Kolumnen_Keine Panik #32: Es sind nur ...

Pocken

Irgendwer hat sie sicher noch - in irgendeinem Labor. Und er wartet nur darauf, diese ausgerottete Krankheit auf die Menschheit loszulassen. Bis es soweit ist, haben wir alle noch genug Zeit zum Fürchten.    07.07.2009

Woran Sie es merken: Erst hatten Sie Gliederschmerzen und Fieber; dann tauchten blaßrote, juckende Flecken auf ihrer Haut auf, die zu Knoten und später zu Bläschen wurden. Jetzt sind es eitergefüllte Pusteln, die bald verkrusten und unschöne Narben zurücklassen werden. Während der ganzen Zeit ist Ihr Fieber gestiegen; sie sind verwirrt und halluzinieren.

 

Was es ist: echte Pocken, auch Blattern oder Variola major genannt (im Gegensatz zu den weißen Pocken - Variola minor). Sollten Sie tatsächlich an dieser Infektionskrankheit leiden, dann muß es irgendeinem Irren gelungen sein, die letzten Pockenviren aus dem Labor zu holen und zu terroristischen/kriegerischen Zwecken wieder auf die Menschheit loszulassen. Ansonsten ist diese Seuche nämlich dank einer weltweiten Durchimpfaktion unter Leitung der WHO seit 1977 ausgerottet.

 

Woher es kommt: Vom bösen Saddam? Vom blöden Bush? Wir wissen es nicht. Fest steht nur, daß echte Pocken vom äußerst komplex aufgebauten Orthopoxvirus variola ausgelöst und durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen werden.

 

Was passieren kann: Rund 40 Prozent aller Erkrankten sterben während der hochfiebrigen Phase; die schwarzen Blattern (Variola haemorrhogica) führen häufig bereits in den ersten 48 Stunden zum Tod. Sollten Sie die Pocken jedoch - vernarbt - überleben, sind Sie in Hinkunft dagegen immun. Ein schwacher Trost.

 

Was Sie dagegen tun: sich impfen lassen, das ist (fast ganz) sicher. Ach ja, die Impfungen wurden leider abgeschafft; nur US-Soldaten in der Golfregion sind geschützt.

 

Peinlichster Moment: wenn Sie aus lauter Terrorangst der Schlag trifft, obwohl eh kein Mensch Pockenviren freigesetzt hat.

Peter Hiess

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