Platten_PopRockRotation/Vol. 7

Auch nicht anders

Wer pop-rockt besser? Die Creed-Nachfolgeband Alter Bridge, die aus Hardcore-Legenden zusammengewürfelten Hazen Street, Redwood, der "legendäre" Richard Marx oder Therapy?    25.09.2004

 

ECORDER-Team

Alter Bridge - One Day Remains

ØØ


Wind-Up/Epic/Sony

(USA/20. 9. 2004)

 

Hier wird fortgesetzt, was vor kurzem unter einem anderen Namen ein - endliches - Ende gefunden hatte. Creed lösten sich bekanntlich vor einigen Monaten (nach 22 Millionen verkauften Alben in den USA) auf. Ihr Sänger Scott Stapp begab sich auf Solopfade, Gitarrist Mark Tremonti gründete Alter Bridge. Allerdings wirkt das hier so, als habe er lediglich einen neuen Sänger gesucht, der noch dazu verdammt arg nach dem alten klingt. Alles wie gehabt - und so hört sich "One Day Remains" auch an. Schon der Erstkontakt sind wuchtige Gitarren, die für die folgenden 56 Minuten nicht mehr von der Seite des Hörers weichen: typisch amerikanischer Alternative-Rock mit fetter Produktion, perfekt eingespielt.

Bei dieser Platte wurde garantiert nichts dem Zufall überlassen. Hier geht jemand auf Nummer sicher und wird damit sicher seine Fans finden. Ein paar potentielle Hits - zumindest für die alternativen US-Formatradios - sind auf jeden Fall drauf.

(ES)

 

Links:

Hazen Street - Hazen Street

ØØ 1/2


Epic/Sony

(USA/30. 8. 2004)

 

Hurra! So macht Namedropping Spaß: Toby Morse von H2O, Madballs Freddy Cricien und Hoya, David Kennedy von Box Car Racer sowie Mackie, der schon bei Bands wie Bad Brains, Cro-Mags und Shelter war. Dazu stößt der aus rechtlichen Gründen ungenannte Chad Gilbert von der Punkband New Found Glory ... alles Hardcore-Patrioten. Und es kommt, wie es kommen muß: Wenn sich die Creme de la Creme einer Musikrichtung zusammenfindet, macht sie etwas komplett anderes als erwartet. Das ist auch auf diesem Album so. Nur der Openers "Are You Ready?" zeugt von den Roots, alles andere ist Rock beziehungsweise NuRock mit viel Melodie. Die mehrstimmigen und sehr eingängigen Refrains könnten den Sommer eigentlich fast schon dazu zwingen, ein wenig länger zu bleiben, "Fool The World" oder "Written" haben sogar das Zeug zu Klassikern. Wenn die gesamte Platte diese Qualität hätte, wäre sie ein Knüller. Aber was nicht ist, kann noch werden!

(MK)

 

Links:

Redwood - Everything Under the Sun

ØØ 1/2


deepdive music

(CH/6. 9. 2004)

 

Satte Produktion und ansprechender Frauengesang zu melodiösem Alternative-Rock aus Zürich. Trotzdem will der Funke nicht so recht überspringen. Woran liegt das bloß? Da gab es einmal Skunk Anansie, die sich schon vor Jahren auflösten und trotzdem immer noch die Größten sind. In Sachen Alternative-Rock mit eindringlichem Frauengesang kann ihnen eben niemand das Wasser reichen.

Eigentlich stimmt ja beim Redwood-Debütalbum "Everything Under the Sun" alles. Das deutsche Produzenten-Team Andrè Horstmann und Tobias Mein zimmerte dem Quintett um die New Yorker Sängerin Lesley Meguid eine satte Produktion auf den Leib, und Joe Barresi, der bereits für Queens Of The Stone Age, Hole und eben Skunk Anansie gearbeitet hat, mischte die Platte in den Londoner Pierceroom Studios ab. Die CD kommt kernig und bisweilen verspielt daher; die Melodien gehen schnell ins Ohr, verkleben dies nicht, bleiben aber auch nicht hängen.

Genau das ist das Problem der Platte: Alles ist zu glatt, es gibt keine Ecken und Kanten. Live funktioniert das sicher um einiges besser, aber auf Tonträger läßt es einen ein wenig enttäuscht zurück - nicht zuletzt deshalb, weil die Band durchaus sympathisch wirkt.

(ES)

 

Links:

Richard Marx - My Own Best Enemy

ØØ


(USA/20. 9. 2004)

Manhattan/EMI

 

Die Marx Brothers revolutionierten den Slapstick, Karl Marx die Gesellschaft. Und Richard Marx? Im Gegensatz zu seinen Namensvettern setzt er - zumindest mit seiner neuen Platte - keine Akzente. Er klingt wie ein glattgebügelter Bryan Adams, was insofern schlimm ist, als daß Adams schon sehr glattgebügelt ist. Unaufregende Balladen und arschwässrigen Rock erkennt Marx wohl als seinen "My Own Best Enemy" - so nannte er dann auch das Album. Doch er kämpft nicht gegen den Feind, sondern säuselt sich lieber durch gutproduzierte Songs, die Hausfrauenherzen zum Schmelzen bringen werden.

Der Weisheit letzter Schluß: Du mußt harte Musik machen, um glaubwürdige softe Töne auf die Reihe zu bekommen. Also rocke endlich, Richard, in etwa so wie bei Track sieben, "Colder". Rocke!

(MK)

 

Links:

Therapy? - Never Apologise Never Explain

ØØ 1/2


Spitfire/Eagle/edel

(Irland/27. 9. 2004)

 

Wieder haben Therapy? ein Band-Mitglied verloren, aber das gab es auch früher schon. Andy Cairns, Bassist Michael McKeegan und Drummer Neil Cooper machen einfach allein weiter. Früher durften wir bei der Band allerdings auch schon erleben, daß auf ein verdammt gutes ein - sagen wir einmal - weniger gutes Album folgte. Das ist diesmal leider auch der Fall. Hatte der Vorgänger "High Anxiety" einiges an mitreißendem Groove und Songs zu bieten, die man sich immer wieder gerne anhört, so ist das neue Werk "Never Apologise Never Explain" schrecklich einfallslos. Das Trio verkraftet scheinbar die Gesundschrumpfung nicht, knüppelt und sägt sich durch die Songs, die Garagenrock oder Noise sein wollen. Potentielle Hits sind keine auszumachen, nur Wut.

Man könnte es auch so sehen: Therapy? sind zu Metallica geworden.

(MK)

 

Links:

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