soll kommen, da draußen ist was Seltsames ..."

"Da waren wirklich Untertassen am Himmel, Sechsecke, Dreiecke, alle möglichen Formen und in den verschiedensten Farben", setzt Jürgen Trieb die oft erzählte Geschichte fort. "Die sind wahrscheinlich alle aus diesen roten Kugeln gekommen. Sie waren ganz nahe über uns, standen unbeweglich am Himmel, sodaß wir anfangs relativ gute Photos davon machen konnten. Aber dann haben sie anscheinend gespürt, daß wir sie aufnehmen, und sich zurückgezogen. Manche haben sich auch mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit bewegt oder aus großer Höhe wie ein Stein zu Boden fallen lassen."

Das Spektakel dauerte eine Dreiviertelstunde - "und war wirklich a Wahnsinn", ist der Mittvierziger heute noch begeistert. "Wir haben immer gesagt, das war ein intergalaktisches Treffen. Und gefürchtet haben wir uns überhaupt nicht, es war ein wunderschönes Gefühl. Man hat so den Eindruck gehabt, als würde sich der Himmel öffnen ... als würde man plötzlich was sehen, was ganz eigen ist."

"Es waren viel mehr Sterne da als sonst", fügt seine Partnerin noch hinzu und sagt, daß auch ihr Vater und ein paar andere Knittelfelder Zeugen des Phänomens geworden seien. Aber außer ihnen traute sich niemand mit dem Erlebnis an die Öffentlichkeit zu gehen, "weil die Leute ja Angst um ihren guten Ruf und ihre Jobs haben".

 

Erinnerungen an die Zukunft

 

Vor diesem Tag hatte Waltraud Kaliba nie an UFOs und ähnliche Phänomene geglaubt. "Als wir uns kennengelernt haben, war ich in der siebenten Klasse", sagt sie. "Jürgen hat damals schon gearbeitet und immer diese Däniken-Bücher gelesen. Und ich habe zu ihm gesagt: Lies doch was Gscheites, zum Beispiel das 'Irische Tagebuch', aber nicht so einen Blödsinn."

"Den Heinrich Böll hab´ ich ja eh gelesen, aber eben auch den Däniken", wehrt sich Trieb spielerisch. "Mich haben solche Sachen halt immer schon ein bißchen interessiert, und als Kind habe ich sogar einmal ein UFO gesehen - aber sowas verdrängt man, weil es nicht in das Weltbild paßt, das einem in der Schule und zu Hause beigebracht wird."

Und dann erzählen die beiden, daß sie auch in der Anfangszeit ihrer Beziehung ein unbekanntes Flugobjekt erblickt haben. Beim Spazierengehen, am Berg. Da tauchten plötzlich drei riesengroße Kugeln auf und fingen am Himmel zu tanzen an. "Das kann man sich gar nicht vorstellen", sagen sie fast unisono und wirken immer noch beeindruckt von diesem Schlüsselerlebnis, das ihnen erst die "Alien-Konferenz" des Sommers 2003 wieder in Erinnerung rief. Sie geben gar nicht erst vor, ihre seltsamen und auf zahlreichen Photos und Videos dokumentierten Beobachtungen zu verstehen, sondern wirken vielmehr so, als hätten sie selbst gern jemanden, der ihnen eine plausible Erklärung dafür liefert.

"Irgendwie war´s ja witzig", merkt Waltraud an. "In dieser Nacht vor neun Jahren haben wir uns gedacht, jetzt wird sicher bald die Feuerwehr ausrücken und die Draken werden starten - irgendwas muß doch passieren, wenn der ganze Himmel voll mit solchen Lichtern ist. Aber gar nichts ist passiert."

 

Die damaligen österreichischen Kampfflugzeuge hätten es gar nicht weit zum Ort des Geschehens gehabt: Im nur wenige Kilometer entfernten Zeltweg befindet sich mit dem Fliegerhorst Hinterstoisser nämlich der größte Militärflughafen des Landes. Dort weiß man jedoch bis heute - zumindest offiziell - nichts von fliegenden Untertassen.

"Mir ist nicht bekannt, daß es Beobachtungen von Bediensteten über mysteriöse Erscheinungen im Luftraum rund um Zeltweg gibt", sagt Oberst Manfred Mayer, Angehöriger des Überwachungsgeschwaders im Fliegerhorst. "Falls es derartige Phänomene gäbe, wäre das sicher Thema bei Besprechungen und Briefings, zumal so etwas ja auch mit der Flugsicherheit in Verbindung stünde. Die hier stationierte Flugsicherung hat ebenfalls keine derartigen Beobachtungen gemacht. Das österreichische Bundesheer testet in Zeltweg auch keine Drohnen oder anderes Gerät. Und unsere Nachtflüge enden spätestens um 22.30 Uhr - für spätere Erscheinungen könnten wir also gar nicht verantwortlich sein."

Bevor Jürgen Trieb und Waltraud Kaliba mit ihren UFO-Photos an die Öffentlichkeit gingen und damit jahrelang nur Spott oder zynische Bemerkungen von Schlußredakteuren ernteten, interessierte sich allerdings jemand ganz anderer für ihr Beweismaterial ...

 

Zur Fortsetzung ...

Peter Hiess

Der Himmel über Knittelfeld

ursprünglich erschienen in der Zeitschrift "2012"


Photos: Kurt Prinz

 

 

Erinnern Sie sich noch, daß vor zwei Jahren eigentlich die Welt hätte untergehen sollen?

Die österreichische Zeitschrift 2012 - Das vielleicht letzte Magazin der Welt begleitete ihre Leserschaft Monat für Monat auf dem Weg ins Verderben und versorgte sie journalistisch mit den wirklich wichtigen Themen im Leben.

Der EVOLVER präsentiert (mit freundlicher Genehmigung) einige ausgewählte Beiträge aus dem Heft.

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