Kino_Windtalkers

In den Wind gesprochen

Die Navajo, ein von New-Agern über alles hochgelobter Indianerstamm, halfen ausgerechnet der Sippschaft, die sie fast ausgerottet hatte, im Zweiten Weltkrieg den Sieg zu erringen. John Woo hat darüber einen viel zu langen Film gedreht.    24.10.2002

Ach, John Woo - wärst du nur in Hongkong geblieben! Dort hattest du immerhin Gelegenheit, wunderschön choreographierte Action-Dramen wie "The Killer" zu drehen. Aber nein, du mußtest ja nach Hollywood auswandern, weil du Angst vorm Rotchinesen hattest. Und was haben sie dir dort angedreht? Zuerst "Hard Target" mit dem exquisiten Idioten Jean-Claude Van Damme; dann den Atombomben-Unfug "Broken Arrow"; später "FaceOff", der trotz guter Action-Szenen doch ziemlicher Schwachsinn war; und schließlich den strohdummen "Mission Impossible 2" (Tom Cruise!). Darüber scheinst du leider einen Gutteil deines Talents eingebüßt zu haben, und deswegen haben sie dich jetzt in einem Film verheizt, der die derzeitige Zweiter-Weltkriegs-Besessenheit der Amis widerspiegelt - aber was geht dich das eigentlich an?

Da wären also die Navajos, deren Sprache im Pazifikkrieg gegen die Japaner zum umknackbaren Code der US-Streitkräfte wurde; weil: Indianer sind sowieso immer faszinierend. Dazu kommen noch zwei Marines (Augenroller Nicolas Cage und Unsympath Christian Slater), die in einen typischen Männerkonflikt rutschen: Einerseits sollen sie die Navajo-Kollegen um jeden Preis schützen, andererseits aber gnadenlos umlegen, bevor sie in Kriegsgefangenschaft geraten. Das Problem ist nur, daß dieser Konflikt in einem tödlich konventionellen, "realistischen" Kriegfilm voll logischer Löcher total untergeht. Lieber John Woo, willst du nicht doch wieder nach Hause und dort weitermachen? Wir beteiligen uns auch am Flugticket ...

Peter Hiess

Windtalkers

ØØ


USA 2002

134 Min.

dt. Fassung und engl. OF

Regie: John Woo

Darsteller: Nicolas Cage, Christian Slater, Adam Beach u. a.

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