Kolumnen_Unerwünschte Nebenwirkungen
Fuchs & Ente
Dr. Trash empfiehlt: Wenn Sie schon ein ewiger Loser sein müssen, dann werden Sie gefälligst einer wie Donald Duck - und zwar ohne die heutzutage typische Verlierer-Ironie. Die blaugelbe Matrosenjacke, die kecke Mütze und das rote Mascherl stehen sowieso jedem Menschen besser als Wollhaube, Schlurfkleidung und Volltrottel-Hornbrille. Und lernen kann man vom besten Erpel der Welt auch noch was.
19.03.2011
Auch Donaldisten haben klein angefangen. In ihrer Kindheit, mit der wöchentlichen "Micky Maus" und den wunderbaren "Donald Duck Sonderheften", eventuell auch mit "Walt Disneys Lustigen Taschenbüchern" - obwohl letztere der Entwicklung zum echten, ernsthaften Entenhausen-Experten gewaltig im Weg stehen können.
Dem Doc ging es einst, in grauschimmliger Vorzeit, nicht anders: Er las alles über Donald, Dagobert, Neffen und Panzerknacker, Daniel Düsentrieb, Oma Duck und Franz Gans, was er aus der Romantauschzentrale um wenig Geld nach Hause schleppen konnte, langweilte sich dafür standesgemäß bei den Abenteuern der moralinsauren und systemerhaltenden Maus, hielt immer zu Ede Wolf statt zu den drei kleinen Schweinchen und konnte wie jeder Nicht-Zoophile A- kaum von B-Hörnchen unterscheiden. Wie ein auf seinem Oberarm eintätowierter wütender Donald zeigt, wäre auch er beinahe Donaldist geworden, hätte ihn das Leben nicht auf andere, dunkle Pfade geführt.
Gut so. Donaldisten sind nämlich durchaus liebenswerte, aber auch sehr seltsame Menschen. Sie halten Entenhausen (das bekanntlich überall ist) für die Realität und unsere Welt für eine nicht besonders gute Erfindung. Für sie sind die Stories von Carl Barks knallharte Reportagen aus der Welt der Ducks - aber natürlich nur in der Nachdichtung der großartigen Übersetzerin Erika Fuchs (1906-2005), die unseren Sprachschatz fast 40 Jahre lang um Unsterbliches wie "Mein Gehirn käst" bereichert und mehr als nur eine Generation mit ihren Formulierungen und Ideen beeinflußt hat.
Ernst Horst ist nicht nur Feuilletonist, sondern auch Donaldist. Als solcher hat er der Entenforschung das ausgesprochen gelungene Sachbuch Nur keine Sentimentalitäten! (Blessing) geschenkt, das der geneigten Leserschaft (ob Geflügel oder nicht) recht feinsinnig erläutert, "wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte" - das ist übrigens auch der Untertitel. Anhand der Biographie der Akademikerin mit der großbürgerlich-klassischen Bildung verfolgt er die Herkunft ihrer besten Sätze, der von ihr kreierten Namen (hier sei nur an Kasimir Kapuste erinnert), gräbt dabei Überraschendes aus und behandelt Themen wie "Entenhausen und die Musik" oder "Fug und Unfug im Fuchs’schen Werk". Illustriert ist das alles mit Bildern aus Duck-Comics, die zwar nicht immer perfekt abgedruckt sind (die Farben tun, was sie wollen), aber selbst im Privatgelehrten schöne Erinnerungen wecken. Über die Donaldisten läßt sich Horst natürlich auch ein Kapitel lang aus - nur um am Schluß zu verraten, wie man sich mit Fuchs-Zitaten am besten durchs Leben schlägt.
"Tja, so ein Buch ist Goldes wert", wie schon Donald sagte ...
Dr. Trash
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