Kolumnen_Keine Panik #7: Es ist nur ...

Tripper

Auch heute läßt Ihr freundlicher Berater für Geschlechtskrankheiten und andere intime Unbillen vor allem der männlichen Leserschaft eine Warnung zukommen: Watch where you stick it!    16.12.2008

Woran Sie es merken: Plötzlich fängt es an, beim Pinkeln weh zu tun. Binnen weniger Tage fühlt sich der Schmerz so an, als würde man Ihnen Stacheldraht durch die Harnröhre ziehen. Bald bemerken Sie auch einen gelblich-eitrigen Ausfluß.

 

Was es ist: eine Geschlechtskrankheit namens Gonorrhoe, die durch die Übertragung von Gonokokken ausgelöst wird. Bei Frauen treten häufig keine oder geringe Beschwerden auf, bei Männern dafür umso heftigere.

 

Woher es kommt: Raten Sie einmal ... Richtig: durch Geschlechtsverkehr. Wenn Sie selbigen mit häufig wechselnden Partnern betreiben und sich dabei nicht durch Kondome vor dieser oder jener Ansteckung schützen, sollten Sie Ihre gesamte Intimbekanntschaft informieren, damit Sie (und dann auch deren Sexpartner) zum Arzt gehen. Außerdem würde es gar nichts schaden, Ihre Sexualgewohnheiten zu ändern.

 

Was passieren kann: Bei Männern kann ein unbehandelter Tripper zu einer Entzündung der Nebenhoden führen; im schlimmsten (und sehr seltenen) Fall breitet sich die Gonorrhoe im ganzen Körper aus, was Gehirnhaut- und Herzmuskelentzündungen hervorrufen kann.

 

Was Sie dagegen tun: 1. Gehen Sie ins zuständige Labor und lassen Sie sich diverse Metallstäbchen in die Harnröhre schieben. Das wird Ihnen eine Lehre sein.

2. Lassen Sie sich vom Arzt eine Penicillinspritze verabreichen - die wirkt binnen kürzester Zeit.

3. Meiden Sie ungeschützten Sex (zumindest solange, bis alle in Ihrer Umgebung vom Tripper geheilt sind).

 

Peinlichste Momente: 1. Wenn Sie Ihrer Frau einzureden versuchen, Sie hätten sich auf einer dreckigen Klobrille infiziert. Das glaubt heute kein Mensch mehr.

2. Wenn Sie im Pissoir vor Schmerzen schreien.

Peter Hiess

Kommentare_

Alban Sturm - 18.12.2008 : 23.59
Sehr geehrter Herr Hiess,

mit großem Interesse habe ich Ihre Beschreibung der Gonorrhoe gelesen.
Gestatten Sie mir die folgenden Anmerkungen:
Zu den möglichen Folgen zählen auch Prostataentzündung und Unfruchtbarkeit; bei Schwangeren eine Augenentzündung des Fötus, welche zur Erblindung des Kindes führen kann, oder - in den ersten drei Monaten - zum Abortus (= Fehlgeburt). Passende Sexualpraktiken vorausgesetzt, sind bei den Beteiligten auch Entzündungen des Rachens und der Mastdarmschleimhaut möglich, ebenso wie Geschwürbildung an der Cornea (für eine Infektion genügt es, sich hernach mit ungesäuberten Fingern die Augen zu reiben).
Vor der Behandlung mit Penicillin sollte eine eventuelle Allergie gegen selbiges Antibiotikum geprüft werden. (In diesem - relativ seltenen - Falle kann die von Ihnen empfohlene Injektion nämlich binnen Sekunden zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen.)
"Metallstäbchen" ist eine verharmlosende Beschreibung; die hierfür applizierten Geräte gleichen eher schmalen "Drahtwascheln", wie sie früher zur Flaschenreinigung verwendet wurden (und sind entsprechend "gefühlsintensiv" - zumal, wenn der Infizierte aus gegebenem Anlaß etwas empfindlich reagiert).
An "peinlichen Momenten" wäre noch anzuführen, daß die sachte, doch ständige Eitersekretion zu Nässung der Unterwäsche führt, was auch im Tagesablauf (z.B. im Beruf) recht störend sein kann.

Mit freundlichen Grüßen
Alban Sturm

P.S.: Im antiken Griechenland riet man übrigens von der "Aufreit"-Position ab (Mann in Rückenlage, Frau oben), weil dies das Eindringen femininen Genitalsekretes in die Harnröhre befördere ... diesbezügliche wissenschaftliche Untermauerungen aus der Neuzeit fehlen jedoch.
Peter Hiess - 19.12.2008 : 09.06
Sehr geehrter Herr Sturm!
Da werden Erinnerungen wach ... Nein, im Ernst: Sie haben natürlich mit allem recht, was Sie sagen. In der Kolumne hatte das alles aus Gründen der von vornherein beschränkten Länge keinen Platz; ich danke Ihnen jedoch - auch im Namen der Leserschaft - für Ihre Informationen.
Alles Liebe,
Peter Hiess

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