Kino_Die Bourne Identität

Franka, come home!

Dieser Film will das Action-Genre revolutionieren und uns einen Ersatz für James Bond schenken. Das gelingt ihm aber auch nur deshalb, weil die letzten paar 007-Abenteuer so verdammt langweilig waren ...    26.09.2002

Die deutschsprachigen Schlagzeilen zu diesem Film lauten meist so ähnlich wie: "Franka Potentes Durchbruch in Hollywood". Das ist schade - nicht wegen des vorliegenden Action-Thrillers, sondern weil A. Franka uns verdammt fehlen wird und B. jedes Talent, das irgendwo auf der Welt sein Haupt erhebt, so gnadenlos in die Entertainment-Maschine hineingesogen und dort gleichgemacht wird. Der deutsche Star von "Lola rennt" und "Der Krieger und die Kaiserin" schlägt sich zwar auch in "Die Bourne Identität" recht gut, kann aber sein gesamtes schauspielerisches Talent hier nicht vorzeigen.

Ähnliches gilt auch für Regisseur Doug Liman, der mit seinen zwei kleinen, aber feinen Frühwerken "Go" und "Swingers" eine Menge Aufsehen erregte; dafür muß er jetzt aber Matt Damon durch ein Spionageabenteuer dirigieren, das dem bekannten Traumfabrik-Schnittmuster folgt: Ein Unbekannter ohne Gedächtnis (Damon) wird aus dem Mittelmeer gefischt, läßt sich zwei Kugeln aus dem Rücken entfernen, entdeckt Hinweise auf seine Identität als ein gewisser Bourne, holt sich Geld von einem Schweizer Bankkonto und steht ab sofort auf der Abschußliste der CIA. Nur eine junge Naive (Franka) kann ihn retten und ihm beim Aufklären der Verschwörung helfen. Das alles ist zwar gut und spannend inszeniert, hinterläßt aber nach dem Kinobesuch doch nichts als die Erinnerung an den feschen Mini Cooper aus den Verfolgungsjagden. Und genauso war´s wohl auch gedacht...

Peter Hiess

Die Bourne Identität

ØØØ

(The Bourne Identity)


USA 2002

119 Min.

dt. Fassung und engl. OF

Regie: Doug Liman

Darsteller: Matt Damon, Franka Potente, Brian Cox u. a.

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