Kino_Blood Work

Ein Mann in den blutigsten Jahren

Erfahrene Ermittler geben nie auf - selbst mit mehr als 70 Jahren und einem Ersatzherz nicht. Daß Clint Eastwood dabei allerdings auch noch die krimiüblichen Flirts absolvieren muß, macht nicht nur ihn müde.    22.11.2002

Clint Eastwoods Blutbefund (= blood work) ist gut. Das freut uns doch alle, da schließlich weder der einstige "Dirty Harry" noch der neuerdings von ihm dargestellte Ex-FBI-Profiler Terry McCaleb mehr die Jüngsten sind. Daß sich der Mann mit dem Ledergesicht auch mit 72 Jahren noch hinter die Kamera wagt, ist begrüßenswert; die Tatsache allerdings, daß er in seinem Alter noch den wagemutigen Krimihelden mit Flirt-Zwang gibt, stimmt aber doch etwas nachdenklich.

In der Verfilmung des Romans "Das zweite Herz" von Michael Connelly trägt der Protagonist nach einer Transplantation genau dieses in der Brust. Infarkt und Operation haben ihn in den Ruhestand getrieben, den er auf einem Hausboot verbringt. Erst als ihn eine Frau, deren Schwester von einem maskierten Serientäter ermordet wurde, um Hilfe bittet, erwachen seine Ermittlerinstinkte wieder - weil er wahrscheinlich das Herz des Opfers bekommen hat. Obwohl McCaleb nicht mehr Auto fahren darf und regelmäßig ein kurzes Schläfchen halten soll, macht er sich mit Hilfe seines Althippie-Nachbarn Buddy Noone (Jeff Daniels) auf die Suche nach dem Mörder. Clint greift dabei natürlich wieder zur Waffe und macht sogar den Killer ausfindig, der ihm damals den Herzanfall eingebracht hat. Er ist halt ein erbarmungsloser Bursche, da gibt´s nix. Nur die Bedächtigkeit der Inszenierung verweist auf sein fortgeschrittenes Ruhebedürfnis. Wenn Ihnen also Streifen wie "xXx" gerade schnell genug waren, haben Sie bei "Blood Work" nichts verloren.

Peter Hiess

Blood Work

ØØØØ


USA 2002

108 Min.

dt. Fassung und engl. OF

Regie: Clint Eastwood

Darsteller: Clint Eastwood, Jeff Daniels, Wanda De Jesús u. a.

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