Paatos - Kallocain
Ø 1/2
Inside Out/SPV
(Schweden/ 4. 6. 2004)
Zunächst überrascht das Album "Kallocain", wenn im Opener eine kratzende Geige aufspielt. Man erwartet sich folkloristische Zigeunerklänge, doch dann pendelt sich die Musik irgendwo zwischen dem 70er-Progressive und Trademark-Bands wie Led Zeppelin oder Can ein, wobei die Töne allerdings sehr puristisch ausgelegt sind. Paatos heißt die Band, die diesen Spagat wagt und von sich behauptet, "melancholischen Post-Rock" zu machen.
Tatsächlich schweben die Sounds des in Stockholm beheimateten Quintetts in finsteren Gemütssphären potentieller Selbstmörder, also etwa in ähnlichen Gefilden wie die letzten Alben von The Gathering. Durch ihr filigranes Musikgewand mit zahlreichen elektronischen Einsprengseln wollen Paatos beeindrucken, doch Sängerin Petronella Nettermalms Stimme macht ihnen da und dort einen fetten Strich durch die Rechnung, weil sie manchmal nach Björk klingt und dann wiederum nach Beth Gibbons von Portishead.
Ein Progressive-Album ohne dazugehörige Story gibt es nur selten - also darf die auch hier nicht fehlen: Der Albumtitel verweist auf eine Science-Fiction-Erzählung der schwedischen Autorin Karin Boye. Es geht darin um eine utopische Gesellschaft zwischen Huxley und Orwell. Nichts Neues also von der textlichen Ebene - und leider auch nichts Weltbewegendes in Sachen Musik. Selbst Steve Wilson von Porcupine Tree, der beim Mixen ausgeholfen hat, konnte da nicht mehr viel herausholen. Für Leute mit der perversen Neigung, eine chillige Portishead-Platte im Prog-Style besitzen zu wollen, ist das Werk allerdings durchaus zu empfehlen.
(MK)
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