Kino_Kino-News KW 35/2004

Ursache und Wirkung

Diese Woche: der erste regulär in Österreich startende Kim-Ki-Duk-Streifen, bedeutungsschwangere Mystery von der US-Resterampe und schon wieder eine Teenie-Klamotte.    27.08.2004

 

Christoph Prenner

Butterfly Effect

(The Butterfly Effect)


USA 2004

114 Min.

Regie: Eric Bress & J. Mackye Gruber

Darsteller: Ashton Kutcher, Amy Smart, Melora Walters u. a.

 

Angewandtes Chaos. Lesen Sie dazu die ausführliche EVOLVER-Filmrezension.

 

Links:

Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling

(Bom yeoreum gaeul gyeoul geurigo bom)


Südkorea 2003

103 Min.

Regie: Kim Ki-duk

Darsteller: Oh Yeong-su, Kim Ki-duk, Kim Young-min u. a.

 

Ein Tempel, der inmitten eines abgelegenen Bergsees schwimmt. Ein alter Mönch und sein Schüler. Der ewige Kreislauf des Lebens, repräsentiert durch die vier Jahreszeiten, die für den jungen Protagonisten die verschiedenen Lebensphasen darstellen. Angefangen vom Tiere marternden Kind (Frühling) über den jungen Mann, der aus Begierde einer Frau wegen den Tempel verläßt (Sommer), diese dann aus Eifersucht ermordet und im Tempel Versteck sucht (Herbst), bis hin zum geläuterten Rückkehrer, der nun wiederum bereit ist, einen Jungen zum Mönch auszubilden und den Kreislauf fortzusetzen (Winter bzw. Frühling).

Erweist man einem Film mit einer solch detailierten Inhaltsangabe zumeist einen Bärendienst, so spielt das im Falle des neuen Werks vom koreanischen Regiemeister Kim Ki-Duk kaum eine Rolle. Denn "Frühling ..." ist kein Film, der sich über eine vertrackte Handlung (oder auch nur mehr als ein Mindestmaß an Dialogen) definiert, sondern über ein lakonisches bis meditatives Erzähltempo, bei dem Symbole, Gesten und Distanz eine weitaus zwingendere Rolle spielen. Die harten und grausamen Abgründe der menschlichen Existenz, die der radikale Regie-Punk Kim Ki-Duk bisher in Filmen wie "Seom", "Coast Guard" oder "Address: Unknown" nicht nur mit symbolischen Widerhaken zu kollektiven Schockmomenten verdichtete, schimmern hier sublim unter einer hyperästhetisierten Oberfläche. Bezaubernd, auch wenn man sich etwas mehr Verstörung und weniger Arthouse-Anbiederung wünschen hätte können.

 

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Girls Club - Vorsicht bissig!

(Mean Girls)


USA 2004

97 Min.

Regie: Mark Waters

Darsteller: Lindsay Lohan, Rachel McAdams, Tina Fey u. a.

 

Des Soziotops Schulhof nimmt sich die zumeist ideenschwache US-Komödienschreiberriege immer wieder dankbar an. Denn nicht einmal Reißbrett-RomComs und Proto-Action-Reißer lassen sich mit immer gleich angeordneten vorgefertigten Script-Bausteinen so zielsicher und deppeneinfach zu veritablen Kassenschlagern für die direkt in diesem absurden Mikrokosmos aus Cliquenrivalitäten, Anpassungsterror und uniformen Schönheitsidealen Stapfenden machen.

Wenn Kritiker nun meinen, das mit der derzeit überpräsenten Göre Lindsay Lohan (u. a. "Freaky Friday") besetzte "Girls Club" sei in der Highschool-Filmchen-Liga eine löbliche, weil erfrischende und unkonventionelle Ausnahme, so mag man das glauben oder nicht. Letztendlich ist es aber auch egal, wenn die Liga an sich so öd und uninteressant ist.

 

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Erbsen auf halb 6


D 2004

111 Min.

Regie: Lars Büchel

Darsteller: Fritzi Haberlandt, Hilmir Snær Gudnason, Harald Schrott u. a.

 

Erfolgreicher Theaterregisseur verliert nach Autounfall Augenlicht und Lebensmut. Klar, daß er dann plötzlich seine Mutter in Rußland besuchen möchte und sich mit seiner ebenfalls (allerdings von Geburt an) blinden Therapeutin auf die Reise macht. Man hat ja sonst nix vor ...

Prätentiöse, klischeeverdreckte und gleichzeitig

beleidigend banale Kunstkinoanbiederung des Deutschen Lars Büchel, die gerne Kusturica wäre und dabei doch bloß ein paar hübsche Landschaftsbilder für das ARTE-Hauptabendprogramm liefern wird. Meiden.

 

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Yu-Gi-Oh! Der Film

(Yu-Gi-Oh! The Movie)


Japan 2004

89 Min.

Regie: Ryôsuke Takahashi

 

Hier haben wir: ein Film bzw. zuvor schon TV-Serie gewordenes Computerspiel, das auf Trading-Cards basiert. Also Anime für Vier- bis Sechsjährige, in der Tradition von "Dragon Ball" oder "Pokémon". Fantasy ohne Phantasie. Mäßig animiert, langweiliger als sieben Stunden Wetterkanal und selbst für Kids und Hardcore-Anime-Fans ungenießbar. Übel.

 

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