Kolumnen_Keine Panik #19: Es ist nur ...

Katatonie

Manchmal möchte man, wie schon Loriot sagte, einfach nur hier sitzen. Oder sich vielleicht gar nicht mehr bewegen. Und dann ist es zu spät: Nichts geht mehr. Da weiß auch der Hausarzt keinen Rat - außer eventuell hoffen, daß es von selber vergeht.    24.03.2009

Woran Sie es merken: Sie können sich plötzlich nicht mehr bewegen und verharren in einer oft absonderlichen Körperhaltung, und das vielleicht wochen- oder monatelang. Sie können auch nicht mehr sprechen und scheinen für den Beobachter jeden Kontakt mit der Realität verloren zu haben. Ist besagter Beobachter boshaft und/oder ein Psychiater, dann kann er Ihre Gliedmaßen in eine neue Position bringen, die Sie auch beibehalten, wie ein Roboter. Letzteres Phänomen bezeichnet man übrigens als "wächserne Biegsamkeit" oder Katalepsie.

 

Was es ist: "Spannungsirresein" (Katatonie), ein Krankheitszustand, der bei depressiven und schizophrenen Patienten auftritt und auf extreme Angstzustände zurückzuführen ist. Der unbewegliche Zustand (Stupor) kann von Phasen wilder Erregung abgelöst werden, in denen der Betroffene herumläuft, springt, gegen die Wand klopft, singt, tobt, weint oder irre lacht.

 

Woher es kommt: Ja, das weiß wieder keiner so genau. Neueste Erkenntnisse weisen auf die Störung bestimmter Funktionskreise und Interaktionen in der Hirnrinde hin.

 

Was passieren kann: Sie benehmen sich monatelang wie eine Maschine, die nur auf Befehle reagiert (und diese auch widerspruchslos ausführt). Und wenn die Erregungszustände zu heftig sind, sterben Sie möglicherweise an Herzversagen oder Erschöpfung.

 

Was Sie dagegen tun: Gar nichts. Sie warten, bis die freundlichen Herren Sie abholen und mit einschlägigen Psychopharmaka vollstopfen. In vielen Fällen kommt es auch zu Spontanrückbildungen; dann hoffen Sie, daß sowas nie mehr vorkommt...

 

Peinlichste Momente: Wenn Ihre Frau Sie im Wohnzimmer aufstellt wie eine Mischung aus Zombie und Zimmerspringbrunnen.

Peter Hiess

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