Stories_Nachruf: Paul Newman

Rest in peace, Eddie!

Vergangenen Freitag segnete Paul Newman das Zeitliche - gegen Lungenkrebs hatte der ewige Hustler keine Chance. Wir erinnern uns an zehn seiner einprägsamsten Rollen und widmen Butch Cassidy eine virtuelle Schweigeminute.    30.09.2008

1. Lew Harper

Was für ein Privatdetektiv: vergißt, Kaffee zu kaufen und klaubt daher verwendete Filtertüten aus dem Abfall. Ansonsten sehr, sehr cool, lakonisch und lässig. Leider nur zweimal, nämlich in "Ein Fall für Harper" (1966) und "Unter Wasser stirbt man nicht" (1975) aktiv. Dazwischen hatte er wahrscheinlich eine Ehekrise zu bewältigen.

 

2. Eddie Felson

Man nennt ihn "Fast Eddie", und er ist der vielleicht beste Billardspieler aller Zeiten. Doch nach einem 40stündigen Marathon verliert er praktisch alles. Was viele nicht wissen: Newman und sein Kontrahent Jackie Gleason spielten in "Haie der Großstadt" (1961) alle Billardstöße selbst. 25 Jahre später, in Scorceses "Die Farbe des Geldes", schreitet Eddie erneut zur Tat und fördert das Kugelspieltalent von Vincent Lauria (gespielt von Tom Cruise).

 

3. Robert Leroy Parker a.k.a. Butch Cassidy

Zusammen mit seinem Kumpel Sundance Kid (Robert Redford) ist Robert Leroy Parker, besser bekannt als Butch Cassidy, ein schlimmer Finger. In George Roy Hills Filmhit von 1969 teilen sich die diebischen Outlaws praktisch alles, auch das unvermeidliche Ende. Butch Cassidy und Sundance Kid werfen die Frage auf, ob Verbrecher nette Kerle sein dürfen. Die Antwort ist ganz klar "ja".

 

4. Henry Gondorff

Wieder Redford und Newman - und auch 1973 in "Der Clou" wieder unter der Ägide von George Roy Hill. Gondorff ist ein charmanter Trickbetrüger, der zusammen mit seiner Crew groß einsteigt. In einem Fake-Wettbüro wird ein Mafiaboß ausgenommen, was nicht nur in den 30er Jahren fatale Folgen haben konnte.

 

5. Reggie Dunlop

George Roy Hill zum Dritten: In der Komödie "Schlappschuß" von 1977 spielt Newman den in die Jahre gekommenen Eishockey-Trainer Dunlop, der ein verdammt schlechtes Team - die Charlestown Chiefs - coacht. Besserung kommt mit den rüpeligen Hanson-Brüdern, die auch Dunlop vulgären Schwung verleihen.

 

6. John Russell

In Martin Ritts von Pulp-Autor Elmore Leonard geschriebenem "Man nannte ihn Hombre" (1967) gibt Newman einen Weißen, der von Apachen großgezogen wurde. Seine zerrissene Persönlichkeit offenbart sich erstmals, als er erfährt, daß er in einem Kaff namens Sweetmary eine Pension geerbt hat. Er entscheidet sich dagegen, wird aber von seinem Zwiespalt überrannt, weil Banditen die Postkutsche überfallen ...

 

7. Luke Jackson

Eigentlich ist der hochdekorierte Soldat Jackson ein Guter. Weil er aber im Suff randaliert und Parkuhren demoliert, wird er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. In "Der Unbeugsame" (1967; vor kurzem bei Warner in einer DVD-Special-Edition erschienen) versucht die Maschinerie, einen Mann zu zerstören. Newman spielt den Harten, der sich nicht unterkriegen läßt und es schafft, in einer Stunde 50 Eier zu essen. Am Ende siegt nicht der Gute.

 

8. Brick Pollitt

Mit der Rolle des Brick Pollitt in der Tennesse-Williams-Verfilmung "Die Katze auf dem heißen Blechdach" schaffte Newman 1958 den endgültigen Durchbruch. Im Zentrum stehen gleich zwei Konflikte: einmal der von Brick mit dem übermächtigen, aber todkranken Vater Harvey "Big Daddy" Pollitt (Burt Ives) und dann der mit Ehefrau Maggie (Liz Taylor). Selten wurden Verletztheit und daraus resultierender Haß so intensiv gespielt wie von Newman.

 

9. John Rooney

Paul Newman spielt nicht die Hauptrolle in Sam Mendes’ Mafia-Rache-Epos "Road To Perdition" (2002), aber wie er den alten Iren-Don Rooney mimt, ist großartig. Als Ziehvater für die von Tom Hanks gespielte Figur Michael Sullivan läßt er alle Schattierungen zu - und zeigt so, wie nahe Liebe und Haß beieinanderliegen.

 

10. Richter Roy Bean

Der Richter, der sich über die Gesetze der Vereinigten Staaten stellt, ist eine der zentralen Figuren des Wilden Westens. Dementsprechend oft wurde er zum Mittelpunkt von Hollywood-Filmen. Die beiden besten Versionen liegen Jahrzehnte auseinander und ähneln sich doch: Walter Brennan spielt den Richter in Wylers "The Westerner" (1940) mit zynischer Boshaftigkeit, während Newman in John Hustons 72er-Spätwestern "Das war Roy Bean" einen boshaften Witzbold mimt. Beide Streifen zeigen, daß es im gesetzesfreien Raum leicht möglich war, zur allseits respektierten Instanz zu werden. Der direkte Vergleich geht mit minimalen Vorsprung an Walter Brennan.

Manfred Prescher

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