Platten_Headbanger´s Corner/Vol. 3

Napalm Records, Label-Special

Fission, Lacrimas Profundere und Morgenstern veröffentlichen in ihrer umtriebigen Label-Heimat mit dem giftigen Namen. Welche dieser Platten muß man haben?    18.09.2004

Napalm Records mag nicht ein solcher metallener Riese sein wie Nuclear Blast; trotzdem tummeln sich im Rooster des Labels eine Menge interessanter Bands unterschiedlicher Schattierungen. Von tiefstem Black Metal über die Chartstürmer Atrocity, die MTVIVA-erprobten Lacrimas Profundere (siehe Foto links) bis hin zu den engelsgleichen Gesängen einer Liv Kristine von Leaves´ Eyes hat das in der österreichischen Steiermark beheimatete Label allerhand zu bieten, was Menschen mit der Lieblingskleiderfarbe Schwarz anspricht.

Das ECORDER-Team offeriert hier eine kleine Werkschau der letzten Releases - kritisch und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Schließlich zählen letzten Endes der Leser und der gute Geschmack.

ECORDER-Team

Fission - Crater

ØØØ


Napalm Records

(Schweden/23. 8. 2004)

 

Nicht schlecht, was die beiden Vintersorg-Musiker da unter dem Namen Fission auf die Beine gestellt haben. Session-Drummer Benny Hägglund macht die Musik (überzeugender Thrash Metal mit atmosphärischem Tiefgang), Andreas Hedlund hilft bei Text und (Growl-)Stimme aus. Gemeinsam schaffen sie auf "Crater" Hymnen wie "Magnetism", die hängen bleiben, und trashiges Gebolze, das in die Glieder fährt. "Accelerator" ist ein Paradebeispiel dafür, wie Blastbeats in Folk übergehen können, sodaß es in sich stimmig wirkt. Kein fader Vintersorg-Aufguß also, sondern ein durchaus eigenständiges Album.

(MK)

 

Links:

Lacrimas Profundere - Ave End

ØØØ 1/2


Napalm Records

(D/28. 6. 2004)

 

Lacrimas Profundere bezeichnen ihren Stil mit Rock´n´Sad, was bei weitem nicht so eigenständig ist, wie es scheinen mag. Andere nennen das Goth-Rock. Die Deutschen orientieren sich bei ihrer Musik nämlich eindeutig an Acts wie HIM, Anathema und The 69 Eyes. Sänger Christian Schmid gebraucht seine Stimme zwar nicht ganz so versiert wie die Frontmänner der Vorbilder, aber sein Gesangsstil paßt hervorragend in dieses Genre und fügt sich perfekt in die Songs ein. Diese beinhalten durchwegs melancholische Melodien und verfügen über gelungene, eingängige und abwechslungsreiche Hooklines. Einziger Störfaktor ist, daß es "Ave End" an eigenständigen Ideen mangelt und man das Gefühl nicht los wird, vieles auf ähnliche Weise bereits anderswo gehört zu haben. Ob das ein schwerwiegender Kritikpunkt ist oder nicht, sollte jeder für sich entscheiden. Immerhin gibt es genug kommerziell erfolgreiche Bands, die alles andere als eigenständig agieren. Unterm Strich ist das vorliegende Album genre-intern eines der besseren der letzten Zeit.

(MW)

 

Links:

Morgenstern - Fuego

Ø


Napalm Records

(D/23. 8. 2004)

 

Ambitionierten und durchaus ausbaufähigen "German Medieval Metal" bot das Napalm-Debüt "Feuertaufe" von Morgenstern. Auf dem aktuellen Album "Fuego" sind bereits die ersten Takte von "Asche" ein meisterhaft abschreckendes Beispiel dafür, welche Instrumentenkombination (wobei man hier schon eher von einer Konfrontation sprechen kann) man beim Musizieren möglichst vermeiden sollte. Während der Metal-Part für sich ziemlich gut gespielt und druckvoll produziert ist, ist das Manko eindeutig die Mittelalterfraktion rund um die Schalmei etc., die zeitweilig derart falsche Töne von sich gibt, daß man sich unweigerlich in die Darbietung einer Volksschulklasse in der allerersten Flötenstunde hineinversetzt glaubt. Unmusikalität? Low-Budget? Egal, in der heutigen Zeit mit den Möglichkeiten der Studiotechnik ist so etwas einfach nur unerfreulich und peinlich. Als wäre das noch nicht genug Dilletantismus, sind die lyrischen Ergüsse auf "Fuego" ein solches Zeugnis von Phantasielosigkeit und kindlicher Laienhaftigkeit, daß man nur befreit aufatmen kann, wenn das Feuer erstickt ist und die gut 42 Minuten Spielzeit überstanden sind.

(MW)

 

Links:

Kommentare_

Platten
Headbanger´s Corner: Hard & Heavy

Von Hard bis Heavy

Communic debütieren, Fozzy und Oceans Of Sadness crossovern, Glenn Hughes macht authentischen Retro und Voyager starten aus Australien durch.  

Platten
Headbanger´s Corner: Nordlichter

Nordlichter

Draconian ziehen ihre Melodien auseinander, Mittnattsol wissen mit ihnen zu spielen und Tristania möchten einfach nicht ihr dreistimmiges As ausspielen. Ein Fehler übrigens.  

Platten
PopRockRotation/Vol. 9

Stall der Superlative

Noch ist nicht Weihnachten, doch die Stars kommen mit ihren "Best ofs" - diesmal Blackmore´s Night, Macy Gray, Phil Collins und Status Quo. Für jeden Geschmack etwas dabei?  

Platten
PopRockRotation/Vol. 7

Auch nicht anders

Wer pop-rockt besser? Die Creed-Nachfolgeband Alter Bridge, die aus Hardcore-Legenden zusammengewürfelten Hazen Street, Redwood, der "legendäre" Richard Marx oder Therapy?  

Platten
Headbanger´s Corner/Vol. 4

Legenden und Leidenschaft

So vielfältig kann progressive Musik sein: poppig mit Ethno, Sound-Schnipseln und Orchesterbegleitung, oder voll vom guten alten, allerdings tiefgehenden Rock.  

Platten
PopRockRotation/Vol. 6

Rainbow Quartz, Label-Special

Denise James, The High Dials und The Lilys sind eine Familie - jedenfalls, was ihr Label angeht. Und das hat sich dem Retro verschrieben.