Kolumnen_Unerwünschte Nebenwirkungen

Witzkiste

Dr. Trash empfiehlt: Freuen Sie sich mit ihm darüber, daß er zu Weihnachten 2006 ein hervoragendes Kompendium über die beste Comedy-Truppe (wie man heute so sagt) aller Zeiten geschenkt gekriegt hat. Die Betreiber des fliegenden Zirkus dürfen nämlich nicht in Vergessenheit geraten - und dafür wird auch der Doc bei jeder Gelegenheit sorgen. "I don´t know about art, but I know what I like."    02.04.2008

Nobody expects the Spanish inquisition! Our chief weapon is surprise. Fear and suprise. Our two weapons are fear, surprise and ...

 

Es war eine andere Ära, aber was, ein anderes Jahrtausend. Damals war der Doc trotz vorgezogener Altersweisheit physisch jung und verfolgte mit großer Aufmerksamkeit das Geschehen im Fernsehen. Erstes und zweites Programm, mehr war nicht. Auch farbig wurde im Haushalt der Familie Trash erst seit kurzem gespielt - und egal, wie lange man aufbleiben wollte, um Mitternacht war sowieso Ende. Mit Sendeschluß, Bundeshymne, Testbild und Rauschen.

Man hatte ja damals keinen Vergleich, da man als Wiener Antennenseher nur die ORFlöcher kannte. Aber manche am Küniglberg trauten sich Anfang der 70er noch eindeutig mehr als heute; sie wollten interessantes Fernsehen machen und keinen schnell im hauseigenen Shop verklopfbaren Starmania-Stadl-Dreck. Im Rahmen einer spätabendlichen Sendung namens "Impulse" zeigte der Staatsfunk sogar TV-Experimente aus der Heimat und aus fernen Landen. Und da tauchten sie das erste Mal auf, die Monty Pythons mit ihrem "Flying Circus".

Seit den ersten seltsamen Sketches mit den kannibalischen Soldaten und der Familie, die in ihrer überfluteten Kellerwohnung ganz normal ihrem Alltag nachgeht, ist der Doc mit dem Python-Virus infiziert. Er lernte ganze Folgen der Fernsehserie auswendig, sah sich Filme wie "Die Ritter der Kokosnuß" unzählige Male an, sammelte die großartigen LPs der britischen Genies und ist froh, daß sie - wie die Beatles - rechtzeitig aufgehört haben, bevor sie ihren eigenen Mythos zerstören konnten.

Da trifft es sich gut, daß wohlmeinende Menschen dem Doc ein Weihnachtsgeschenk machten, das nur Leute wie er zu schätzen wissen: ein altes Buch. (Also, eigentlich ist es von 2004, aber heute altert ja alles so schnell). Der großformatige und nur in aller Ruhe am Lesetisch handzuhabende Band Python über Python (Hannibal) läßt die überlebenden Mitglieder John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin sowie den mittlerweile verstorbenen Graham Chapman (with a little help vom Journalisten Bob McCabe) erzählen, wie die beste Komikervereinigung aller Zeiten zusammenfand und ihre Gags, Ideen und Kinowerke ersann. In ausführlichen Interviews wird über Fakten und Anekdoten referiert, dazu gibt´s eine Unzahl vormals unbekannter Photos und sogar Deleted Scenes.

Heimische Kabarettisten mögen also bitte sogleich die Arbeit einstellen und dieses Kompendium studieren, bevor sie sich je wieder auf die Bühne wagen. Und Ihnen, werter Leser, sei gesagt: Viel Spaß beim Lesen, Miss.

 

(What do you mean, "miss"? - Sorry, I have a cold.)

Dr. Trash

Dr. Trash empfiehlt


erscheint in gedruckter Form in der höchst empfehlenswerten österreichischen Literaturzeitschrift "Buchkultur" - für Menschen, die beim Lesen noch nicht die Lippen bewegen müssen - und wird zeitversetzt Web-exklusiv im EVOLVER veröffentlicht. 

Links:

Kommentare_

mc - 02.04.2008 : 13.16
Trash, schreib öfters!
Dr. Trash - 02.04.2008 : 13.31
Ich betrachte das als hochoffiziellen Auftrag - und werde mich bemühen. Danke für die Anfeuerung ...
Ihr Dr. Trash
Trin - 03.04.2008 : 21.46
Also, wenn ich mir vorstelle, wie Dorfer und Dürringer sich an "Die Ritter der Kokosnuß" orientieren, stellen sich bei mir schon jetzt die Nackenhaare auf!!
Bitte laßt den britischen Humor auf der Insel. Der Österreicher sollte sowas nur aus der Ferne betrachten und in kleinen Dosen genießen! Zu mehr ist er nicht fähig ( mit den wenigen Ausnahmen, wie Sie Dr. Trash) und wär mit einem solchen Programm hoffnungslos überfordert!
Da wär dann wohl die Beobachtung des Puplikums interessanter und erheitender, als das Programm auf der Bühne selbst!

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