Platten_Pretty Girls Make Graves - Good Health

Grüße aus der feuchten Stadt

Fräsende Gitarren, weiblicher Gesang und ein Band-Name, der einen erst einmal gehörig in die Irre führt. Und das ist nicht die einzige Überraschung ...    16.10.2004

Vor knapp zehn Jahren verschwand die Musikszene in Seattle schlagartig und fast von einem Tag auf den anderen in der Versenkung, aus der sie einige Jahre vorher aufgetaucht war. Mit dem Tod von Nirvana-Sänger Kurt Cobain hörte es sich auch mit der Musiklandschaft in der kurzzeitigen Rock/Punk-Metropole auf. Nicht, daß es keine Bands mehr gegeben hätte, aber die Ikone war gestorben. Pearl Jam waren zwar gut, ließen sich aber - zumindest damals noch nicht - so gut vermarkten. Daher: no Seattle anymore.

Jetzt sieht es so aus, als könnte die verregnete Stadt wieder zu mehr Aufmerksamkeit gelangen. Auf jeden Fall ist es in letzter Zeit wieder mächtig laut geworden in den Clubs und kleinen Arenen; zumindest dann, wenn Pretty Girls Make Graves ihre Gitarren gewürgt und ihre Stimmen malträtiert haben.

Zwar zitieren sie in ihrem Namen die heiligen, schöngeistigen Smiths - wer sich allerdings zarte Gitarren und liebliche Melodien von ihnen erwartet, wird enttäuscht sein. Diejenigen, die hingegen auf At The Drive-In und ähnliche Combos stehen, sind bei Andrea Zollo und ihren Mannen genau richtig. Hier fräsen die Gitarren Melodien ins Gehirn, drischt das Schlagzeug den Schmerz aus der Seele und pumpt der Baß das mit gesundheitsschädlichen Substanzen versetzte Blut schneller durch die Venen, als das zuträglich ist. Am besten funktioniert "Good Health“ unter Druck. In stressigen Situationen ist diese Platte der ideale Weggefährte. Wohl aber auch im Auto, im Club oder beim Fitneßlauf - also los!

Ernst Susicky

Pretty Girls Make Graves - Good Health

ØØØ 1/2


Matador/Beggars/edel

(USA/30. 8. 2004)

 

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