
Kolumnen_Keine Panik #28: Es ist nur ...
Münchhausen- Syndrom
Hypochondrie ist ja schön und gut, aber man sollte sie nicht übertreiben. Wer sich selbst oder Schutzbefohlenen Schaden zufügt, um mit erfundenen Krankheiten Eindruck zu schinden oder öffentliche Gelder zu verschwenden, wird mit Psychiatrie nicht unter einem Halbjahr bestraft. 09.06.2009
Woran Sie es merken: Sie sitzen auf einer Kanonenkugel und fliegen durch die Luft. Nein, nein - dann wären Sie ja der "echte" Baron Münchhausen. In Wahrheit sind Sie nur ein Mensch, der sich zu wenig beachtet fühlt und daher schwere Krankheiten erfindet, deren Symptome er nahezu perfekt vortäuschen kann.
Was es ist: eine psychische Störung, der Herr. (Kann aber auch Damen treffen; u. a. Mütter, die ihre Kinder künstlich krank machen.) Oder wie würden Sie es sonst nennen, wenn jemand Zucker in die Urinprobe tut oder Seife frißt, um Fieber zu kriegen? Das Münchhausen-Syndrom - oder: Artefaktkrankheit - zeichnet sich dadurch aus, daß es zwar der willentlichen Kontrolle unterliegt, aber dennoch zwanghaften Charakter hat; außerdem würden Sie ja nie vor sich selbst oder anderen zugeben, daß Sie psychisch krank sind.
Woher es kommt: Wahrscheinlich sind Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen schwer gestört. Das kann daher kommen, daß Sie eine schlimme Kindheit und Jugend hatten (sexueller Mißbrauch, kriminelle Verhältnisse, drogensüchtige Eltern usw.)
Was passieren kann: Früher oder später werden Sie im Spital oder beim Arzt entlarvt, weil Ihnen die Behandlung der angeblichen Krankheit bzw. der Heilungserfolg auffällig egal sind. Dann werden Sie zur Kasse gebeten und/oder landen im Irrenhaus.
Was Sie dagegen tun: Leider gar nichts. Wenn Sie diesen Artikel lesen, kommen Sie sich sowieso nicht betroffen vor. Und Münchhausen-Patienten sind für ihre therapeutische Unzugänglichkeit berüchtigt ...
Peinlichste Momente: Irgendwann erwischen Sie zuviel Säure für Ihre Hautkrankheit oder schlucken eine Überdosis Gift fürs vorgetäuschte Magengeschwür. Autsch!
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