Kolumnen_Unerwünschte Nebenwirkungen
Breitschwerter
Dr. Trash empfiehlt: Zelebrieren Sie den Eskapismus. Das geht, wie erfahrene Realitätsverächter wissen, am besten mit flotter Sword & Sorcery-Fantasy, ohne schwuchtelige Vampire, häßlich tätowierte Suicide-Girls-Hexen oder Gruftie-Jungmagier, die sich mit dem Taschengeld von der Mama im Fetish-Shop einkleiden. Pfui! Nein, da müssen schon echte Barbaren her - Berserker, Axtkämpfer und Elfenkiller. Und für die schreibt Ihnen der Doc heute ein Rezept.
16.10.2010
Fantasy ist seit jeher das Lieblingsgenre von Leuten, die in der Schule keine Freunde hatten. Das kann der Doc guten Gewissens behaupten, weil es ihm einst selber so erging.
Doch auch da gibt es Unterschiede: Die unglücklichen Kreaturen, die immer gern mit dem Rest der Klasse befreundet gewesen wären, lasen einsam Herr der Ringe, gaben sich melancholisch, hörten später Märchenkassettenmusik à la Nightwish und stürzten sich auf ausweglose Rollenspiel-Studienrichtungen. Die bewußten Einzelgänger hingegen sannen über Methoden nach, ihre armseligen Altersgenossen auszurotten, verschlangen Conan und andere "Heroic Fantasy"-Reißer, in denen Feindesköpfe rollten, erlernten richtige (wenn auch naturgemäß einsame) Berufe und hören heute am liebsten altmodischen Hardrock im Seventies-Stil, zum Beispiel Grand Magus und deren epochale neue Platte "Hammer of the North". So geht Musik, so geht das Leben, und so sollte auch Fantasy gehen: keine schwuchteligen Elfen, keine erfundenen Sprachen und Kulturen, sondern raus mit dem Barbaren-Breitschwert und weg mit den Pikten, hurra, Auenland wird abgebrannt!
(Die seit Jahren anhaltende Welle der schlecht geschriebenen All-Age-Fantasy-Schwarten und unerträglichen Vampirromanzen sei hier bewußt ignoriert - deren Leser und -innen werden sowieso niemals Freunde haben und emotionalen Anschluß bestenfalls dann finden, wenn sie sich als Sitzmöbel im S/M-Club verdingen ...)
Mit aufgedrehten Verstärkern und nordischen Gitarrenhymnen stürzt der Doc also diesmal Sie und sich selbst in die phantastische Welt von Warhammer, die viele Inkarnationen, Helden und Bösewichter hat, aber auch eine große Gemeinsamkeit: Es herrscht Krieg. Immer. Das Reich der Ordnung gegen die Mächte des Chaos; die Zivilisation gegen Dämonen, Rattenmenschen und Mutierte. In den derzeit bei Piper erscheinenden Romanen zur Tabletop-Spielserie Warhammer (nicht zu verwechseln mit Warhammer 40.000, das die endlose Kriegshandlung in eine ferne SF-Zukunft verlegt) treten noch echte Helden mit Äxten, Hämmern und Moral gegen abscheuliches Gezücht aller Art an - und müssen natürlich durch Meere von Blut waten, um die Welt vor der Finsternis zu retten.
Der Doc verschreibt Ihnen hiermit seine Lieblingsserie aus diesem lebhaften Universum, nämlich die Abenteuer des suizidalen Zwergs Gotrek (der mit dem roten Irokesenschnitt) und seines Begleiters Felix, deren zehnter Band Elfenslayer (von Nathan Long) soeben erschienen ist. Zweimal täglich einnehmen, dazu ein Humpen Bier. Zusatztherapie für Hartnäckige: C. L. Werner mit Prophet des Unheils und Graham McNeill mit Das erste Imperium. Dann haben die Chaoshorden keine Chance mehr.
Dr. Trash
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