Kolumnen_Unerwünschte Nebenwirkungen
Filmrollen
Dr. Trash empfiehlt: Lassen Sie den Sadomaso-Gruftie in sich endlich krepieren - ein besseres Schicksal hat er eh nicht verdient. Externalisieren Sie Ihre inneren Ungeheuer, verleihen Sie Ihren Traumata Gestalt, vergleichen Sie sie mit den klassischen Schreckensgestalten der Kinogeschichte. Der Psychoanalytiker Ihrer Wahl hat diese Therapie bereits im März 2007 erfunden; jetzt können auch Sie endlich frei werden.
16.04.2008
Liebe deine Monster!
Diesen gutgemeinten Ratschlag beherzigen echte Horrorfreunde nicht erst seit Clive Barker, sondern schon seit Kindheitstagen. Damals saßen sie nämlich gebannt vor den Fernsehgeräten und genossen die Gänsehaut, die ihnen beim Anblick der Schwarzweißschocker aus Hollywood über den Rücken lief. Niemand wollte dem penetranten Van Helsing über Blutsauger vortragen hören - Dracula war viel interessanter. Und eigentlich kümmerte auch keinen das faustische Schicksal des verrückten Wissenschaftlers Dr. Frankenstein, solange man nur seine aus Leichenteilen zusammengenähte Schöpfung bestaunen konnte. Ob Vampir oder Wolfmensch, Mumie oder Wiedergänger: Die wahren Helden dieser Filme, die wirklich tragischen Figuren waren die Wesen, die am Schluß jedes Mal vernichtet wurden, nur um in der Fortsetzung auferstehen zu dürfen. So wurden sie unsterblich.
Die Klassiker des Genres (ich sage nur: Boris Karloff) waren die Universal Monsters, jene furchteinflößenden Inkarnationen der geliebten Ungeheuer, die in den 30er Jahren auf der Leinwand ihr Unwesen trieben. Sie ersetzten in der Imagination des Publikums ihre literarischen Vorbilder und wurden zur Schablone für unzählige Horrorstreifen der Kategorien A bis Z. Daher freut sich nicht nur der Doc, der die Kreaturen schon in jungen Jahren schätzen lernte, über ihre Auferstehung in einer Taschenbuchreihe des US-Verlags Dark Horse, der auch den Aliens und Predators unserer Kinowelt bereits Romanumsetzungen widmete.
Für die neue Reihe konnten namhafte Autoren des phantastischen Genres gewonnen werden - die genau wissen, daß sie mit Auftragsarbeiten zu bewährten "properties" mehr Geld verdienen als mit ihren eigenen Werken. (Im deutschen Sprachraum erleben wir dieses Phänomen gerade anhand der Tolkien-inspirierten Wälzer über Orks, Trolle und Zwerge ...) So kommt es, daß Paul Witcover in "Dracula: Asylum" den Grafen Vlad unter einem Irrenhaus wieder zu unnatürlichem Leben erweckt, während Stefan Petrucha in "Frankenstein: The Shadow of Frankenstein" das Monster in Whitechapel gegen den allseits beliebten Jack the Ripper antreten läßt. Und Michael Paine setzt in "The Mummy: Dark Resurrection" die Saga um den verfluchten Hohepriester Imhotep fort.
Heuer noch im Programm: "Wolf Man: Hunter´s Moon" von Michael Jan Friedman, "Creature From the Black Lagoon: Time´s Black Lagoon" von Paul Di Filippo (!) und "Bride of Frankenstein: Pandora´s Bride" von Elizabeth Hand (!!). Daß die universalen Monsterromane allesamt keine Nobelpreis-Kandidaten sind, ist klar - sonst würden sie hier ja nicht vorgestellt. Lesen müssen wir sie trotzdem.
Weil wir unsere Monster lieben ...
Dr. Trash
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