Kino_Film-Tips 3/2008

Durch dick und dünn

Dank des fehlenden Mutes der Verleiher bleiben uns diverse Film-Highlights ("Walk Hard", anyone?) diesen Monat leider vorenthalten. Der Rest ist bis auf einen Teenager mit Bauch durchwegs magere Kost.    14.03.2008

Christoph Prenner

Juno

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Worum geht´s?

Eine Teenager-Göre wird schwanger - und das ausgerechnet nach dem ersten Sex. Sie beschließt daraufhin, das Kind auszutragen und es zur Adoption freizugeben. Während sich die Schulkolleginnen also um den Abschlußball und andere Freizeitangelegenheiten kümmern, beginnt sie sich auf die Suche nach Adoptiveltern zu machen.

 

Was kann man sich erwarten?

Die filmische Überraschung des Jahres vielleicht. Zugegeben: Die Story scheint auf den ersten Blick nicht unbedingt der Stoff zu sein, mit dem sich vergnügliche 90 Minuten füllen lassen. Und hier beginnt das Wunder von "Juno": Wir haben es mit einer derart sympathischen, cleveren, schrulligen, schlicht furiosen Komödie zu tun, daß einem die eigenen Vorurteile spätestens nach dem dritten gigantischen One-liner der wunderbar goscherten Juno (grandios: Ellen Page) fast schon peinlich sind.

Ähnlich wie "Little Miss Sunshine" ein Jahr zuvor dürfte diese US-Indie-Komödie (umgesetzt übrigens von Ivan-Reitman-Sohn Jason) also einer der Konsens-Hits der Saison werden - und damit wohl auch einem breiten Mainstream-Publikum erstmals Einblicke in das blutige Schaffen des großen Herschell Gordon Lewis liefern (warum das so ist, muß jeder selber rausfinden). Fazit: "Juno" ist der wohl einzige Schwangerenfilm der Kinogeschichte, der seine Berechtigung hat. Also bitte keine weiteren mehr drehen ...

 

Wann geht´s los?

21. März

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 85 %

Links:

Jumper

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Worum geht´s?

Um einen Teenager, der entdeckt, daß er Superkräfte besitzt - genauer gesagt: Die Fähigkeit zur Teleportation. Um die schier ungeahnten Möglichkeiten, die sich für ihn dadurch zunächst ergeben. Und um Widersacher und unangenehme Mitstreiter, die diese Möglichkeiten einzuschränken versuchen.

 

Was kann man sich erwarten?

Einen recht unterhaltsamen ersten Akt (die "Kinder"-Darsteller schlagen die Erwachsenen-Darsteller Hayden Christensen und Rachel Bilson zudem um Längen), einen zumindest schön anzusehenden zweiten Akt (mit Ausflügen zu den Pyramiden, nach Tokio und ins Kolosseum) und einen absolut unwürdigen, unbefriedigenden dritten Akt, der lediglich auf einer Voraussetzung zu beruhen scheint: bloß keinen einzigen der zentralen Handlungsstränge auflösen, man könnte sich ja Stoff für eine etwaige Fortsetzung wegnehmen. Für den Fall, daß es die aber eventuell nie geben könnte, bleibt ein auf 80 Minuten heruntergestümmelter Streifen, der den Anschein erweckt, als hätte man die letzte Filmrolle einzulegen vergessen. Die wirklich käsigen Special Effects helfen übrigens auch nicht unbedingt bei der Mission, diesen Film empfehlen zu wollen.

 

Wann geht´s los?

14. März

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 40 %

Links:

Tödlicher Anruf

(One Missed Call)

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Worum geht´s?

Um Handy-Overkill einmal anders. Hier hat´s gar horrible Nachrichten auf Handys, die deren Besitzern furchterregende Aufnahmen der letzten Sekunden ihres Lebens übermitteln. Tatsächlich erhaten die diese Aufnahmen schon Tage vor ihrem Tod, um danach genauso zu sterben, wie die Anrufe es angekündigt hatten.

Was kann man sich erwarten?

Na ja, einen weiteren (der wievielte ist das denn mittlerweile, um Himmels willen?) Hollywood-Aufguß eines Asien-Horrorfilms. Dabei war hier ja das Original von Takashi Miike schon nur höchstens Mittelmaß - zumindest verglichen mit anderen Genre-Meilensteinen oder auch den Highlights des Regisseurs selbst. Dieses völlig inspirationslos hingeschluderte, atmosphärischen Grusel mit Billig-Schocks verwechselnde Remake erfüllt aber eigentlich nur noch einen Zweck: Jetzt wissen wir endlich, warum aus der feschen Shannyn Sossamon niemals mehr geworden ist. Ganz einfach, weil sie an schlechten Tagen, also wie hier, nicht mal einen Hydranten an die Wand spielen kann.

Breaking News: Demnächst starten in diesem unwürdigen Theater die Neuauflagen von "The Eye", "A Tale Of Two Sisters" und "Shutter". Das ist der wahre Horror ...

 

Wann geht´s los?

21. März

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 25 %

Links:

Was sonst noch anläuft


10.000 BC

Spielbergle Roland Emmerich läßt die Mammuts von der Leine - und noch andere Viecher, die es mal gegeben hat (oder auch nicht) vor langer, langer Zeit. Leider stimmen anno 2008 aber nicht einmal mehr die Schauwerte. Lesen Sie dazu die ausführliche EVOLVER-Filmbesprechung.

 

Dan - Mitten im Leben!

Steve Carell in einer RomCom - mit Juliette Binoche? Klingt so absurd, daß es fast schon wieder hinhauen könnte. Falls es das nicht tun sollte, bleibt einem immer noch die mit Carell in der Ricky-Gervais-Rolle besetzte US-Adaption von "The Office", die seit letzter Woche im ORF läuft (jeden Donnerstag abend, leider in der Synchro-Fassung).

 

Die Schwester der Königin

Wenn sich Scarlett Johansson und Natalie Portman um einen balgen, muß man schon ein toller Typ sein. Oder zumindest König von England. Der dazugehörige Film ist leider nicht ganz so prickelnd, wie es die Prämisse verheißt, aber immer noch absolut solides Historien-Kino.

 

Die Welle

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Kommentare_

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