Stories_Rokko´s Adventures im EVOLVER #25

Die Paranoia-Chroniken, Teil 2

Die Welt - eine einzige Verschwörung. Sind die wahren Herrscher der Erde ein paar inzestuöse Klans und Aristokraten, und das vielleicht schon von Beginn der Menschheitsgeschichte an?    10.08.2010

In der ersten Ausgabe der Paranoia-Chroniken wurde gezeigt, daß Geheimdienste erwiesenermaßen Bewußtseinskontrollexperimente durchführten, und daß solch vermeintliche Lenkungsmaßnahmen nicht nur einzelnen Individuen, sondern womöglich auch ganzen Bevölkerungsgruppen gelten.

Doch wer könnten die Nutznießer sein? Existiert hinter den Fassaden offizieller Ereignisse eine geheime und den gesamten Globus steuernde Elite?  

 

In den 1980er Jahren hatte die skandalumwobene Freimaurerloge "Propaganda Due" (P2) aus Angst vor einer kommunistischen Machtübernahme Italien politisch unterwandert und Arrangements mit der Mafia getroffen.

Rund um diese Verschwörung entfaltete sich ein ganz besonderer Politkrimi, der zu rätselhaften Bombenanschlägen, der als Selbstmord getarnten Hinrichtung des vatikanaffinen Bankiers Roberto Calvi, der Ermordung des Journalisten Michele Sindona, eines im Umfeld des Opus Dei stehenden Schweizergardisten und seiner Frau, bis hin zum rätselhaften Tod von Papst Johannes Paul I führte. Die Konspiration wurde aufgedeckt, die P2-Loge aufgelöst, doch in welchen Netzwerken die alten Seilschaften weiterhin aktiv sind, kann freilich nicht beantwortet werden; schon gar nicht, wenn mit dem aktuellen Premier Berlusconi ein bewiesener P2-Mann an den Hebeln der Macht sitzt.

 Das P2-Intermezzo ist nur ein klitzekleiner Ausschnitt einer im Verborgenen liegenden Geschichte politischer und religiöser Machtentfaltung und Organisationen, durch die sich als roter Faden das menschliche Bedürfnis nach exklusiven Zirkeln und Zusammenkünften zieht. Für die Geschichte der bekanntesten Geheimgesellschaften wäre wohl eine eigene Artikelserie vonnöten, weswegen im Folgenden nur die Grundlagen kurz angerissen werden.

 

Am Beginn dürfte das alte Ägypten mit all seinen Rätseln und mysteriösen Wissenssystemen stehen. Über die das Irrationale und Mystische schätzenden Griechen, die dieses für sie fremdartige Land jahrhundertelang besiedelten (aber nie richtig verstanden) und so zum Ausgangspunkt spannender Überlegungen und Traditionen gemacht hatten, dringt man zur abendländischen Geschichte vor. Die Tradition des Hermetismus, die an die ägyptische Figur des weisen Hermes Trismegistos - einer intellektuell motivierten synkretistischen Gestalt aus dem altägyptischen Thot und dem griechischen Götterboten Hermes - anknüpft, hat, in alle möglichen Richtungen weisend, hermetische Zirkel hervorgebracht. Aus Ägypten stammt auch jene Tradition, nach der in einem hierarchischen Gefüge bestimmtes Wissen erst in der nächst erklommenen Einweihungsstufe erlangt werden kann. Die meisten Geheimbünde kennen die Fiktion eines tieferen Geheimnisses, des so genannten Arkanums, das erst am Ende der Wissensleiter erkannt werden kann. Und spätestens seit den ersten großen Kirchenbildungen gibt es die Praxis einer rigiden Trennung zwischen exoterischem und esoterischem, sprich nach innen gerichtetem, geheimem Wissen. Geheimgesellschaften gibt es fast wie Sand am Meer. Die Motive und Ziele sind denkbar unterschiedlich, jedoch kommt es immer wieder zu Überlagerungen, Weiterführungen, Interferenzen - und vor allem zur Verwendung einer an archetypische Topoi anlehnenden Symbolik.

 

Über Rosenkreuzer, Tempelritter und den hochspezialisierten mittelalterlichen Dombau gelangt man zu den Freimaurern, die aufgrund ihrer emanzipatorischen Ziele der jeweils herrschenden Reaktion stets ein Dorn im Auge waren. Obwohl sie nie den offenen Umsturz propagierten, waren sie die treibende geistige Kraft hinter der französischen Revolution. Eine Gruppe, die sehr wohl eine offensive Änderung politischer Verhältnisse anstrebte, war die der Illuminaten. Diese wurden 1776 vom durch überstrenges Jesuitentum geprägten Adam Weishaupt als Refugium für aufklärerische Gedanken gegründet - und bald mit Leuten wie Goethe, Schiller oder Adolph Freiherr von Knigge prominent besetzt. Der offiziellen Geschichtsschreibung zufolge wurden sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts auch schon wieder verboten, und die Mitglieder gingen zurück zu den altbekannten Maurerlogen. Seitdem kursiert neben der Angst vor den Freimaurern auch noch jene, daß sie von den schurkischen Illuminaten unterwandert worden seien. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch jene Theorie, wonach das geheime alte Wissen sich in einer steten Wanderbewegung nach Westen befand, letztendlich in die USA gelangte - und nun zu einer Rückeroberung jener Gebiete geführt hätte, wo alle wissenden Dynastien ihren Ursprung hätten, nämlich im Irak. Wie auch immer, wir sind im Mittelpunkt neuzeitlicher Verschwörungsfolklore, im Land der auch in dieser Hinsicht unbegrenzten Möglichkeiten angelangt.

 

Die USA waren, so scheint es, von Beginn an eine Art Experimentierfeld freimaurerischer Staatsführung - man beachte beispielsweise die Architektur Washingtons, die Symbolik so mancher staatlicher Insignien, oder daß Gründungsväter Amerikas wie Benjamin Franklin und Thomas Jefferson Freimaurer waren. Ein später in der Geschichte auftauchender Logenbruder (und hier beginnt die Geschichte spannend zu werden) war der umtriebige Cecil Rhodes. Zu einem eigenen Land - Rhodesien - hatte es der skrupellose Diamantenhändler zwar bereits gebracht, doch er träumte noch den skurrilen, rassisch-kolonial geprägten Traum einer angelsächsisch dominierten Weltherrschaft. Inwiefern er nun geheimbündlerische Strukturen und Kontakte für seinen Plan mißbrauchte, weiß man nicht, aber zumindest nach außen hin entpuppte er sich als geschickter Zusammenbringer wichtiger Personen und Initiator so genannter "Runder Tisch-Gruppen".

 

Ob Verschwörung oder nicht - hier beginnt ein ganz eigenes Kapitel neuzeitlicher Machtentfaltung. Nun geht es, oft unter Miteinbeziehung alter rechter Legenden, über verschiedenste Umwege weiter in Richtung New World Order.

Den folgenden Institutionen wird dabei eine Schlüsselstellung zugeschrieben, was die sich beschleunigende Globalisierung betrifft.

Der "Rat für auswärtige Beziehungen" (CFR - Council on Foreign Relations) wurde von Rhodes und Colonel Edward House - angeblich mit Hilfe des britischen Geheimdienstes - gegründet und setzte sich von Beginn an das Ziel einer neuen Weltordnung, allerdings zwecks Gewährung von Frieden und Stabilität. Viele bedeutende US-Politiker kommen aus dem CFR.

Die Trilaterale Kommission wurde 1973 von David Rockefeller als Beratungsgremium globaler Kooperation gegründet. Kritikern zufolge hat man es hier mit einer politikvorgebenden Bankiers-Interessensvertretung zu tun.

Der Club of Rome wird als intellektuell-ideologischer Wegbereiter für Anliegen gesehen, die im Deckmantel des Humanismus daherkommen, aber nichts als die Unterjochung des Globus im Sinne haben. Die Studie "Die Grenzen des Wachstums" wäre demnach eine Kampfschrift für Bevölkerungsreduktion, und CO2-Studien sowie der Bericht "The First Global Revolution" Wegbereiter für eine globale Umweltsteuer. Der Club of Rome wird auch gerne für die Ölkrise von 1973 verantwortlich gemacht.

 

Die Bilderberger heißen eigentlich nur deswegen so, weil sie sich einmal im niederländischen Hotel de Bilderberg trafen, und weil sie bis dahin so geheim waren, daß sie nicht einmal einen Namen hatten.

Die Bilderberger entstanden, wenn es denn stimmt, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg als transatlantische Gesprächsrunde an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik. Henry Kissinger zufolge hätten die Siegermächte das Berlin-Abkommen nicht großartig verhandeln müssen, sondern bloß den von den Bilderbergern ausgearbeiteten Text unterschreiben. Laut dem früheren US-Botschafter in Bonn George McGhee sind auf eine ähnliche Art und Weise die Römischen Verträge entsanden, also die Grundsteine der Europäischen Union.

1988 stand das Thema der "Deutschen Frage" an der Tagesordnung, 1989 fiel die Mauer. Im selben Jahr soll in Madrid Margaret Thatchers Abgang als Premierministerin beschlossen worden sein; 1990 wurde sie ja bekantlich von John Major abgelöst. Und so treffen sich Jahr für Jahr ein paar sehr wichtige und sehr reiche Menschen aus Politik und Industrie (ja, David Rockefeller ist meistens mit von der Partie) an einem geheimen Ort. Die Medien wissen davon, schweigen aber - sind sie doch selbst Teil dieses Meetings, so wie wiederholte Male Standard-Herausgeber Oscar Bronner. Die Bilderberger stellen sicherlich sehr viele politische Weichen, dürften aber eher nur eine Art Klub zur Herstellung eines Grundkonsens mit Ausblick auf mögliche geschichtliche Ereignisse sein, sowie eine wirtschaftliche Metalobby. Sie zeigen jedoch sehr schön, auf welchen Ebenen Politik gespielt wird, und wie wenig demokratische Entscheidungen hierbei eine Rolle spielen.

 

Im Mittelpunkt all dieser Szenarien steht auch die amerikanische Federal Reserve Bank (FED), deren Gründung bei einem geheimen Treffen auf J.P. Morgans Anwesen auf Jekyll Island beschlossen worden sein soll. Tatsache ist, daß die FED seitdem ein Monopol auf die Emission gesetzlicher Zahlungsmittel hat und in keiner Weise „federal" (im Sinne von „bundesstaatlich") ist, sondern ein Kartell der damals mächtigsten Bankenhäuser darstellt (u. a. Warburgs, Rockefellers und Rothschilds). Womit auch die alte, christlich-konservative Verurteilung der Schaffung von Zinsen und die damit einhergehende Beschuldigung jüdischer Geschäftsleute nicht lange auf sich warten lassen. Was zu der doppelt absurden Situation führt, daß einerseits von vielen FED-Kritikern der ultrarechte Mythos des geldgierigen Juden aufrechterhalten (respektive stets neu erfunden) wird, und andererseits die Kritisierten wehleidig die Antisemitismuskeule schwingen - obwohl ein Großteil der kritisierten Banken gar nicht jüdisch ist. Der schlechte Ruf der FED basiert auch auf den Geschäftspraktiken der einzelnen Bankhäuser. So wird behauptet, daß 1815 die Familie Rothschild aufgrund eines Informationsvorsprunges die Schlacht von Waterloo betreffend Profit geschlagen und einen Großteil der englischen Aktien an sich gerissen hätte. J.P. Morgan wiederum hätte durch den Entzug großer Geldmengen die große Finanzdepression von 1907 ausgelöst, damit der von Paul Warburg unterbreitete Vorschlag zur Etablierung einer Zentralbank umgesetzt werden konnte.

Über 240 Kleinbanken wurden zerstört und subsummiert, der Coup angeblich wenige Monate zuvor in einer Rede vor der New Yorker Handelskammer durch Morgan persönlich angekündigt. Wenn das stimmt, dann durchleben wir mit den aktuellen Turbulenzen am globalen Finanzmarkt eine neue Stufe der Umverteilung und Schaffung einer Weltregierung. Wer die Nachrichten verfolgte, dem entging wohl nicht, daß J.P. Morgan Chase auch diesmal nicht gerade leer ausging.

 

Ein wesentlicher Plan der Weltregierung soll angeblich eine globale Depopulisation sein. Die Überlebenden würden dann, mit implantierten RFID-Chips kontrolliert, mehr oder weniger zu Arbeitssklaven mutieren.

Zur Durchsetzung eines solchen Plans sollten unter anderem biologische Kampfstoffe dienen. Als Beweis gilt vielen das 1974 von Kissinger verfaßte "National Security Study Memorandum 200", in dem erstmals darüber nachgedacht wird, ob die Populationszuwächse in den Schwellenländern nicht eine Gefährdung amerikanischer Wirtschaftsinteressen darstellten. Die seitdem durchgeführten Entwicklungshilfeprogramme werden von daher hauptsächlich negativ bewertet; als Horrorszenario gilt vor allem der Plan des Medienmoguls Ted Turner, wonach zum Schutz des Planeten die Erdbevölkerung mittels Ein-Kind-Politik auf ganze fünf (!) Prozent reduziert werden sollte. Ach ja, natürlich: Turner ist mit David Rockefeller befreundet, nimmt häufig an Bilderbergertreffen teil und forciert milliardenschwer eine Vormachtstellung der UNO. Ein anderer gern zitierter Anhänger der Ein-Kind-Politik ist Dr. Eric R. Pianka - der mit seiner Forderung, man müsse die Mehrheit der Menschen mit dem Ebola-Virus ausselektieren, noch dazu wunderbar die Brücke zu jener Verschwörungstheorie schlägt, wonach die Amerikaner langsam damit begännen, ethnospezifizierte Biokampfstoffe auszusetzen.

Eine in diesem Zusammenhang eigentümliche Rolle spielt der WWF, über den ein personeller Strang zu Eugenik, Nazikollaboration und aristokratischer Misanthropie führt. Mitbegründer Julian Huxley etwa wird seine Eugenik-Vergangenheit zur Last gelegt, und dem ehemaligen WWF-Präsidenten Prinz Philip seine Aussage, er würde gerne als die Weltbevölkerung dezimierendes Virus wiedergeboren werden.

 

Wie auch immer, es muß eingestanden werden, daß die CIA erwiesenermaßen an biologischen Kampfstoffen arbeitet(e), daß der vorletzte Ausbruch der Schweinegrippe 1976 von der US-Armeebasis in Fort Dix ausging, und daß der indonesische Gesundheitsminister erst 2008 die amerikanische Regierung der Verbreitung von Vogelgrippeviren bezichtigte. Erst im März dieses Jahres kam heraus, daß Baxter AG, der österreichische Tochterbetrieb des US-Pharmakonzerns Baxter Vaccines, einer saisonalen Grippeimpfstoff-Lieferung für 18 Länder lebende Vogelgrippeviren beigemischt hatte. Einer der Hauptprofiteure des Grippemittels Tamiflu war, dank seiner Aktienbeteiligung am Biotech-Unternehmen Gilead Science, Donald Rumsfeld.

Der Hardliner - nicht nur durch seine Einführung von Aspartam in den Lebensmittelmarkt eine perfekte Schnittstelle zur Bewußtseinskontrolle - ist ein Teil jener Verflechtungen, die unter der Regentschaft von Vater und Sohn Bush den Höhepunkt einer noch nie da gewesenen und offen zur Schau gestellten Verfilzung von Wirtschaft und Politik erlebten. Es ist interessant, sich einen Teil der präsidialen Genealogie bis zu George H.W. Bush anzusehen. 1961 warnte Dwight D. Eisenhower bei seinem Abgang als Präsident eindringlich vor einem zunehmenden Machtgewinn des militärisch-industriellen Komplexes. Eisenhowers Nachfolger John F. Kennedy wurde von Lee Harvey Oswald erschossen (ein bewußtseinsprogrammierter Sündenbock?); auf Gerald Ford gab es zwei Mordanschläge.

1980 gab es einen von den Medien verschwiegenen Attentatsversuch auf Jimmy Carter (der die CIA durchforsten wollte) durch Raymond Lee Harvey und Osvaldo Ortiz. 1981 feuerte John Hinckley mit einem Sechsschuß-Revolver auf Ronald Reagen, wobei auf den Aufnahmen sieben Schüsse zu hören sind. Hätte Reagen nicht überlebt, wäre schon damals George Bush an die Macht gekommen.

 

Wer weiß, vielleicht kämpfen nur bestimmte Klans um ihre Vorherrschaft, oder gar untereinander? Beliebt ist nämlich die Vorstellung von den "Top 13 Illuminaten-Blutlinien", namentlich den Rockefellers, Rothschilds (Bauers), Bruces, Cavendishs (Kennedys), De Medici, Hanovers, Habsburger, Krupps, Plantagenets, Romanovs, Sinclairs/St.Clairs, Warburgs (del Bancos) und Windsors (Saxe-Coburg-Gothas). Um zu dokumentieren, wie diese Klans sich immer wieder an der Macht halten, wird gerne darauf hingewiesen, daß die meisten US-Präsidenten untereinander verwandt seien. Die angegebenen Zahlen variieren hier um die 50 bis 60 Prozent; wie auch immer, Bill Clinton ist um ein paar Ecken ein Rockefeller und sollte eigentlich William Jefferson Blythe IV heißen - und der Bush-Clan soll mit den Windsors verwandt sein.

 

Hat man erst einmal die Idee von dynastisch organisierten Illuminatenfamilien akzeptiert, glaubt man, deren finstere Rituale und Gepflogenheiten zu kennen. Und hat man dann auch noch sorgfältig royale schlangenzelebrierende Denkmäler und die weltweit verbreiteten Legenden von reptilienhaften Gottheiten studiert, fällt es einem (so wie dem englischen Autor David Icke) wie Schuppen von den Augen: Wir sind unterjocht, wenn nicht gar geschaffen von einer interstellaren reptiloiden Rasse, und die Illuminatenklans sind daher nichts als gemeine Echsen, die in geheimen Ritualen menschliches Blut trinken. Wem das allzu absurd vorkommt, der sollte bedenken, daß die Überlegung, echsenartige Außerirdische hätten die Menschheit als eine Art Sklavenzucht erschaffen, vom Altertumsforscher Zecharia Sitchin stammt, und daß ihr eine akribische Übersetzungsarbeit alter sumerischer Tontafeln zugrundeliegt. Dort werden die vom Planeten Nibiru stammenden Anunaki folgendermaßen zitiert: "Gib einer Kreatur Leben, erschaffe Arbeiter. Lass den Arbeiter die Arbeit der Götter tun". Verwiesen sei auch auf die Erzählungen des Zulu-Schamanen Credo Mutwa und auf John Steinbacher, in dessen Version im biblischen Paradies Eva Adam mit der Schlange betrog, wobei Kain, der Urvater aller bösen Echsen-Illuminaten, gezeugt wurde.

 

Doch wer sind nun die heimlichen Herrscher der Welt, gibt es wirklich eine Verschwörung? Das ist nicht unbedingt die Frage. Verschwörungen gibt es viele und permanent, es gibt ein ständiges Hin und Her von Interessen; die Frage müßte vielmehr lauten, wie groß und uniform eine Verschwörung werden kann. Hierbei kommt es immer auch auf die Perspektive an.

Im Grunde genommen sind sich linke Gesellschaftskritik und rechte Weltherrschaftsparanoia in ihrer Analyse des Ist-Zustands gar nicht so unähnlich, die Frage ist eben nur, wie stark der vermutete Feind oder Verschwörer durch eine Analyse wechselseitiger gesellschaftlicher und historischer Prozesse verstanden oder als externalisierte Version des Bösen schlechthin gesehen wird. Dabei wird immer wieder gerne Hegel auf den Kopf gestellt. Sowohl in der eigenen, Ursache und Wirkung vertauschenden Argumentation, als auch in der Annahme, das Prinzip der Hegel'schen Dialektik - vereinfacht gesagt: die Betrachtung von Geschichte als Ablauf von These, Antithese und Synthese - wäre von der herrschenden Elite als geschichtsvorantreibendes Instrumentarium erkannt worden. Diese Vorstellung zieht sich durch jegliche Interpretation krisenhaften Geschehens.

 

Das wohl bekannteste Beispiel solch eines Ursache- Wirkung-Tauschs sind die "Protokolle der Weisen von Zion", der Klassiker der Verschwörungsliteratur schlechthin. Maurice Joly traf mit seinem satirischen Werk "Dialog in der Hölle zwischen Machiavelli und Montesqieu" die inhumanen Machenschaften der damaligen Elite dermaßen gut, daß die Interpretation seines Werke als Beschreibung einer geplanten Politagenda nur eine Frage der Zeit war. Später kam noch (die Geschichte ist hinlänglich bekannt) die tragische Vermengung mit antisemitischen Stereotypen hinzu.

Wie auch immer, ganz von der Hand zu weisen ist die Vorstellung, daß bestimmte Gruppen künstliche Angst und Krisen schaffen, nicht. Schon gar nicht in Anbetracht des Studiums der neueren amerikanischen Geschichte. Naomi Klein hat erst unlängst in ihrem Werk "Die Schock-Strategie" das Prinzip des Krisenkapitalismus beschrieben und dabei eine Kontinuität zur MK-Ultra- Methodik aufgeschlüsselt.

Der Historiker Daniele Ganser wiederum beschrieb in seiner bahnbrechenden Diplomarbeit, wie sehr der europäische Terrorismus des letzten Jahrhunderts auf geheime NATO-Armeen zurückging und für politische Zwecke mißbraucht wurde. Was direkt zur amerikanischen Tradition von false flag operations führt, denn wenn es stimmt, dann wurde bis jetzt fast jeder US-Krieg nach so einer (unter falscher Flagge geführten und dem Feind zugeschanzten) Attacke begonnen. Es braucht also nicht zu wundern, daß die vielen Ungereimtheiten rund um 9/11 als Teil eines großangelegten Komplotts gelesen werden.

 

Hinzu kommen personelle Verstrickungen, wirtschaftliche Profiteure, fragwürdige undemokratische Gesetzesbeschlüsse und dubiose behördliche Eingreiftruppen, wie etwa die der Katastrophenhilfe FEMA. Zu diesem Politsumpf stoßen nun diverse, maßgeblich von Alex Jones beeinflußte Infowars-Aktivisten, leisten großartige Aufdeckungs- und Aufklärungsarbeit und bringen wertvolle Nachrichten abseits des medialen Mainstreams. Dabei übersehen sie aber, daß sehr viele von den kursierenden Verschwörungstheorien von geheimdienstverorteten Zwielichtgestalten in die Welt gesetzt wurden; erwähnt sei hier exemplarisch der selbsternannte Mind Control- Deprogrammierer Fritz Springmeier.

In ihrer bedingungslosen Aufdeckung hermetischer Zirkel sind die meisten Jäger selbst Opfer eines gewissen psychointellektuellen Hermetismus. Die auf den ersten Blick beeindruckende Faktendichte entpuppt sich manches Mal bei näherer Betrachtung als willkürliche Querverbindung, die Uniformität einer hegemonialen Elite als Mißachtung grundlegender Interaktionsmodelle der Sozialpsychologie oder der Spieltheorie. Bei der Beurteilung freimaurerischer Symbolik wiederum tappen viele in von rechtkonservativen Christen gelegte Fallen; wenn etwa die Totenkopfsymbolik nicht als Auseinandersetzung mit dem Tod sondern als satanisches Machwerk gesehen wird.

Der anfangs erwähnte P2-Skandal veranschaulicht ein paar Dinge recht schön. Erstens, daß Politik tatsächlich von einem bunten Reigen verschwiegener Geheimbünde gemacht wird. Zweitens, daß diese Bünde denkbar heterogen sind und bezüglich ihrer Interessen untereinander konkurrieren. Drittens, daß die Strukturen gutgemeinter Geheimbünde - in diesem Fall die Freimaurer - für Zwecke mißbraucht werden können, die die eigentlichen Ideale ins Gegenteil verkehren. Und, vor allem, Viertens: Daß keine Verschwörung von Dauer ist.

 

Und so dreht sich das Spiel weiter und weiter. Meistens sind die, die Schlechtes tun, fest davon überzeugt, nur das Beste zu wollen. Sie haben nur leider keine Ahnung davon, was wo für wen das Beste ist. Was wiederum von jenen, die davon betroffen sind, gerne übersehen wird, denn einen Schuldigen zu haben und sich gegen "die da oben" aufzulehnen hat einer gewissen Psychohygiene noch nie geschadet.

Im Sinne eines gesunden konspirativen Agnostizismus schließt dieser Artikel also mit den Worten des legendären Assassinen-Anführers und angeblich Illuminaten- Vorläufers Hassan i Sabbah: "Nichts ist wahr, alles ist erlaubt."

Rokko’s Adventures

aus: Rokko´s Adventures No.5


Text: Daniel Krcal

Photos: Internet

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