Kino_K-PAX

Alien im Narrenhaus

Eine an sich bemerkenswerte Story um einen Außerirdischen, der in einer amerikanischen Irrenanstalt gelandet ist - oder einen Irren, der sich für außerirdisch hält -, verkommt in den Händen eines Hollywood-Mietlings zur Humanismus-Schmalzorgie.    18.10.2002

Kevin Spacey ißt eine Banane! Mitsamt der Schale! Was für ein unglaublicher Schauspieler!

Nein, ganz im Ernst: Natürlich ist Spacey ein Genie - das hat er ja schon mit "Die üblichen Verdächtigen", "Seven" und "American Beauty" zur Genüge bewiesen. In letzter Zeit hatte er nur das Pech, sich für Rollen in uninspirierten bis kitschigen Streifen wie "Das Glücksprinzip" oder "Schiffsmeldungen" entschieden zu haben. Und auch bei "K-PAX" griff der gute Mann daneben; eigentlich verständlich, da der zugrundeliegende Roman von Gene Brewer wirklich lesenswert war.

Die Geschichte des Mannes, der sich Prot nennt und in eine New Yorker Irrenanstalt eingeliefert wird, weil er behauptet, ein Außerirdischer auf Erdurlaub zu sein, wäre in den Händen eines vernünftigen Regisseurs Oscar-Material geworden. Leider engagierte man Iain Softley (der u. a. "Hackers" und "Backbeat" verbrach), und der unterzog den Stoff stattdessen der üblichen Hollywood-Kitschbehandlung. Da helfen nicht einmal die vereinten Talente Prots und seines psychiatrischen "Gegenspielers" Dr. Mark Powell (Jeff Bridges), wenn wieder einmal banale Werteklischees wie Humanismus und Toleranz herangezogen werden ... Vielleicht bringt die Story um den bananenunkundigen Besucher vom Planeten K-PAX ja den einen oder anderen Amerikaner zum Nachdenken; unsereins hat hingegen nur die Chance, sich am schauspielerischen Duell der beiden Hauptdarsteller zu erfreuen. Aber das ist doch auch was wert.

Peter Hiess

K-PAX

ØØØ


USA 2001

120 Min.

dt. Fassung und engl. OF

Regie: Lain Softley

Darsteller: Kevin Spacey, Jeff Bridges, Mary McCormack u. a.

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